Couragiertes Kleeblatt: Leitl will sich dem HSV nicht anpassen

2.3.2019, 11:15 Uhr
Stefan Leitl und sein Co-Trainer Andre Mijatovic konnten die Lage in Fürth nach einer langen Abwärtsspirale entspannen.

© Sportfoto Zink / WoZi Stefan Leitl und sein Co-Trainer Andre Mijatovic konnten die Lage in Fürth nach einer langen Abwärtsspirale entspannen.

Dass die Spielvereinigung Greuther Fürth am kommenden Montag beim Hamburger SV antreten muss? Nicht so wichtig. Es könnte genau so gut der SV Sandhausen oder Erzgebirge Aue sein. So sagt Kleeblatt-Trainer Stefan Leitl das natürlich nicht. Aber er will öffentlich nicht groß darüber reden, dass der kommende Gegner der einstige Bundesliga-Dino ist, der mit Aaron Hunt oder Lewis Holtby ehemalige deutsche Nationalspieler im Kader hat und ein gefühlter Schon-bald-wieder-Bundesligist ist.

Und, immer noch, ein Verein, der gut für ein Melodrama ist, im Aufsichtsrat der Hanseaten soll es angesichts der jüngsten mäßigen Ergebnisse schon wieder brodeln. Mit dem ehemaligen Fürther Sportdirektor Michael Mutzel hat man für die kommende Saison bereits einen neuen Mann für die sportliche Führung verpflichtet.

Leitl wird das alles registriert haben, aber er spricht lieber über seine eigene Mannschaft: "Es ist wichtig, dass wir unseren Stil beibehalten und uns treu bleiben, in dem, was uns in den vergangenen Wochen stark gemacht hat", sagt er. Analysiert hat man den Bundesliga-Absteiger natürlich. "Es wird aber keine besondere Maßnahmen geben, nur weil wir in Hamburg spielen. Wir haben Vertrauen in das, was wir uns erarbeitet haben", sagt der Kleeblatt-Coach.

Selbstvertrauen auf dem Platz zeigen, das Spiel aktiv gestalten statt passiv auf Fehler des Gegners zu warten, aggressiv verteidigen – damit ist das Kleeblatt in den vergangenen drei Partien gut gefahren. Fünf Punkte, keine Niederlage – der Start von Leitl und seinem Co-Trainer Andre Mijatovic hat die sportliche Lage in Fürth so entspannt, dass man nach einer wochenlangen Abwärtsspirale nun schon wieder mit neuem Selbstbewusstsein zum Tabellenzweiten fahren kann.

Grundgerüst auch in der Offensive aufbauen

Allerdings wird Leitl auch nicht müde zu warnen, dass weder in der Tabelle noch im spielerischen Auftreten bereits etwas erreicht sei. Vor allem nicht, wenn es um das Erspielen von Torchancen geht. "Das ist ein Prozess, der noch andauern wird. Für uns ist wichtig, Stabilität reinzubringen und ein Grundgerüst auf den Platz zu bekommen", wird der Trainer nicht müde zu wiederholen.

Ein Grundgerüst respektive eine Startaufstellung hat er zuletzt allerdings schon weitgehend gefunden. Und weil es – gerade im Offensivspiel – beim Kleeblatt auch darum geht, wieder Automatismen und verlässliche Abläufe zu entwickeln, wird er an dieser wohl vorerst Woche für Woche nur behutsame Änderungen vornehmen. Einer, der sich berechtigte Hoffnungen machen kann, ist Mittelfeldspieler Paul Seguin, der gegen Heidenheim schon 45 Minuten spielen und überzeugen konnte. "Es liegt auch an ihm, diese Leistungen im Training zu bestätigen. Wenn er fit und im Rhythmus ist, tut er uns schon gut", sagt Leitl.

Andere werden mehr Geduld brauchen müssen, zum Beispiel Nik Omladic. Der sechsfache slowenische Nationalspieler ist nun seit fast zwei Jahren beim Kleeblatt und kann in dieser Saison doch nur vier Einsätze verzeichnen. Nach einer langwierigen Fußsohlenverletzung hat er bislang den Sprung zurück nicht geschafft. Teils, weil die Leistungen in seinen wenigen Einsätzen kaum überzeugend ausfielen. Teils, weil ihn weitere körperliche Beschwerden immer wieder zurückwarfen.

In den ersten beiden Spielen unter Leitl stand er zumindest wieder im Kader, zuletzt gegen Heidenheim allerdings auch wieder nicht. Als Fingerzeig an Omladic will Leitl das allerdings nicht verstanden wissen: "Man muss sich für 18 Spieler entscheiden und reagiert auch mal auf den Gegner, vielleicht nimmt man gegen einen größeren und physisch stärkeren Gegner wie Heidenheim auch solche Spieler mit", sagt Leitl, der nichts Grundsätzliches an Omladics Engagement zu bemängeln hat: "Es hapert an nichts. Omla ist im Training sehr agil, das passt."

Nur für mehr als einen Bankplatz reicht es eben immer noch nicht, zumal Leitl wenig Grund hat, seine Startelf im Mittelfeld noch weiter zu ändern. Auch nicht gegen einen einstigen Bundesliga-Dino. Eine Empfehlung hat er für die Spieler in der zweiten Reihe aber: "Wer sich grämt, wird seine Leistung nicht abrufen können, wenn es so weit ist. Wir erwarten von den Jungs, dass sie sich in die Mannschaft integrieren und parat sind, wenn sie gebraucht werden. Das ist momentan so und das ist schön zu sehen."


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Gegen den HSV wird Leitl auf fast alle seine Spieler zurückgreifen können, nur Yosuke Ideguchi (Meniskusschaden nach Kreuzbandriss) übt momentan nicht mit. David Raum ist nach seiner Erkältung zurück ins Mannschaftstraining eingestiegen und auch Hans Nunoo Sarpei (geliehen vom VfB Stuttgart) trainiert nach seiner Schambeinentzünding in Teilen wieder mit dem Team. Schon in der kommenden Woche soll der Mittelfeldspieler wieder voll in die Übungseinheiten integriert werden. 

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