Kommentar: Reform darf beim FCN kein Tabu mehr sein

8.10.2016, 08:14 Uhr
Aufsichtsratsboss Grethlein sprach auf der Jahreshauptversammlung Klartext: "Die Mehrheit im Aufsichtsrat ist für einen Rechtsformwechsel."

© Sportfoto Zink / JüRa Aufsichtsratsboss Grethlein sprach auf der Jahreshauptversammlung Klartext: "Die Mehrheit im Aufsichtsrat ist für einen Rechtsformwechsel."

"Nürnberg gewinnt", so lautet der optimistische Slogan einer neuen Initiative, mit der man beim 1. FCN seiner gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung als eingetragener Verein gerecht werden möchte. Ob auch der Club selbst künftig wieder öfter mal gewinnt, ist freilich fraglich. Denn der "Ruhmreiche" steckt nach wie vor ganz tief im Schlamassel.

Die Ex-Vorstände Martin Bader und Ralf Woy, das wird immer deutlicher, haben den Altmeister mit einer finanziellen Harakiri-Taktik an den Rand des Abgrunds geführt. Nachfolger Michael Meeske watet zwar tapfer durch den hinterlassenen Scherbenhaufen und konnte den fränkischen Patienten zumindest stabilisieren, musste aber dennoch erneut rote Zahlen verkünden, weil in der 2. Liga nun mal kaum etwas zu verdienen ist.

Die Schuldenlast wiederum zwingt zu einem rigiden Sparkurs, der auch Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit hat. "Geld schießt auf lange Sicht eben doch Tore", räumte Aufsichtsratschef Thomas Grethlein ein, und es ist kein Geheimnis, dass man weiterhin Leistungsträger und Talente wird verhökern müssen, um Transfererlöse zu generieren. Der Aufstieg dürfte somit eine hübsche Utopie bleiben. Ein Teufelskreis.

Angesichts solch düsterer Perspektiven darf eine sachlich-kritische Diskussion über die ins Auge gefasste Änderung der Rechtsform, die damit verbundene Ausgliederung der Lizenzmannschaft und Öffnung für Investoren bei allem Traditionsbewusstsein kein Tabuthema mehr sein. Dass inzwischen offenbar viele Mitglieder bereit sind, sich mit dieser brisanten Reform zumindest einmal auseinanderzusetzen, war vielleicht das positivste Signal aus der Meistersingerhalle.

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