Kampfansage: Mathenia will die neue Nummer eins werden

12.7.2018, 05:58 Uhr
Will sich nicht mit der Reservistenrolle abfinden: Neuzugang Christian Mathenia.

© Sportfoto Zink/DaMa Will sich nicht mit der Reservistenrolle abfinden: Neuzugang Christian Mathenia.

Auf der Position des Torwarts scheint seit ein paar Jahren ein kleiner Fluch zu lasten. Die Nummer eins des 1. FC Nürnberg zu sein war selbst in Raphael Schäfers Karriereherbst häufig ein kurzes Vergnügen.

Seit dem Abstieg vor über vier Jahren bis zum Aufstieg vor ein paar Wochen mussten die jeweiligen Club-Trainer nicht weniger als 20-mal ihren Keeper wechseln. Das ist verhältnismäßig oft, wenn man bedenkt, dass der Mann zwischen den Pfosten auch unheimlich viel Verantwortung trägt. Wenn er einen Fehler macht und vielleicht noch einen, ist es meistens zu spät, auch für ihn.

In der vergangenen Saison durfte sich zunächst Thorsten Kirschbaum als Stammkraft fühlen, bis sein Rücken streikte. Fabian Bredlow nutzte das Pech seines Konkurrenten zu zwei bemerkenswert guten Auftritten gegen Bochum und in Fürth, musste seinen Platz danach aber wieder räumen.

Siebenmal zu null

Nach dem 13. Spieltag und Kirschbaums letztlich spielentscheidendem Fehler gegen Ingolstadt war die Zeit aber endgültig reif für den Sommerzugang aus Halle, der sich fortan nicht mehr viel zuschulden kommen ließ. Bei seinen 22 Einsätzen hielt er siebenmal den Kasten sauber – obwohl er beim Herauslaufen mitunter zögerlich wirkte.

Also stellten sich die Verantwortlichen die Frage, ob der Drittliga-Torhüter 2016/17 und Zweitliga-Torhüter 2017/18 auch 2018/19 ein Erstliga-Torhüter sein könnte. Die Antwort heißt Christian Mathenia.

Der Zugang vom Hamburger SV soll, wie es offiziell heißt, erst mal das interne Leistungsniveau erhöhen, sich und den direkten Konkurrenten pushen. Was für Mathenia spricht: Er ist mit seinen 26 Jahren verhältnismäßig jung und deshalb noch entwicklungsfähig, hat aber eben auch schon über 70 Bundesligapartien bestritten, für Darmstadt 98 und den HSV.

"Der Kampf um den Platz im Club-Kasten ist eröffnet", schrieb: der Club. Genauer ein paar Stunden nach Mathenias Verpflichtung, die letztlich notwendig geworden war, weil der Vertrag mit Kirschbaum auslief. Der Obernzenner wäre gerne geblieben, fand mit Bayer Leverkusen aber schnell einen neuen Arbeitgeber.

Aus der Ferne wird er die Entwicklung beim Ex-Verein bestimmt weiter verfolgen. Bredlow oder Mathenia, die nächsten Wochen dürften spannend werden, selbst in Testspielen wie heute Abend beim Bayernligisten SV Seligenporten (19 Uhr) und am Samstag in Weismain gegen den Drittligisten Hallescher FC (17 Uhr) wird ihr beider Vorgesetzter ganz genau hinschauen.

Hamburg ist vergessen

Für ihn ist der Torhüter ein Spieler wie jeder andere auch in seiner Belegschaft; nur wer ihn täglich überzeugt, genießt sein Vertrauen, ansonsten kann es auch ganz schnell wieder vorbei sein mit dem schönen Privileg, gesetzt zu sein.

Mathenia kennt das aus seiner bisherigen Karriere, so funktioniert der Profi-Fußball. Oder so wie in Darmstadt, "da waren wir 24 Freunde, ein verschworener Haufen", sagt Mathenia, "mein Ziel ist, auch hier zu leben, dass wir eine Mannschaft sind." Dass waren sie beim HSV angeblich auch, trotzdem verabschiedeten ihn die Fans mit Schimpf und Schande.

"Das hat sehr geschmerzt", gibt Mathenia zu, der sich bis zum 26. Spieltag als Nummer eins fühlen durfte, nach dem Trainerwechsel aber bloß noch zweite Wahl war. "Seit dem Trainingsstart ist das Kapitel Hamburg vergessen", sagt Mathenia, "jetzt freue ich mich, ein Teil von Nürnberg zu sein." Der Zweikampf geht wohl bei null los, trotz Bredlows Verdienste um den Aufstieg. "Das respektiere ich sehr", sagt Mathenia, "nichtsdestotrotz ist es mein Anspruch, hier zu spielen." Fluch hin, Fluch her.

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