Kleeblatt-Spätstarter Ernst: Freude pur nach der Erlösung

26.2.2018, 10:35 Uhr
Fürths Sebastian Ernst strahlte nach seinem ersten Tor in der 2. Liga mit der Sonne um die Wette.

© Sportfoto Zink / MeZi Fürths Sebastian Ernst strahlte nach seinem ersten Tor in der 2. Liga mit der Sonne um die Wette.

Da saß er nun auf dem Hosenboden und wirkte, als könne er es selbst kaum glauben, was sich da zugetragen hatte. Er, Sebastian Ernst, hatte getroffen. Nicht irgendein Tor, wie es tausendmal jedes Wochenende auf den Sportplätzen in aller Welt vorkommt. Ernst feierte mit dem Treffer zum 2:1 über Braunschweig sein erstes Erfolgserlebnis im Trikot der SpVgg Greuther Fürth und bescherte seinem Team damit wichtige drei Punkte im Abstiegskampf. Aber da war noch mehr.

Es war Einsatz Nummer 20 im Fußball-Unterhaus für den Niedersachsen, der bei Hannover 96 ausgebildet wurde, für den nächsten Schritt in den Profifußball jedoch noch etwas Zeit benötigte. Seit seinem Wechsel vom Zweitligaabsteiger Kickers Würzburg im letzten Sommer, bei dem er in der Rückserie kein Spiel gewinnen konnte und vergeblich einem Erfolgserlebnis hinterherlief, ist sein Leben bestimmt kein Ponyhof. Gute Vorbereitung, schlechte Umsetzung zu Saisonbeginn und eine vergebene Hundertprozentige in Darmstadt: Man mag sich ausmalen, dass der Katatrophen-Saisonstart womöglich kein Katastrophen-Saisonstart geworden wäre, hätte Ernst die Ruhe behalten, als er damals alleine auf Darmstadts Torhüter zustürmte.

Solche Szenen, die folgenden Ereignisse und die Talfahrt der Mannschaft lassen auch einen sonst eher keck wirkenden Ex-Teenager nicht kalt. Ernst grübelte, gerade auch über die eigene Leistung, und fiel in ein Loch. "Da können sich die Spieler nur selbst herausholen. Das Training ist dafür jeden Tag die Plattform", wollte sein Trainer Damir Buric den Aufschwung des Außenstürmers nicht an irgendwelchen Gesprächen, Teamsitzungen oder Yoga-Übungen festmachen.

Situation angenommen

Ernst hatte die Situation, als er wochenlang auf der Tribüne saß, bei den Amateuren ran musste oder als Einwechselspieler ein paar Minuten Einsatzzeit bei den Profis bekam, angenommen und sich der Herausforderung gestellt. Dadurch, dass ihn Buric als Verteidiger anlernte, "habe ich jetzt ein ganz anderes Gefühl dafür, wie ich in der Defensive arbeiten muss", erklärte der 22-Jährige seine eingeleitete Wandlung vom leichtfertig daherkommenden Angreifer zum kompletten Profi, der auch und gerade einen Blick für die Rückwärtsbewegung hat.

Der Blondschopf grätschte, rannte hinterher, machte Druck auf seinen Gegenspieler und holte sich zu unbedacht wirkenden Auftritten früherer Tage dafür nicht einmal eine Gelbe Karte ab. Vielmehr war er da in der Szene des Spiels: Wenige Sekunden nach Jurgen Gjasulas schlauem Querpass saß er da, streckte beide Hände in die Höhe und schrie euphorisch auf. "Mit so einem Erfolg fällt alles leichter", darf auch Ernst mal etwas durchatmen.

Keine Kommentare