Kommentar zum HCE: Professionalität ohne Empathie

30.5.2016, 16:30 Uhr
Wurden brav verabschiedet - aber auch fair behandelt? Die HCE-Akteure Jan Stochl, Tobias Rivesjö, Sebastian Preiß, Oliver Heß, Denni Djozic und Christoph Nienhaus (v.l.n.r.).

© Sportfoto Zink / WoZi Wurden brav verabschiedet - aber auch fair behandelt? Die HCE-Akteure Jan Stochl, Tobias Rivesjö, Sebastian Preiß, Oliver Heß, Denni Djozic und Christoph Nienhaus (v.l.n.r.).

Natürlich wäre der HC Erlangen nicht dort, wo er heute ist, wenn er seine Strukturen nicht professionali­siert hätte. Vermutlich wäre der HCE nicht so souverän in die erste Liga zurückgekehrt, wenn er diese Profes­sionalisierung nicht weiter vorange­trieben hätte. Wahrscheinlich ist es auch notwendig, den Kader noch ein­mal mit erfahrenen Berufshandbal­lern zu verstärken - die Folgen eines erneuten Abstiegs wären höchst ge­fährlich. Und: Ja, wahrscheinlich ist in der Welt des Spitzensports kein Platz für Romantik, Sentimentalität und studierende Hobby-Handballer.

Sportliche Entscheidungen sind sicher nicht leicht zu fällen. Wer dankt es einem am Ende, wenn durch zu viel Sentimentalität das Ende des Spitzenhandballs in der Region ris­kiert wird? Also sind die Abgänge schon der "alten Erlanger" Bayer­schmidt, Krämer und Schwandner ge­nauso nachvollziehbar, wie nun die von Oliver Heß und Christoph Nien­haus. Man kann der Meinung sein, dass deren Talent schlichtweg nicht ausreicht fürs allerhöchste Niveau.

Aber man muss sich beim HC Er­langen die Frage stellen lassen, ob die Art und Weise, wie mit sehr ver­dienten Spielern umgegangen wurde, angemessen ist. Heß und Nienhaus versuchte man sich als Not-Option zu bewahren, falls man nichts Besse­res findet. Heß zog die Notbremse, gab seinen Wechsel bekannt, der HCE reagierte beleidigt. Nienhaus ließ sich hinhalten, sagte potenziel­len Vereinen ab – um nun ganz ohne dazustehen. "Der HCE und Nienhaus konnten sich nicht auf einen Vertrag einigen", schrieb der HCE - wie auch, dem 30-Jährigen wurde nach Monaten des Wartens ja kein Ver­tragsangebot mehr vorgelegt.

Mag sein, dass so der professionelle Spitzensport funktioniert – dann muss der HC Erlangen aber endlich damit aufhören, von sich als einem besonderen Klub zu sprechen, der an­ders sei, als die übrigen. Die "alten Erlanger", die warten übrigens immer noch auf ihre Verabschie­dung.

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