Kleeblatt-Trainersuche: Viele Bewerbungen, noch kein Angebot

4.9.2017, 05:54 Uhr
Die Einsamkeit des Entscheiders: Präsident Helmut Hack sah sich das Testspiel gegen die U20-DFB-Elf (3:2) alleine auf der Tribüne an.

© Sportfoto Zink / MeZi Die Einsamkeit des Entscheiders: Präsident Helmut Hack sah sich das Testspiel gegen die U20-DFB-Elf (3:2) alleine auf der Tribüne an.

Man hat beinahe den Eindruck, als seien die Verantwortlichen selbst ein wenig erschrocken über diese Situation, die da in Fürth entstanden ist. "Das fällt mir doch am schwersten", gibt Kleeblatt-Präsident Helmut Hack auf Nachfrage Einblick in seine Gefühlswelt, nachdem er Janos Radoki vor die Tür gesetzt hat. Und dessen ehemaliger Co-Trainer Mirko Dickhaut gab am Donnerstag nach dem Testspiel zu Protokoll: "Da fühlen wir uns alle nicht gut dabei." Da war er auch noch der Meinung, dass seine Tätigkeit als Interimscoach am Freitag endet.

Doch nun ist klar: Dickhaut muss ab sofort damit beginnen, die Mannschaft auf das Auswärtsspiel in Dresden am Freitag einzustellen. Denn dass der Verein zu Beginn der Woche einen Nachfolger für Radoki vorstellen wird, ist unrealistisch. Hack stellte am Sonntag klar: "Wir haben bis heute noch keinem Trainer ein Angebot gemacht."

Und er erklärt den Prozess, der jetzt im Hintergrund abläuft. Seit vergangenem Dienstagabend erst sondiere das Management Bewerbungen. Der Posteingang ist voll. "Gottseidank interessieren sich viele Trainer für unseren Verein", sagt Hack und beschreibt das Profil: "Es geht nicht darum, wer der beste Trainer ist. Denn ich bin nicht sicher, ob Guardiola oder Ancelotti uns jetzt helfen könnten. Es geht darum, wer der Beste in dieser Situation ist."

Gefragt sei jemand, der im psychologischen Bereich gut ist, "der das Selbstvertrauen hat". Und gleichzeitig suchen sie einen, der dem Anspruch, den Radoki vorgelebt hat, gerecht wird. Denn "inhaltlich", so betonen Dickhaut und Hack unisono, sei der Geschasste da nicht zu toppen gewesen. Und, ja, Radoki habe viel von den Spielern verlangt, berichtet Hack, doch das sei nicht das Problem gewesen.

Die Crux war, dass er die Mannschaft schon seit mehreren Wochen nicht mehr erreicht habe. Da stellt sich doch die Frage: Warum hat man nicht früher gehandelt? "Weil wir immer gehofft haben, dass das gut ausgeht", rechtfertigt sich Hack. Mit der 0:1-Niederlage gegen Ingolstadt sei jedoch der letzte Glaube an den Umschwung verloren gegangen. Dafür, dass Hack noch am Freitag vor dem Spiel beim Bezahlsender Sky die Trainerfrage ausgeschlossen habe, bittet er um Verständnis: "Ich kann doch nicht vor so einem Spiel Interna preisgeben." Schon seit Wochen hätten sie Radoki helfen wollen, erzählt Hack, "um über diese Schwierigkeiten hinwegzukommen". Doch da half kein Martin Meichelbeck, der den Titel "Direktor Medizin, Sportwissenschaften, Sportpsychologie, Innovation" trägt und der keinen Draht zu Radoki hatte, und auch kein Profifußball-Direktor Ramazan Yildirim als direkter Vorgesetzter des Trainers.

"Das ist auch nicht ihre Aufgabe", erklärt Hack, "Martin soll die Spieler unterstützen, Ramazan ist der Chef von Janos. Die Mannschaft erreichen kann nur der, der täglich bei der Mannschaft ist. Es war klar, dass er das selbst hinkriegen muss", stellt sich der Präsident vor seine Direktoren. So viel zur Aufarbeitung des Rauswurfs. Nun aber tickt die Uhr. Selbst das aufregende Ende der Transferperiode geriet ein wenig in den Hintergrund; nach Informationen der Fürther Nachrichten bezahlte Rapid Wien für Veton Berisha die Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro. Der Sekt wird trotzdem im Kühlschrank geblieben sein.

Die Zeit drängt

Denn das Problem ist: Jeder Tag mit Interimstrainer Mirko Dickhaut ist, so hart das klingt, ein verlorener, da der Verein mit ihm alleine definitiv nicht weitermachen will. Falls der Neue einen eigenen Assistenten mitbringt, ist er sogar ganz raus. Die Zeit drängt, doch Hack kann noch nicht Vollzug melden. Bis dahin muss der Verein mit täglich neuen Gerüchten leben, die von Schreibtisch-Journalisten in der ganzen Republik in die Welt gesetzt werden.

Übers Wochenende etwa brachte der Name Joe Zinnbauer die Fanszene in Wallung. Es kursiert ein altes Interview mit ihm im Internet, in dem der Ex-HSV-Trainer erzählt, dass er schon als Kind in der Nürnberger Nordkurve stand. Hack sagt dazu nur in Richtung des Fragestellers: "Egal, welche Namen Sie bislang gehört haben, ignorieren Sie das." Man habe mit mehreren Trainern erste Gespräche geführt. Nur bei den Namen Markus Kauczinski und Tayfun Korkut verrät Hack: "Wir haben nur mit einem von den beiden gesprochen." Nach Informationen der Fürther Nachrichten war es Kauczinski.

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