Kleeblatt-Trainer Radoki will Gegner unter "Stress setzen"

28.11.2016, 06:00 Uhr
Gegen Bielefeld wollte Fürth-Trainer Janos Radoki (rechts) vor allem die Defensive stärker machen - mit Erfolg.

© Sportfoto Zink / WoZi Gegen Bielefeld wollte Fürth-Trainer Janos Radoki (rechts) vor allem die Defensive stärker machen - mit Erfolg.

Immerhin ist die Ergebniskrise jetzt gestoppt, oder wie Kleeblatt-Präsident Helmut Hack es in einem Fernsehinterview nannte: "Dieser wahnsinnige, blöde Trend“. Dieser Trend bei den Fürthern, nach dem Derbysieg nur vier von möglichen 21 Punkten zu holen, war dafür verantwortlich, dass seit vergangenem Montag ein anderer Trainer das Sagen hat. Es war eigentlich kaum möglich, in der kurzen Zeit Korrekturen vorzunehmen.

Im Nachgang verriet Janos Radoki, um was es an seinen ersten Arbeitstagen ging: "Wir haben uns nur auf die Defensivarbeit konzentriert." Und zumindest das konnte man gegen Bielefeld sofort sehen. Die Fürther sollten die "Passwege des Gegners im Zentrum zustellen". Bedauerlicherweise hatte auch Jürgen Kramny, der eine Woche länger Trainer in Bielefeld ist als Radoki in Fürth, denselben Matchplan. Heraus kamen so ziemlich unansehnliche 90 Minuten.

Radoki will Gegner unter "Stress setzen"

Denn die zweite Forderung Radokis, dass seine Offensivleute den ballführenden Gegner stärker "unter Stress setzen" sollten, erfüllten sie nur halbherzig. "Ihnen fehlt das Zutrauen", beobachtete auch der Coach, "sie fragen sich: Was ist, wenn der mich überspielt?" Er sah zu wenige Angebote für den Ballführenden und wenig Bewegung.

Doch es geht in Fürth gerade nicht um einen Schönheitspreis. Auch, wenn Radoki das Wort "Abstiegskampf" ablehnt, muss auf den Tabellenkeller ein Punktepolster her, das die Winterpause für alle Beteiligten zu einer einigermaßen erträglichen Zeit macht. In den drei Partien bis dahin – gegen Karlsruhe, St. Pauli und Union Berlin – muss sich aber einiges ändern. "Wir standen gut in der Defensive, von daher bin ich zufrieden", gab der Kleeblatt-Trainer ein erstes Zwischenfazit. Doch er übersah nicht, "dass wir über die Flügel noch anfällig sind". Entlastungsangriffe in der zweiten Hälfte, als der Gegner immer mehr Druck aufbaute, gelangen zu selten. "Wir hatten über 90 Minuten Probleme, Zugriff zu bekommen."

In der ersten Hälfte war es über weite Strecken "von beiden Mannschaften mau", nach Wiederanpfiff wurde der Gast "sehr, sehr dominant". Was Radoki aber stolz machte, war, dass seine Spieler vor allem Leidenschaft dagegensetzten. In der aktuellen Situation habe er kein Problem damit, sich auch über ein wenig Glück zu freuen.

Glück könnte man es nennen, dass gleich zwei Einwechselspieler die Entscheidung erzwangen. Serdar Dursun, der sich nach seinem späten Tor in Dresden zum Joker entwickelt, gewann im letzten Konter der regulären Spielzeit ein Kopfballduell und wuchtete den Ball in den Lauf von Zlatko Tripic, den auf dem Weg zu seinem ersten Treffer für Fürths Profielf nach zwei Jahren im Verein niemand stoppen konnte. Der Schütze selbst bestreitet aber, dass das alles nur Glück war: "Der Trainer hat gesagt: Ich sollte immer hinter Dursun auf den zweiten Ball lauern. Das war kein Zufall."

Die Karten sind neu gemischt

Kein Zufall war es auch, dass weder Sercan Sararer noch Robert Zulj im Kader standen. Beim angeschlagenen Publikumsliebling war das Risiko einer erneuten Verletzung zu groß, schon am heutigen Montag wird er wieder mit der Mannschaft trainieren. Da hat auch Edeltechniker Zulj wieder die Chance, sich zu bewerben. "Das ist bei mir keine Floskel", verspricht Radoki, "ab Montag hat wieder jeder die Möglichkeit, ins Team zu kommen." In den drei Tagen vor der Partie aber schaffte es der Österreicher nicht unter die besten 18 Profis.

In den drei Trainingswochen bis zum letzten Spieltag dieses Jahres will das Trainerteam am Offensivverhalten arbeiten. Bei null anfangen muss man aber nicht. "Der Stefan hat hervorragende Arbeit geleistet", sagt sein Nachfolger. Das Problem aber sei, dass "die Mannschaft aufgrund der ganzen Negativerlebnisse mental in einem Loch" war. "Jetzt ging es nur darum, sie mental aufzubauen, das ist uns nur in der Defensive gelungen", in der Offensive gebe es noch Arbeit.

Sollte er mit der Mannschaft auch im neuen Jahr arbeiten dürfen, weiß er jetzt schon, was ihm wichtig sein wird: Variabilität im taktischen Bereich. Denn auch das hat das Bielefeld-Spiel dem Trainer gezeigt: "Du brauchst Alternativen. Wenn du keinen Zugriff bekommst, musst du es taktisch lösen."

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