Kommentar: Die Nörgler aus dem Netz

Nürnberg - Dass konkurrenzfähiger Profifußball ohne Sponsoring nicht möglich wäre, haben auch sportliche Sozialromantiker längst zähneknirschend akzeptiert. Wie aber der ideale Werbepartner auszusehen hat, sorgt gerade im Internet für hitzige Diskussionen.

Der Shitstorm, der über Werder Bremen nach dem Abschluss mit dem umstrittenen Geflügelproduzenten Wiesenhof hereinbrach, zeigt die neue Macht der Fans, die ihren Widerstand auf diversen Social-Media-Kanälen organisieren.

Als der 1.FC Nürnberg nach monatelangen Verhandlungen nun das oberfränkische Textilunternehmen NKD als Trikotsponsor präsentierte, fielen die Reaktionen ebenfalls nicht gerade euphorisch aus. Ein Billigdiscounter auf der stolzen Brust des „Ruhmreichen“, das erschien einigen wohl nicht glamourös genug. Dabei erfüllt der Deal objektiv betrachtet viele Kriterien: regionaler Bezug, Planungssicherheit dank langer Laufzeit und eine „Gage“, die wie erhofft zwischen 3,5 und vier Millionen Euro liegt und dem FCN im Liga-Ranking einen angemessenen Mittelfeldplatz beschert. Hannover 96 etwa kassiert trotz Europa-League-Präsenz vom Reiseunternehmer TUI auch „nur“ vier Millionen.

Als jüngst durchsickerte, dass die international renommierte Fluglinie Turkish Airlines zu den potenziellen Bewerbern zählt, wurden übrigens prompt Stimmen laut, die eine Metamorphose vom Club zum Külübü befürchteten. So löblich eine kritisch-wachsame Auseinandersetzung mit den Marketing-Aktivitäten des Vereins ist – immer nur reflexartig rumzunörgeln und von einem Konsens-Sponsor zu träumen, der vielleicht „Bratwurst Röslein“ heißt, nonchalant fünf Millionen hinblättert und am besten nebenbei noch ein Max-Morlock-Stadion realisiert, ist ebenso naiv wie nervig.