Kommentar zur Fürther Rettung: Horrortrip mit Happy End
14.5.2018, 07:50 UhrMan braucht des Menschen Neigung zur Schadenfreude nicht zu unterschätzen, ein paar einzelne Nürnberger wird es schon gegeben haben, die auf einen Abstieg der Nachbarn in die dritte Liga belustigt angestoßen hätten - aber repräsentativ wäre das nicht gewesen. Franken hat zu viele kleine und mittlere Fußball-Unglücke erlebt, um Häme zu zelebrieren. Wer weiß, wie nah das nächste eigene schon ist.
Vor Jahresfrist stand die Spielvereinigung Greuther Fürth erstmals seit 64 Jahren in einer Abschlusstabelle vor dem 1.FC Nürnberg, das Jahr nach der gefühlten fränkischen Meisterschaft geriet jetzt zum Horrortrip. Während der Nachbar-Club sich bereits nach oben, Richtung Bundesliga, verabschiedet hatte, stand das Kleeblatt vor dem Ligen-Wechsel nach unten - 21 Jahre nach der Rückkehr in den Profifußball, fünf Jahre nach dem kurzen Gastspiel in der Bundesliga, das damals das ganze Land entzückte: Schau an, das geht - ein kleiner, couragierter Verein, der aus bescheidenen Möglichkeiten das Beste macht. Wie Freiburg, wie Mainz - und wie sympathisch.
Fürth ist seither kein anderer Verein geworden, aber die Fußballwelt verändert sich rasant - mit Folgen hinab bis in die Niederungen der zweiten Liga. Das viele neue, aber ungleich verteilte Geld legt Biotope trocken. Wo Vereine wie Fürth noch bezahlbare Spieler fanden, scouten heute Konzerne für ihre Farmteams.
Selbst in der dritten Liga gerät die Finanzierung des Fußballbetriebs zum Balanceakt, vier Traditionsklubs haben zuletzt Konkurs angemeldet. Für Fürth geht der Kampf im Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und sportlichem Erfolg weiter - zweitklassig, aber unter den gleichen Vorzeichen. Und für den 1.FC Nürnberg gilt - auf höherem Niveau - exakt dasselbe.
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