Kleine Erlanger Erfolgsgeschichte geht weiter

14.12.2017, 18:31 Uhr
Kleine Erlanger Erfolgsgeschichte geht weiter

ERLANGEN — Eigentlich ging es ja um gar nichts mehr, bei den Landesliga-Ringern des TV 48 Erlangen. Zum letzten Mal in dieser Saison traten sie in der Jahn-Halle an, zu Gast war Neumarkt – vor wenigen Wochen noch als vermeintlicher Endkampf um den Klassenerhalt gehandelt. Doch dann hatte sich der TV schon vorher gerettet und Neumarkt stand als Absteiger fest. Das neue Ziel war für Erlangen, im Fernduell mit Unterdürrbach vielleicht noch auf Platz fünf zu klettern.

Daher traten die Erlanger in Bestbesetzung an – gewannen Kampf um Kampf gegen die armen Neumarkter. Diesen war die Frustration deutlich anzumerken: "Natürlich will man beim letzten Kampf der Saison vor heimischen Publikum gute Leistungen bringen und gewinnen", meinte Johannes Hölzel, der Erlanger Trainer und Schwergewichtsringer.

Ohne Mitleid

Mitleid gab es nicht: 33:4 gewann Erlangen, das reichte für Platz fünf und einen gelungenen Saisonabschluss. Doch die guten Leistungen gab es bei den Erlanger Ringern erst gegen Ende der Saison. Vorher hieß es: zittern. Laut Hölzel ist jede Saison eine "knappe Kiste". Dass es heuer geklappt hat mit dem Klassenerhalt, schreibt der Trainer dem "Stilartwechsel" zu. Das bedeutet, dass der Hinkampf im Freien Stil und der Rückkampf im griechisch-römischen Stil ausgerungen wird. Je nachdem, wo die Stärken liegen, kann das sichere Punkte bringen – oder eben sichere Niederlagen. Ein bestimmtes Erfolgsrezept, so Hölzel, gibt es also nicht.

In der Landesliga fühlt sich der Turnverein gut aufgehoben. Schon das zweite Jahr in Folge konnte sich der TV in dieser Liga halten, was für eine kleine Ringerabteilung mit 20, 25 Aktiven schon außergewöhnlich ist, findet Hölzel. Viele Gewichtsklassen sind nur dünn besetzt. Wenn der Hauptringer ausfällt, drohen alle Punkte kampflos verloren zu gehen.

Verstärkung erhielt das Team da besonders durch Flüchtlinge. Bis zu sieben Ringer waren manchmal im Training dabei. Das Problem: Viele mussten in andere Heime wechseln. Eben dabei sich zu integrieren, waren die neuen Teamkameraden schon wieder weg. Einer wurde gar abgeschoben. "Er hat letzte Saison komplett mit uns gerungen und war dann von heute auf morgen nicht mehr da", sagt Johannes Hölzel. "Wir haben im Nachhinein erst erfahren, dass er abgeschoben wurde." Sportlich wie menschlich hinterlässt das eine Lücke. "Es ist schade, dass man dem so machtlos gegenübersteht", findet Hölzel.

Teamkamerad abgeschoben

Wenn Anhörungen anstehen, bezeugt die Mannschaft immer in Schreiben, dass die Kämpfer fester Bestandteil des Teams sind. Ein Flüchtling, der im Moment für Erlangen ringt, hat nun eine Ausbildung begonnen. "Wir hoffen sehr darauf, dass er bleiben kann", sagt Hölzel. Jeder neue Ringer tut dem Turnverein gut – denn sie werden alle nicht jünger. "Viele sind, wie ich, weit über die 30 und das merkt man bei so einem Sport, der die Gelenke stark beansprucht."

Keine Kommentare