Kein Kleeblatt-Blues: Mit Vaterfreuden gegen den Fehlstart

23.8.2017, 14:08 Uhr
Adam Pinter mit Kind an der Hand: ein Bild, an das man sich gewöhnen darf. Denn seine Frau hat eine Tochter zur Welt gebracht.

© Sportfoto Zink / WoZi Adam Pinter mit Kind an der Hand: ein Bild, an das man sich gewöhnen darf. Denn seine Frau hat eine Tochter zur Welt gebracht.

Am Dienstag war im Training auf der Kronacher Hard vor allem eines nicht zu sehen: Aktionismus. Coach Janos Radoki verzichtete in seiner Ansprache auf laute Töne, Gas gaben seine Spieler schon von alleine. Vielleicht sogar etwas zu viel.

Denn was mit einer Partie Handball begann und lauten Flüchen von Patrick Sontheimer und Veton Berisha weiterging, weil ihr Team in den Spielchen unterlag, endete mit den humpelnden Marco Caligiuri und Matti Langer, die frühzeitig in die Kabine verschwanden. Während den Ex-Kapitän muskuläre Probleme plagten, verletzte sich Langer, 27-jähriger Innenverteidiger und Neuzugang vom SC Freiburg II für die zweite Mannschaft, im Zweikampf am Sprunggelenk. Die Kernspin-Untersuchung erfolgt am Donnerstag.

Mehr Intensität mit Magyar

Es war der Tribut für das hohe Tempo, das Radoki zwischendrin mit "sehr gut" lobte. Er ließ Zweikämpfe üben in unterschiedlichen Spielformen. Mit Rasenschach hatte das trotz der Quadrate auf dem Übungsfeld nichts zu tun. Der Trainer will wieder seine in der Vorsaison beschworenen "Grundtugenden" sehen, ehe er weiter an der taktischen Flexibilität feilt. Es ist wieder Pfeffer drin, auch dank Richard Magyar und Adam Pinter.

Magyar, der schwedische Innenverteidiger, ist für Freitag noch kein Thema, wirkt aber nach seiner langen Verletzungspause schon sehr beweglich, gewann Zweikämpfe und brachte danach den Ball an den Mitspieler – genau das hatte vor allem in Kiel gefehlt. "Das ist das einzig Positive", lobte Radoki schon am Sonntagabend Magyars Rückkehr in den Trainingsbetrieb, von ihm verspricht er sich, dass er die Intensität erhöht.

Papa Pinter ist "durchgedreht"

Und dann ist da noch Adam Pinter. Vaterfreuden hatten ihn von einem Einsatz in Kiel abgehalten, er durfte bei der Geburt seiner ersten Tochter in Ungarn dabei sein. Bei der Namensgebung zeigte sich der ungarische Nationalspieler ähnlich kreativ wie auf dem Fußballplatz. Das Kind heißt Panni. Ein ungarischer Name? "Nein, ich weiß nichts über diesen Namen, ich habe ihn erfunden, er klingt einfach gut zusammen mit Pinter", erklärt er auf Englisch.

Gerade ist richtig was los in Adam Pinters Leben: zu Hause ein neuer Mitbewohner, in der Arbeit Ärger. Das Spiel verfolgte er via Live-Ticker auf dem Handy. Das 1:2 blinkte auf, bevor das Flugzeug in Budapest auf die Startbahn rollte. "Ich bin durchgedreht", erzählt er, und sagt, wie es nun weitergehen soll: "Jetzt ist klar: Wir müssen härter arbeiten und alles wird sich ändern."

Wichtig auf der Sechs

An einen ähnlichen Fehlstart in die Saison in seiner Karriere kann er sich nicht erinnern, er will es auch nicht. Die Stimmung im Kader sei hoffnungsvoll, "aber ich kann nicht lügen: Wir haben drei Spiele verloren. Die Dinge werden sich ändern, denn sie müssen sich ändern".

Eines der Dinge ist Adam Pinters Position. In den ersten beiden Partien musste Radoki ihn mangels Alternativen in die Innenverteidigung stellen, obwohl er ihn im zentralen defensiven Mittelfeld dringend gebrauchen könnte. Auch Pinter selbst sieht sich lieber dort, wo er in der Vorsaison am öftesten zum Einsatz kam.

Was aber, wenn er weiterhin hinten ran muss? Was, wenn sich nur ein weiterer Spieler der ersten Elf verletzt? Muss Manager Ramazan Yildirim vielleicht doch noch einmal nachlegen auf dem Transfermarkt? "Wir haben bewusst den Kader so aufgestellt und haben nach wie vor großes Vertrauen in die Mannschaft", sagt Yildirim. Die Spieler, die jetzt dreimal patzten, hätten in den Vorbereitungsspielen gegen Pilsen und Mainz eine gute Leistung gebracht. Neuverpflichtungen wären das falsche Signal. "Wir haben nicht vor, da etwas zu machen."

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