Kampf gegen Doping: Hörmann fordert Wada-Reformen

31.10.2016, 16:20 Uhr
Alfons Hörmann ist seit Dezember 2013 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

© Britta Pedersen (dpa) Alfons Hörmann ist seit Dezember 2013 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Erdrückende Hinweise auf Staatsdoping in Russland, unzählige Positivtests bei Nachkontrollen und schwere Pannen bei den Dopingkontrollen in Rio: Nach den nicht enden wollenden Negativ-Schlagzeilen im Kampf gegen die Sportbetrüger ist die Diskussion über die Schuldfrage in vollem Gange. Sportler und Politiker verteidigen mit Kritik an den Sportverbänden die Einführung des Anti-Doping-Gesetzes in Deutschland, DOSB-Chef Alfons Hörmann attackiert indes die Welt-Anti-Doping-Agentur.

"Man muss leider feststellen, dass Verbände gerade in den letzten Jahren und Monaten gezeigt haben, wie wenig sie die Doping-Diskussion interessiert. Rio war für mich als Sportliebhaber ein Schlag ins Gesicht. Ich habe mit einem weinenden Auge verfolgt, wie einander die Schuld zugeschoben wurde. Da bin ich dankbar, dass sich die Politik einschaltet", sagte Ironman-Sieger Jan Frodeno bei einem Symposium zum Anti-Doping-Gesetz am Montag in Berlin.

Ist der Sport mit dem Dopingproblem überfordert?

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas und Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, verwiesen auf die Notwendigkeit der politischen Einflussnahme. "Das Anti-Doping-Gesetz war lange überfällig. Das haben die Olympischen Spiele und der Ausschluss vieler Sportler gezeigt", sagte Maas und Freitag ergänzte: "Der Sport ist mit den Möglichkeiten, die er selbst hat, schlicht überfordert, das Dopingproblem in den Griff zu bekommen." Freitag betonte, dass sie sich mehr Kooperation von den Sportorganisationen, insbesondere der Dachorganisation des deutschen Sports gewünscht habe.

Alfons Hörmann wies die Kritik zurück. Alle würden das selbe Ziel verfolgen. Man könne aber nach gut einem Jahr noch nicht sagen, ob die Bedenken des Deutschen Olympischen Sportbundes hinsichtlich möglicher Probleme aufgrund von zwei Verfahrenswegen zurecht vorhanden gewesen seien. Am 18. Dezember 2015 war in Deutschland das Anti-Doping-Gesetz in Kraft getreten. Bislang ist es noch in keinem Fall zu einem endgültigen Urteil gekommen.

"Dauerhaft völlig unbefriedigend"

So sinnvoll das Anti-Doping-Gesetz auch sei, beklagte Maas aber auch, dass die Einstellung im Anti-Doping-Kampf in anderen Ländern nicht die gleiche sei. Da müsse man nicht nur nach Russland oder Afrika blicken, schon in Spanien sei die Kultur eine andere, sagte Maas und sprach von einer Wettbewerbsverzerrung.

Für Hörmann ist für ein Gelingen des Anti-Doping-Kampfes eine Neuaufstellung der Welt-Anti-Doping-Agentur zwingend erforderlich. "Wer, wie die Wada über Monate, Jahre hinweg Hinweise auf ein russisches Staatsdoping negiert und dieses Land noch vorinformiert, muss sich nicht wundern, dass die Dinge dauerhaft völlig unbefriedigend laufen", sagte Hörmann.

Wada räumte zuvor Pannen ein

Die vergangenen Tage seien die Bestätigung für das gewesen, "was man die letzten Wochen und Monate vermuten konnte". Es sei inakzeptabel gewesen, was im Vorfeld der Rio-Spiele auf Wada-Ebene abgelaufen sei.

"Wenn es nicht gelingt, die Chancengleichheit ansatzweise hinzubekommen, dann wird es ein schwieriges Unterfangen." Zuletzt hatte die Wada selbst von Pannen bei den Dopingkontrollen während der Sommerspiele gesprochen.

Kritik gibt es bei der Wada, dass ihr Präsident Craig Reedie zugleich Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee ist und bis zum Sommer sogar Vizepräsident unter Thomas Bach war. Die Forderung, Vertreter von Sportverbänden aus der Wada rauszunehmen, sei laut Hörmann "charmant". Aber wer solle es denn machen?

So monierte der DOSB-Chef, dass die Politik auf miserable und inakzeptable Weise in der Wada vertreten sei. "Die Politik hat noch viel weniger für einen guten Anti-Doping-Kampf getan."

Hörmann wies zugleich die Kritik zurück, dass der DOSB mit Blick auf die Teilnahme von rund 280 russischen Sportlern in Rio eine klare Position vermieden habe. "So, wie das russische Team eingelaufen ist, war es nicht in Ordnung. Die Verantwortung liegt bei den internationalen Fachverbänden, der Wada, dem CAS und dem IOC. Es hat dazu nicht ein unklares Statement vom DOSB gegeben."

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