Keine Angst vor Schmerzen: DHB-Team gegen Fairplay-Letzten

26.1.2015, 10:48 Uhr
Gruppensieg und Gruppenfoto: Die deutschen Handballer feiern ihren Einzug ins Achtelfinale.

© dpa Gruppensieg und Gruppenfoto: Die deutschen Handballer feiern ihren Einzug ins Achtelfinale.

Bei einer Niederlage im Achtelfinale wäre das Turnier für den Vorrunden-Ersten der Gruppe D beendet. Die Partie in der Lusail Multipurpose Hall von Doha beginnt um 16.30 Uhr (MEZ). Bundestrainer Dagur Sigurdsson verzichtete auf einen möglichen Spielertausch und hält an dem Team fest, das zuletzt den Gruppensieg

Kapitän Uwe Gensheimer erwartet Aktionen am Rande des Erlaubten, Spielmacher Michael Kraus prognostiziert Blessuren: Vor dem Achtelfinale haben sich die deutschen Spieler auf einen Kampf an der Schmerzgrenze eingestellt. Mit Ägypten trifft das Team auf den Letzten der Fairplay-Liste.

«Wir dürfen keine Angst haben. Die sind körperlich präsent und haben Schaum vor dem Mund. Es wird wehtun, es wird knallen. Das wird sicher ein paar blaue Flecken geben», meinte Kraus und fügte gewohnt selbstbewusst hinzu: «Aber das ist das Achtelfinale, das wollten wir haben und nun wollen wir es auch gewinnen.»

Auch Team-Junior Paul Drux hat bei seinem WM-Debüt genug Selbstvertrauen nach dem unerwarteten Gruppensieg ohne Niederlage getankt, um dem Dritten der Afrikameisterschaft die Stirn zu bieten. „Wir dürfen uns nicht verprügeln lassen. Man muss zurückhauen und die gleiche Härte an den Tag legen“, sagte der 19-Jährige. Und Gensheimer meinte: «Die gehen an die Grenze des Erlaubten, was die Abwehr angeht.»

«Aggressiv» und «offensiv» sind im deutschen Team die meist gebrauchten Worte bei der Beschreibung des nächsten Gegners. «Die sind sehr, sehr aggressiv und spielen eine offensive Abwehr. Und wenn die die zweite Welle laufen oder im Angriff spielen, kommen die mit viel Wucht und Emotionen auf die Abwehr. Dann wird das manchmal ein bisschen spektakulär», analysierte Bundestrainer Sigurdsson.

Doch der Vierte der Vorrundengruppe C kann mehr. «Die können schon Handball spielen», anerkannte Drux nach dem ersten Videostudium. Sein Berliner Clubkollege Silvio Heinevetter attestierte den Nordafrikanern ebenfalls handballerische Qualitäten. «Die haben einen wurfgewaltigen Rückraum», sagte der Torhüter und holte aus seiner Hosentasche einen USB-Stick, auf dem fürs Videostudium Clips von den Wurfbildern zusammengestellt waren.

Wieder Kraft getankt

Wie die anderen Spieler der Stammformation hatte auch Rückraumspieler Drux beim 36:19 (18:8)-Kantersieg gegen Saudi-Arabien am Samstag zum Vorrundenabschluss pausiert. «Ich habe wieder Kraft getankt», sagte der Youngster. Gut erholt fiebern er und seine Kollegen nun dem ersten K.o.-Spiel entgegen: «Die machen noch einen Ticken mehr Spaß.» Ähnlich sieht es auch der Bundestrainer, der zugleich sein Heimtrainer bei den Füchsen Berlin ist. «Ich mag diese K.o.-Sachen, wenn es um alles geht», sagte Sigurdsson.

Doch angesichts eines Unentschiedens gegen den Olympia-Zweiten Schweden sowie Siegen gegen Afrikameister Algerien und Tschechien ist die deutsche Mannschaft gewarnt. «Die spielen etwas wilder, als man es in Europa gewohnt ist. Da müssen wir kühlen Kopf bewahren und unser Ding durchziehen», meinte der Isländer in DHB-Diensten.

Dabei vertraut er nun auch noch ein bisschen mehr seiner zweiten Garde, die den deutlichen Sieg gegen Saudi-Arabien herausgeworfen hat. «Wir haben da sehr positive Sachen gesehen. Das war auch die Idee dahinter, dass man diese ersten zwei, drei Würfe, die ein bisschen wackeliger sind, wegbekommt. Jetzt sind alle Spieler im Turnier drin. Das macht unseren Kader noch dichter», sagte der Bundestrainer.

Insbesondere Matthias Musche als Vertreter von Gensheimer hat seine Chance genutzt. Der Linksaußen war wenige Stunden vor der Partie für Fabian Böhm ins Team nachgerückt. Wie Johannes Sellin warf er elf Tore und wurde gleich als «Man of the Match» ausgezeichnet. «Uwe hat sich für mich gefreut, dass es so gelaufen ist. Für mich ist das Wichtigste, dass wir als Mannschaft gut spielen», meinte der 22-Jährige. «Und wenn Uwe beim nächsten Mal elf Tore macht und wir ins Viertelfinale einziehen, ist mir alles recht.»

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