Kellerduell für die Ringer des TSV Zirndorf

10.11.2017, 11:01 Uhr
Kellerduell für die Ringer des TSV Zirndorf

© Fotos: Jürgen Rauh/Zink

"Wir hatten mal zwei Mannschaften", erinnert sich Gerd Felbinger (54). Der neue Abteilungsleiter der Ringer des TSV Zirndorf steht in der Jahnhalle am Mattenrand und beobachtet das Training.

"Das ist drei Jahre her. Es ist eben ein Hobbysport und dann mussten einige wegen dem Beruf aufgeben und solche Dinge. Du musst ja immer mindestens acht Leute stellen. Wenn du die nicht hast, dann ist der Kampf schon vorher verloren", erzählt er.

Die erste Herrenmannschaft ist aktuell das einzige Ringerteam des TSV – und hat auch abseits der Wettbewerbe genug zu kämpfen. Nicht jeder Athlet des Kaders kann immer zum Training erscheinen, obwohl es nur einmal in der Woche stattfindet.

Der eine ist verletzt, der andere durch seine Arbeit bei der Polizei in der Abendschicht gebunden und wieder ein anderer paukt in der Abendschule. Alles gute Gründe, für die Felbinger durchaus Verständnis hat. Doch es sind eben auch alles gute Gründe, weshalb der TSV Zirndorf in der Landesliga Nord aktuell nur auf dem achten und damit letzten Platz steht. Acht Niederlagen und erst ein Sieg finden sich in der Zwischenbilanz. Enttäuschend, jedoch laut Felbinger absehbar.

Kellerduell für die Ringer des TSV Zirndorf

"Wir haben schon gewusst, dass heuer ein schwieriges Jahr wird", gibt er zu. Der ehemalige Bundesligaringer, der den Kader erst frisch übernommen hat, sieht viel Arbeit vor sich. "Wir haben eine relativ junge und unerfahrene Mannschaft und manche der anderen Vereine zahlen auch schon Geld für Ringer. Da holen die dann Leute aus Ungarn oder aus der Bundesliga und zahlen denen dann eine Aufwandsentschädigung. Das können wir uns als kleiner Verein gar nicht leisten. Wir arbeiten fast nur mit Eigengewächsen." Die jüngsten Ringer sind zwischen 14 und 16 Jahre alt und machen bereits einen recht großen Teil der Mannschaft aus.

Felbinger hat gerungen, bis er 47 war und will nun als Funktionär in Zirndorf den Sport auch abseits des Trainings voranbringen. "Ich gehe jetzt langsam mehr in das Verwaltungssystem rein, versuche andere Strukturen zu schaffen, mit Schulen zusammenzuarbeiten und die Außendarstellung in Zirndorf besser zu gestalten. Wir haben hier viele Grundschulen, mit insgesamt 2000 Kindern. Ob das gute Ringer werden, ist eine andere Geschichte, aber Hauptsache, wir machen mal was."

Ringen im Schulsport, erklärt er, sei aber so eine Sache. Da brauche man einen Trainer, der Zeit hat. "Das ist schwierig, wäre aber eigentlich die perfekte Lösung. Das Interesse ist von den Schulen her da. Die würden das gerne machen." Komischerweise habe man früher Ringen eher für eine Raufsportart gehalten. "Aber jetzt haben wir viele Leute aus gehobenen Berufen dabei. Die Leute merken, was ein Ringer alles braucht."

Es vereint mehrere Sportarten: Das Turnerische, die Kraft, "da ist alles mit drinnen". Man lerne seine Stärken und Schwächen besser kennen und den Respekt vor dem Gegner. Die Hoffnung des TSV ruht also auf der intensivierten Jugendarbeit. Bis sie Früchte trägt, werde es aber wohl noch ein wenig dauern. Aktuell stellen die Jungspunde den Verein immer wieder vor Herausforderungen.

"Jetzt müssen wir beißen"

"Wir haben eben viele junge Ringer. Wenn die mit den Eltern in den Urlaub fahren, sind sie für drei Wochen weg. Da tun wir uns momentan schon schwer. Die letzten zwei Jahre haben wir in der Liga noch mitgemischt, aber durch den Umbruch jetzt müssen wir wirklich beißen."

Das sieht auch Dominic Mastronicola so, der mit 36 Jahren einer der alten Hasen im Team ist. Angefangen hat auch er mit 15. Beim Ligarivalen TSV Weißenburg sammelte er erste Erfahrungen, legte einen Zwischenstopp in Feucht ein und ringt seit der vorigen Saison nun in Zirndorf. "Wir haben viel Verletzungspech und uns fehlt natürlich auch Kapital", fasst er die aktuelle Misere zusammen.

Doch er ist optimistisch: "Wir sind jetzt schon dabei, Leute zu akquirieren. Erfahrene Ringer aus anderen Vereinen, die wechseln wollen. Wir haben einige unverbindliche Zusagen." Dazu kümmere sich ein Team um Sponsoren, so dass sich der TSV eventuell ein oder zwei ausländische Cracks leisten könne, "dann ist auf jeden Fall mehr drin".

Grundsätzlich ist die Altersstruktur auch gar nicht das Problem. Der Tabellenzweite aus Weißenburg etwa hat sogar einen niedrigeren Altersschnitt, verstärkte sich jedoch auch mit einem U 23-Europameister. "Da siehst du dann halt einfach alt aus gegen solche Leute", gibt Mastronicola zu.

Pro Kampf sind für Ausländer 200 Euro Aufwandsvergütung üblich. Diese Kämpfer reisen mit Fahrgemeinschaften im Internet oder günstigen Fernbussen und bleiben maximal eine Nacht. Der TSV gibt sich jedoch kreativ, integriert Flüchtlinge in die Mannschaft. Doch langfristig planen kann der Verein mit ihnen leider nicht – zwei wurden bereits wieder abgeschoben.

ZAm Samstag um 19.30 Uhr kommt es zum Kellerduell in der Jahnhalle, Jahnstraße 2, Zirndorf. Zu Gast ist der Tabellenvorletzte ASV Neumarkt (3:15 Punkte).

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