Kaltschnäuzig: Warum Narey so wichtig fürs Kleeblatt ist

30.10.2017, 19:29 Uhr
Kaltschnäuzig: Warum Narey so wichtig fürs Kleeblatt ist

© Foto: Wolfgang Zink

Khaled Narey hielt sich die ausgestreckte Hand an die Stirn und salutierte. Mission erledigt, zweiter Saisontreffer erzielt. Und das mit einer Coolness vor dem Tor, wie sie ihm wohl nur wenige zugetraut hätten. Dabei hatte Narey schon gegen Erzgebirge Aue bewiesen, wie zielstrebig er mittlerweile vor dem gegnerischen Kasten sein kann. In der vergangenen Saison war das noch nicht Nareys Stärke. Viel Kritik ist auf den jungen Spieler auch in dieser Spielzeit eingeprasselt, auch wegen seiner Abschlussschwäche – zuletzt etwa im Pokalspiel gegen Ingolstadt.

Beim Tor gegen den bis dato Tabellenfünften machte er jedoch alles richtig, was ihm sonst gerne vorgeworfen wird. Statt schlampiger Ballannahme lupfte er den Ball zielsicher und direkt über Sandhausens Torwart Marcel Schuhen. "Es ist jetzt nicht unbedingt mein Ziel, Torjäger zu werden, aber ich bin über jedes froh", sagte Narey.

Eigentlich ist er offensiver Flügelspieler

Weil der zuletzt angeschlagene Roberto Hilbert als Rechtsverteidiger in die Startelf zurückkehrte, konnte Trainer Damir Buric Nareys Schnelligkeit und Drang vors Tor in der Offensive nutzen. "Es war unser Plan, dass er gut hinter die Ketten kommt. Wir haben vorher analysiert: Mit Umschaltaktionen kommen wir gegen Sandhausen gut in die Räume. Mit Khaled kannst du das machen", freute sich der Coach über den Schachzug.

Erstmals durfte sich Narey schon in der Saisonvorbereitung im Trainingslager-Testspiel gegen Viktoria Pilsen in der Offensive austoben. Auch da endete das Experiment von Ex-Trainer Janos Radoki bereits mit Erfolg. Dass der bei Bayer Leverkusen als offensiver Flügelspieler ausgebildete Narey für das Kleeblatt vorne wertvoller ist als hinten, zeichnet sich immer mehr ab. Allerdings gab es zu Saisonbeginn im Kader auf der Rechtsverteidigerposition noch keine echte Alternative zu Narey.

Gemeinsam mit David Raum bildete er gegen Sandhausen eine Art frei schwebende Doppelspitze, die in der gesamten Hälfte der Gäste zu finden war. "Ich konnte mich frei bewegen, das war natürlich ungewohnt. Aber ich fand, David Raum und ich konnten in den Kontern gut hinter die Kette laufen", erklärte Narey. Der bewegte sich unheimlich viel auf dem Feld, war mit 12,11 absolvierten Kilometern der laufstärkste Fürther. "Er hat heute in beide Richtungen ein richtig gutes Spiel gemacht", lobte Buric.

Frühes Anlaufen

Tatsächlich waren Narey und Raum – und eine Reihe dahinter auch Patrick Sontheimer und Levent Aycicek – durch frühes, unermüdliches Anlaufen der Sandhäuser maßgeblich daran beteiligt, dass die Fürther deutlich stabiler standen als noch in den Vorwochen. Denn so erzwangen sie Fehler, der SV kam meist erst gar nicht gefährlich in Tornähe.

Allerdings hätte Burics neuer Angreifer ihm auch einiges Zittern ersparen können, hätte er in der Nachspielzeit, als er alleine auf Keeper Schuhen zulief, das 3:1 erzielt. Nur war er dieses Mal nicht kaltschnäuzig genug, sondern fing stattdessen an nachzudenken.

"Ich habe überlegt zu chippen, ich wollte in die lange Ecke, aber ich schieße den Torwart an. Leider ist das nicht gut gegangen", erklärte er. In der vergangenen Saison war Nareys größtes Problem im Abschluss noch, dass er zu überhastet abzog. Wenn er jetzt zu viel nachdenkt, spricht das angesichts von zwei Saisontreffern immerhin dafür, dass er auf gutem Weg ist eine Balance zu finden.

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