Kommentar: Nicht wie bei Kramer!

19.10.2016, 15:37 Uhr
Das Fürther Duo Ruthenbeck und Yildirim arbeitet erst seit Januar 2016 zusammen.

© Sportfoto Zink / DaMa Das Fürther Duo Ruthenbeck und Yildirim arbeitet erst seit Januar 2016 zusammen.

Diese Trainingswoche beginnt so, wie die vergangene aufgehört hat. Das Absentenbuch ist voll. Kapitän Marco Caligiuri hatte schon im Heidenheim-Spiel mit einer beginnenden Erkältung zu kämpfen und beginnt erst am Mittwoch wieder mit leichten Übungen.

Veton Berisha setzt weiter wegen seiner bisherigen Wadenprobleme aus, bei Mathis Bolly hat sich eine Sehne im Fuß entzündet. Sebastian Heidinger, Sebastian Freis (Blutergüsse) und Ilir Azemi (Aufbau nach Erkältung) laufen nur. Dafür ist Marcel Franke, der mit Knieproblemen am Samstag pausierte, wieder im Mannschaftstraining, ging aber frühzeitig in die Kabine.

Undankbares Djokovic-Debüt

Warum das hier so detailliert aufgelistet ist? Weil es wichtig ist, um zu verstehen, wie das Trainerteam um Stefan Ruthenbeck die vielleicht wichtigste Woche in seiner Zusammenarbeit beginnen muss. An den Ausfall von Jurgen Gjasula hat man sich schon gewöhnen müssen; erst vor wenigen Tagen holte Manager Ramazan Yildirim einen erfahrenen Ersatz für ihn.

Es ist jetzt sehr wichtig, dass Damjan Djokovic möglichst schnell in diese – im doppelten Wortsinn – zentrale Rolle schlüpft. Denn ein undankbareres Debüt wie gegen Heidenheim konnte man sich nicht ausdenken. Zur Erklärung, weil auch immer wieder die Rufe nach Talenten wie Benedikt Kirsch laut wurden: Der 20-Jährige war in den Tagen vor der Partie stark erkältet und somit keine Option für 90 Minuten. Vielleicht begründet dieser Trainer Entscheidungen ja zu wenig.

Jugend forscht

Denn auffallend ist, dass seit seinem Amtsantritt der Ruf nach mehr Einsatzzeit für junge Spieler nicht verstummt. Dabei hat er nicht wenige von ihnen erstmals Zweitligaluft schnuppern lassen: Veton Berisha, Marcel Franke, Nicolai Rapp, Serdar Dursun, Daniel Steininger, Benedikt Kirsch und Ante Vukusic, mit 25 der Älteste.

Auf die hoffnungsvollen Verstärkungen Mathis Bolly und Sercan Sararer musste er bis jetzt komplett und weitgehend verzichten. Auf der Ersatzbank sitzen Rohdiamanten, die behutsam aufgebaut werden müssen, verheizen wäre das schlechte Gegenteil. Gleichzeitig fordert Präsident Helmut Hack – und das ist sein gutes Recht – attraktiven Angriffsfußball.

Ruthenbeck möchte dem nachkommen; er fordert viel Ballbesitz und lässt seine Außenverteidiger weit in die gegnerische Hälfte vorrücken. Gegen Heidenheim ging das gründlich schief. Und vielleicht klappt es auch beim Tabellenführer Braunschweig am Sonntag und am darauffolgenden Mittwoch im Pokal gegen Erstligist Mainz nicht. Und im Präsidium wird die Angst um die Tabellenplatzierung umgehen, die ja zweifellos wichtig ist für diesen Verein im Kampf um die Verteilung der Fernsehgelder.

Rückendeckung für Ruthenbeck

Es ist genau dieselbe Zwickmühle, in die Frank Kramer Anfang 2015 geraten ist. Ein folgenschwerer Fehler, wie wir heute wissen, war damals nicht nur seine Entlassung, sondern auch die Neubesetzung. Nein, diesmal muss es anders laufen: Noch herrscht Ruhe, doch Ruthenbeck braucht auch aktive Rückendeckung.

Denn alle sollten sich erinnern: Nach der Horror-Rückrunde unter Mike Büskens haben Hack und seine Mitentscheider vor eineinhalb Jahren einen damals 43-jährigen Trainer geholt, der selbst noch unter die Kategorie Talent in seinem Berufsstand fällt. Das selbe Prädikat gilt für Manager Ramazan Yildirim, der auf diesem Niveau erstmals einen Kader zusammengestellt hat.

Ruthenbeck muss die zweite Stufe zünden dürfen: die Weiterentwicklung von Talenten, die Yildirim geholt hat. Und die müssen Fehler machen dürfen. Sonst verdient man den Titel Ausbildungsverein nicht. Und gerade das ist doch das Spannende an der Spielvereinigung.

20 Kommentare