Kayaroglu: Azemi ist Idol und Glaubensbruder

29.7.2014, 05:59 Uhr
Kayaroglu: Azemi ist Idol und Glaubensbruder

© Sportfoto Zink

Muhammed Kayaroglu ist ein redegewandter, unterhaltsamer Typ. Außerhalb des Trainingsplatzes trägt er eine schwarze Holzperlenkette um den Hals ("eine Erinnerung an meine Oma"), er schaut seinem Gesprächspartner aufmerksam in die Augen, weil er wissen will, wie die Frage gemeint ist. Natürlich feuert auch er die Fußballerformulierungen ab. "Ich habe mir keine festen Ziele gesetzt", oder "ich will kleine Schritte gehen, dann erreiche ich auch mein Ziel".

Doch er betont es richtig, nicht so, dass es auswendig gelernt klingt. Deshalb nimmt man ihm auch diesen Satz gerne ab: "Ich habe es nicht erwartet, dass ich gleich mit den Profis trainiere. Eigentlich wäre der nächste Schritt die U23 gewesen." Doch der Verein hatte andere Pläne mit dem fünfmaligen Juniorennationalspieler.

Während Bayer Leverkusen seine U23 abgeschafft hat, und 1860 München nur noch eine U21 betreibt, hat Fürth vier – mit Cinar fünf – A-Jugendlichen gleich einen Profivertrag gegeben. Vier Jahre gilt das Arbeitspapier von Kayaroglu. Er ist sicher nicht hoch dotiert, aber es ist ein Signal an die jungen Kerle, dass sie auf dem richtigen Weg sind. "Der Sprung ist gewaltig", sagt Trainer Frank Kramer, der deshalb auch den Druck von den Jungen nimmt: "Es braucht alles Zeit."

Bei ihnen ist Kramer noch mehr als Pädagoge denn als Fußballtrainer gefordert. Das Rüstzeug dazu hat er ja. Seine Stelle als Gymnasiallehrer für Sport und Englisch hat er ein weiteres Jahr ruhen lassen, danach gibt es keine Rückkehr mehr.

Von Unterfranken nach Fürth

Muhammed Kayaroglu ist – verglichen mit den anderen Profis in der ersten Mannschaft – ein alter Hase in Fürth. 2010 zog der im unterfränkischen Miltenberg geborene Deutsch-Türke zu einer Gastfamilie ins Jugendhaus der Spielvereinigung. Bis dahin kickte er für Viktoria Aschaffenburg, von der U15 bis zur U19 in Fürth. "Das ist meine fünfte Saison in Fürth, das ist nicht wenig", sagt "Muhi" selbstbewusst.

Sieben Tore gelangen ihm in der vergangenen Spielzeit in der Bundesliga Süd/Südwest, das ist halb so viel wie sein Idol Ilir Azemi in der Vorsaison erzielt hat. "Ich hoffe, dass ich es so weit schaffe wie er", sagt "Muhi". "Er war einer der ersten, die ich damals kennengelernt habe, auch ein Südländer." Und auch ein Muslim.

Mit Azemi und Abdul Rahman Baba betet der Muslim gemeinsam. Kayaroglus Mutter ist sogar Hoca, also Vorbeterin für die Frauen in der Moschee. "Ich würde gerne den Ramadan mitmachen", sagt er. "Aber ich halte das Fasten schon ohne Training schwer durch." Gerade jetzt, wo die jungen Kerle Muskelmasse aufbauen sollen, um "stabil" (Orkan Cinars Lieblingswort) zu werden im Zweikampf, wäre Fasten kontraproduktiv.

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