Kommentar: Dämpfer für Sport-Deutschland

10.7.2011, 18:18 Uhr

Schmerzhafte Dämpfer für das manchmal allzu selbstbewusste Deutschland und seine Protagonisten, die wie Franz Beckenbauer gerne den Eindruck erwecken, wir seien überall die Größten – auf den Sportfeldern wie beim Organisieren von Großveranstaltungen.

Doch die anderen Nationen sind nicht stehengeblieben, sondern haben in allen Belangen rasant aufgeholt. Die Frauenfußball-Weltmeisterschaft ist hierfür der beste Beweis. Vorbei sind die Zeiten zweistelliger Resultate. Die Weltspitze ist eng zusammengerückt, so dass Bundestrainerin Silvia Neid mit ihrer These Recht hat, dass Nuancen den Ausschlag zugunsten Japans gegeben hätten.

Richtig ist allerdings auch: Das deutsche Team hat sich in Wolfsburg selbst geschlagen. Ein einziges Mal während des Turniers konnte es überzeugen – beim 4:2 gegen Frankreich, als es letztlich um nichts mehr ging, weil man bereits für das Viertelfinale qualifiziert war. Da spielten die Deutschen ansehnlichen Fußball. Doch sobald sie Druck – ob selbst aufgebautem oder solchem von außen – ausgesetzt waren, wirkten sie hilflos und gehemmt. Gegen wild tretende Nigerianerinnen wie gegen taktisch clevere Japanerinnen fanden sie kaum Mittel, ihr Spiel aufzuziehen, geschweige denn durchzusetzen. Was für die Routiniers wie die jungen Nationalspielerinnen galt.

An dieser Schwäche muss Neid arbeiten, ebenso an der Fähigkeit ihres Teams, auf überraschende Situationen zu reagieren. Natürlich treten nun Altstars wie Birgit Prinz oder Ariane Hingst zurück, vielleicht auch noch andere, da mit dem WM-Aus gegen Japan auch Olympia verspielt wurde. Nun ist die Bundestrainerin gefordert, noch mehr junge Spielerinnen auf- und einzubauen.

Was das deutsche Ausscheiden für die WM bedeutet, wird sich erst noch in den Stadien zeigen. Die letzten Partien sind zwar ausverkauft, doch wie viele Ticketbesitzer ihre teuer erstandenen Karten verfallen lassen, wird man erst kurzfristig sehen. Immerhin hat der Frauenfußball bislang unterstrichen, dass er sich weiterentwickelt hat, dass noch ansehnliche Spiele zu erwarten sind. Die sind es wert, vor Ort in der beeindruckenden, fröhlichen und gewaltfreien Stadionatmosphäre gesehen zu werden. Zumal das Sommermärchen 2011 bislang ohnehin fast nur in den WM-Arenen zu erleben war.

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