Kleeblatt-Pechvogel Gjasula: Erst Reha, dann reden

13.1.2017, 06:00 Uhr
Der Vertrag von Jürgen Gjasula in Fürth läuft zum Saisonende aus.

© Sportfoto Zink/WoZi Der Vertrag von Jürgen Gjasula in Fürth läuft zum Saisonende aus.

Es gibt wohl kaum ein schöneres Kompliment, das man einem Mitspieler machen kann. "Ich habe mich so sicher gefühlt mit ihm an meiner Seite", sagte Marco Stiepermann im vergangenen Herbst, als er das Zusammenspiel mit Jurgen Gjasula beschreiben sollte. Im ersten Jahr unter Trainer Stefan Ruthenbeck harmonierten die beiden im Mittelfeld des Kleeblatts.

Was übrigens nicht für deren Privatleben galt. "Er ist ein lustiger Kerl, aber wir hatten gar nicht so viel Kontakt", erinnert sich Gjasula. Trotzdem habe ihn Stiepermanns Abgang nach Bochum im vergangenen Sommer "traurig gemacht". Dass aus dieser für Zweitligaverhältnisse bemerkenswerten Achse im Mittelfeld auch er noch wegbrach, konnte der Kader der Spielvereinigung in der abgelaufenen Hinrunde nicht mehr auffangen.

Als bei Gjasula Ende September im Training die Achillessehne riss, begann die Demontage Ruthenbecks. Trotz aller Beteuerungen und des Starkredens seiner Vertreter konnte niemand das Kreativ-Vakuum füllen, das der mittlerweile 31-jährige Albaner mit seinen Zauberpässen und seiner Zweikampfquote hinterlassen hatte.

Dass er eine Lücke hinterließ, mag er aus der Reha – erst seit fünf Wochen hat er die Krücken los – zunächst gar nicht kommentieren, sagt aber dann doch: "Man kriegt das ja mit, dass mein Ausfall doch schmerzhafter war. Dabei sollte keine Mannschaft abhängig von einem Spieler sein. Doch viele im Team hatten eben viel Vertrauen in mich." Als er sich die Spiele von der Tribüne im Ronhof aus ansah, klopften ihm viele auf die Schulter und sagten: "Auf dem Platz hat was gefehlt." Bei allem Lob aber sagt er: "Das tut einem auch weh."

Wegbegleiter Ruthenbeck

Schließlich musste er seine Kollegen, oder "Jiggos", wie er auf dem Internet-Netzwerk Instagram gerne schreibt, "in einer Phase alleine lassen, in der es nicht gut lief". Eine große Erleichterung sei für ihn der Schlussspurt unter dem neuen Trainer Janos Radoki gewesen: "Ich bin froh, dass sie nochmal Punkte geholt haben, denn es wird eine schwere Rückrunde." Und für seine Rückkehr wünscht er sich ein wenig egoistisch auch "eine bessere Ausgangslage" als puren Abstiegskampf.

Die Freude über die sieben Zähler in den jüngsten vier Spielen übertüncht ein wenig die Trauer über den beurlaubten Trainer. Schließlich war Ruthenbeck es, der Gjasula aus der Versenkung geholt hatte. Nach einer Herzmuskelentzündung 2012 versuchte er einen Neustart in Bulgarien, der ihm aber erst bei Ruthenbecks VfR Aalen gelang. Als der Verein abstieg, nahm der Coach seine beiden Lieblingsspieler Andreas Hofmann (defensives Mittelfeld) und Gjasula (offensiv) mit nach Fürth. "Er gehört zu den zehn besten Spielern dieser Zweitligasaison", lobte Ruthenbeck ihn. Die beiden pflegten "ein sehr gutes Verhältnis, auch privat", so Gjasula.

"Ich spüre hier große Wertschätzung"

Doch Nachweinen findet er im Fall der Trainerentlassung ebenso unangebracht wie bei Robert Zulj. "Robert ist ein guter Freund geworden, aber schlussendlich ist jeder für sich selbst verantwortlich", kommentiert er die lauten Wechselgedanken des Österreichers. Soll heißen: Auch er schaut, wo er bleibt. Das muss aber für die Spielvereinigung kein Nachteil sein. "Ich spüre hier große Wertschätzung", sagt er, dessen Vertrag im Sommer endet.

Solange er in Reha ist, habe noch niemand im Verein mit ihm über eine Verlängerung gesprochen, "aber Fürth ist mein erster Ansprechpartner". Es wäre bemerkenswert, denn die Vita Gjasulas listet sage und schreibe neun Vereine seit seinem ersten Profivertrag auf. Den ersten unterschrieb er bei Andreas Bornemann, als der noch Manager des SC Freiburg war. Und so schließt sich der Kreis: Bornemanns Nach-Nachfolger als Manager in Fürth ist Ramazan Yildirim.

Und der hat in diesem Januar die Ruhe weg, was die Zukunft seines Stars betrifft. "Wir haben eine Option auf seinen Vertrag", verrät er. Das bedeutet, dass Gjasula, wenn alles glatt läuft mit der Genesung, auch in der kommenden Saison in Weiß-grün auflaufen wird. "Wir haben es ihm klar kommuniziert: Er soll erst wieder auf den Platz zurückkehren. Dann muss er sich über seine Zukunft überhaupt keine Gedanken machen. Er ist auch außerhalb des Platzes bei uns ein sehr wichtiger Spieler." Alles andere kläre sich von selbst.

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