Kleeblatt-Krise: Auch gegen Heidenheim war nix zu holen

17.10.2016, 10:02 Uhr
Der Abwärtstrend bei der Spielvereinigung geht weiter.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Abwärtstrend bei der Spielvereinigung geht weiter.

Die Vokabel Krise vermieden alle Hauptdarsteller am Laubenweg. Noch. Tatsächlich hat der fränkische Fußballzweitligist jetzt zweimal in Folge verloren, hat dabei kein Tor er­zielt und wenig Ansatzpunkte gezeigt, die einen positiv stimmen könnten. Die von den Protagonisten versproche­ne Reaktion blieb aus. Aus ganz ver­schiedenen Gründen. Wie ein Lösungsansatz oder gar der einzige Weg aus der zunehmend misslichen Lage ausse­hen könnte, zeichnet sich nicht ab.

Fürths Trainer Stefan Ruthenbeck wirkte am Samstag angeschlagen. Was auch kein Wunder ist, wenn seine Mannen unter der Woche fleißig trai­nieren, brav und artig eine passende Replik auf die peinliche Pleite in Stutt­gart versprechen und dann alle guten Vorsätze und vor allem die Vorgaben ihres Trainers urplötzlich vergessen. Nach einem 0:2, das Fragen aufwirft, war Ruthenbeck bedient.

Königstransfers in der Warteschleife

Vorgenommen hatte sich die Klee­blatt- Elf wohl einiges, wollte gleich­zeitig den konterstarken Heidenhei­mern nicht zu viel Raum bieten und machte doch genau diesen Fehler. Eine kurz und nicht wie angesagt lang gespielte Ecke, ein leichtfertiger Ball­verlust, und ein paar Sekunden später musste Torwart Balázs Megyeri erst­mals hinter sich greifen. Das 0:1 durch Ben Halloran nach einer Viertel­stunde war fraglos der Anfang vom Ende aus Fürther Sicht.

Warum die Kleeblatt-Elf derzeit an fehlender Stressresistenz leidet, ist auch eine Folge der Personalpolitik. Zwar hat man erstmals seit Jahren wieder das Stammpersonal bis auf Marco Stiepermann und Benedikt Röcker gehalten – aber wurde die Mannschaft denn tatsächlich ver­stärkt? Mathis Bolly pendelt seit Mo­naten nur zwischen Reha und Trai­ningsplatz, er hat keine einzige Minu­te gespielt. Sercan Sararer konnte erst­mals in der Woche vor dem Spiel gegen Heidenheim kontinuierlich und ohne Einschränkungen trainieren – zwei Königstransfers gefangen in der Warteschleife. Daneben frischten Ta­lente den Kader auf.

Zudem fällt nun mit Jurgen Gjasula der Kopf der Mannschaft aus, einer, der den Takt vorgab, die Kollegen mitzog und auch im Training mal Reizpunkte setzte. Das ist bitter – aber ein hausgemach­tes Problem. Investiert wird am Lau­benweg seit Jahren vornehmlich in Steine, weniger in Beine. Ablösen wer­den erzielt, das Festgeldkonto steigt, Reinvestitionen in die Mannschaft bleiben überschaubar. Das Wort Ausbildungsverein ist überstrapaziert.

Auf die Personalsorgen, die Veton Berisha (Muskelprobleme) und der an einer Innenbanddehnung leidende Marcel Franke noch kurzfristig verstärkten, reagierte der Verein mit der Verpflichtung von Damjan Djokovic. Der in Holland großgewordene Kroa­te unterschrieb am Donnerstag ein bis Saisonende gültiges Arbeitspapier und debütierte gegen Heidenheim in der Mittelfeldzentrale.

Djokovic nur Randnotiz

Ein risikobe­hafteter Versuch, der prompt schief­ging: Der Neuzugang nahm kaum Ein­fluß auf das Spiel, lief oft nur hinter­her, setzte keine Impulse und war somit weit von dem entfernt, was man sich von ihm erhofft hatte. Alternati­ven sind freilich rar, die Karte Kampf hätte wohl aber auch der unerfahrene Benedikt Kirsch spielen können.

Das nach dem Rückstand offenkun­dig gewordene Problem ist nicht nur in der Personalpolitik zu suchen. Auch beim 0:2 ging es zu einfach: Eine Flanke nicht verhindert, trotz Über­zahl Heidenheims Kleindienst nicht entscheidend beim Kopfball gestört – der Gegner sagt Danke, wenn Fürth Gefahren konsequent ignoriert. "Da haben wir ein Kopfproblem", räumte Torwart Megyeri unumwunden ein.

"Uns fehlt die Konsequenz"

Nach einer Halbzeit, in der Fürth deutlicher hätte zurückliegen müssen und einer Halbzeit, in der man kopflos und verwirrt angerannt war, lie­ßen die Beteiligten unisono mangeln­de Wettkampfhärte durchblicken. "Nach dem 0:2 hab’ ich mich schon gefragt: Geht das schon wieder los?", sinnierte Fürths Kapitän Marco Cali­giuri: "Wir haben uns viel vorgenom­men, aber das hat uns wohl gehemmt. Uns fehlt die Konsequenz, das müssen wir schleunigst ändern."

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