Kleeblatt: Vier Spezialisten im Wartestand

23.1.2015, 06:00 Uhr
Kleeblatt: Vier Spezialisten im Wartestand

Wolfgang Hesl ist wieder ganz der Alte. Nur eine dicke Narbe auf dem rechten Handrücken erinnert noch an den Mittelhandbruch, der ihn im Herbst zu einer zweimonatigen Pause zwang. An der türkischen Riviera hielt er in zwei Halbzeiten der beiden Testspiele eindrucksvoll seinen Kasten sauber. Gegen die Bulgaren aus Rasgrad spielte er seine Stärke aus: das eins gegen eins. Gegen Thun wehrte er mit einem starken Reflex einen Kopfball aus fünf Metern ab. In den Trainingsspielchen putzte er lautstark sein Team zusammen, als es auf die Verliererstraße geriet.

Seit der Oberpfälzer vor genau zwei Jahren Max Grün zwischen den Pfosten verdrängt hat, stellt sich die T-Frage in Fürth nicht mehr. Hesl ist gesetzt. Und seine Kronprinzen müssen sich in Geduld üben. "Das Thema ist nicht akut", sagt Manager Michael Mutzel, "hinter den Torhütern stehen noch viele Fragezeichen, Mark Flekken und Tom Mickel waren lange verletzt." Der 25-jährige Mickel wurde in dieser Woche an der Leiste operiert. Er fiel punktgenau nach dem letzten der sechseinhalb Spiele als Hesls Vertreter aus. Sobald er fit ist, dürfte er wieder auf der Bank Platz nehmen, wie Trainer Frank Kramer durchblicken lässt: "Tom ist eine Maschine, wenn die Leiste halbwegs hält, wird er wieder auf der Matte stehen.“ Der 21-jährige Holländer Flekken übt noch separat, um nach der Rückkehr aus der Türkei wieder mit der Mannschaft zu trainieren.

Lerch mit guten Perspektiven?

Er hatte sich im Sommer das Kreuzband gerissen. "Es gab noch keine Signale vom Verein, wie es weitergeht", sagt Flekken, "ich konzentriere mich sowieso nur darauf, wieder fit zu werden." In der Hierarchie hinter den beiden stehen Miro Varvodic (25) und Bastian Lerch. Der bundesligaerfahrene Kroate Varvodic war vertragslos,als ihn Präsident Helmut Hack wegen des Ausfalls von Hesl holte. Nur auf den 18-jährigen U23-Torhüter Lerch und Alexander Sebald hinter Mickel war zu setzen, den Verantwortlichen zu unsicher. Varvodics Nachteil ist die Sprachbarriere, Lerch könnte der Mann der ferneren Zukunft werden, er durfte immerhin erneut mit ins Trainingslager.

Kramer aber dämpft die Erwartungshaltung: „Er ist nicht der Überflieger, der in seinem jungen Alter schon alles hat, aber er ist auf einem guten Weg.“ Der Regensburger trainiert seit Sommer bei den Profis mit. Mit dem harten Hesl verbindet ihn, dass er Oberpfälzer ist und im Spiel gegen Rasgrad trotz empfindlich niedriger Temperaturen im kurzärmeligen Trikot auf dem Platz stand.

So interessant die Voraussetzungen von Mickel, Flekken, Varvodic und Lerch sind - erst, wenn geklärt ist, ob Hesls Vertrag verlängert wird, kennen die vier ihre Perspektive. Bleibt er, ist die Nummer eins wohl über längere Zeit vergeben. Geht er, können sich zumindest die drei Älteren von ihnen um den Posten bewerben.

Hesl ist 29, niemand würde es ihm verdenken, wenn er jetzt den lukrativsten Vertrag seiner Karriere anstrebt. Doch ihm scheint es in den im Februar anstehenden Verhandlungen nicht nur um Geld zu gehen. „Im Grunde ist es eine einfache Situation: Jetzt wäre die letzte Möglichkeit, nochmal was anderes zu machen. Aber wie viele Fußballprofis können über ihren Verein sagen: Das ist Heimat“, fragt Hesl rhetorisch. Zumal er seit 12. Januar den relativ kurzen Weg vom Training heim nach Schwarzenfeld noch mehr genießt. Dort warten seit der Geburt von Töchterchen Fiona gleich zwei Frauen auf ihn.

1 Kommentar