Kleeblatt-Geschichte zum Greifen nah

5.1.2019, 16:00 Uhr
Kleeblatt-Geschichte zum Greifen nah

© Foto: Sportfoto Zink/JüRa

Es sind Hunderte Ordner, Postkarten und Trikots, die sich auf dem Esstisch der Familie Zweckerl stapeln. Jedes Teil ist penibel sortiert und beschriftet. Udo Zweckerl blättert durch eines der Alben und deutet stolz auf ein Bild der Meistermannschaft von 1914 – es ist mit Autogrammen der Spieler versehen.

Von der Gründung der Spielvereinigung Fürth 1903 bis zur Fusion mit dem TSV Vestenbergsgreuth 1996 besitzt der 49-Jährige alles Erdenkliche aus den Anfangsjahren des Kleeblatts. Pokale, die ersten Vereinszeitungen, Noten eines eigens für die Ronhof-Einweihung komponierten Marsches: "Keine Ahnung, ob den jemals jemand gespielt hat, ich kann es leider nicht", sagt Zweckerl und muss lachen. In seinem Besitz befindet sich zudem das erste Buch über die Mitglieder aus dem Jahr 1907, in dem genau notiert ist, welcher der 110 Getreuen welchen Beitrag gezahlt hat.

Sein Faible für den Verein entdeckte Udo Zweckerl, als er Ende der siebziger Jahre erstmals in den Ronhof ging. Bald darauf bekam er die ersten getragenen Schuhe eines Spielers geschenkt — er hob sie auf. Das Sammler-Gen wurde ihm offenbar in die Wiege gelegt: Sein Vater ist unermüdlich auf der Jagd nach alten Rechnungen und Akten der Stadt Fürth. Udo Zweckerl selbst hortete zunächst "Bierfilzla und Zuckerstückla", ehe er begann, sich für historische Kleeblatt-Objekte zu interessieren. Knapp 30 Jahre ist das jetzt her.

"Was ich bekommen kann, nehme ich", sagt er. Viele Alben, Postkarten und Zeitschriften erwarb er nach dem Tod von Peter Fischer, dem langjährigen Archivar der Spielvereinigung. Als sich der Verein zudem Mitte der neunziger Jahre von vielen alten Aufzeichnungen trennte und Pokale sowie Akten aus den Anfangsjahren zum Entsorgen auf die Straße stellte, griff wer zu? Udo Zweckerl.

Im ganzen Haus findet der Besucher wertvolle Stücke aus der Frühzeit der Spielvereinigung. Fast täglich schaut Zweckerl, der bei der Stadt Fürth die Abteilung Sportservice leitet, auch beruflich mit dem Verein zu tun hat, auf eBay und in diversen Sammlerforen nach neuen Objekten.

Vor 15 Jahren sei es noch deutlich einfacher gewesen, an Sachen zu kommen, da damals noch nicht jeder Internet hatte und auch auf den Flohmärkten in der Umgebung ab und an alte Autogramme oder Postkarten zu finden waren. Auch deshalb erstellte Zweckerl vor sechs Jahren seine Internetseite. Auf kleeblattmuseum.de veröffentlicht er nach und nach alle Teile seiner Sammlung. Hauptsächlich, so sagt er, "um neue Kontakte zu knüpfen". Gleich auf der Startseite seines Web-Museums prangt sein materiell wohl wertvollstes Stück, das getragene DFB-Trikot von Weltmeister Herbert "Ertl" Erhardt, der über 350 Spiele für die Fürther machte und ab 1959 Spielführer der Nationalmannschaft war. Bekommen hat Zweckerl das gute Stück über Kontakte zu einem kanadischen DFB-Sammler und zum nordirischen Gegenspieler, der im Mai 1961 nach dem Spiel mit Erhardt das Trikot tauschte. Zweckerl schätzt den Wert dieses Trikots auf "bis zu 10 000 Euro".

Sein Traum ist es, seine Sammlung nicht nur im Internet, sondern auch in der Realität auszustellen. Ideal wäre für ihn ein Museum am Stadion à la Bayern München oder Borussia Dortmund. Dass das in dieser Größenordnung utopisch ist, weiß Zweckerl natürlich. Das Prinzip wäre für ihn aber durchaus vorstellbar: "Meine Hoffnung ist, dass das Kleeblatt die Sammlung übernimmt." Sie in einzelnen Teilen zu verkaufen und dadurch zu zerstören, ist für ihn keine Option.

Und auch wenn viel durch den Zweiten Weltkrieg verloren gegangen ist, besitzt Zweckerl etliche Dinge, die mit Sicherheit für Fürther Fans interessant sind. "Es wäre es schon wert, ausgestellt zu werden", sagt er selbstbewusst. Schön wäre es, fände die Spielvereinigung nach Abschluss des Stadionumbaus einen Platz für seine Objekte. "Bis es soweit ist, werde ich weiter sammeln."

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