Komplett-Umbruch beim FCN: So reagiert die Stadt auf Köllners Aus

13.2.2019, 06:00 Uhr
Klemens Gsell (CSU):
 
 Der Bürgermeister für die Bereiche Schule und Sport ist enttäuscht über die Entscheidung. "Es waren die Spieler, die in Hamburg und anderswo nicht bundesligatauglich waren. Der Verein hatte jetzt die Chance, raus aus dem Image der Unberechenbarkeit zu kommen und hat das leider vertan. Respekt vor Herrn Bornemann, dass er lieber die eigene Entlassung riskierte als seinen Kopf durch Zustimmung zum Rauswurf des Trainers zu retten", sagt Gsell."Und danke an Herrn Köllner, der mit seiner ehrlichen Arbeit aus den geringen Möglichkeiten hier viel erreichte. Im Endergebnis hat die wochenlange Hetze in den sozialen Medien von anonymen ,Experten‘, die noch nie selbst Verantwortung hatten, den Aufsichtsrat leider beeindruckt."
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Klemens Gsell (CSU) - Dritter Bürgermeister

Klemens Gsell (CSU): Der Bürgermeister für die Bereiche Schule und Sport ist enttäuscht über die Entscheidung. "Es waren die Spieler, die in Hamburg und anderswo nicht bundesligatauglich waren. Der Verein hatte jetzt die Chance, raus aus dem Image der Unberechenbarkeit zu kommen und hat das leider vertan. Respekt vor Herrn Bornemann, dass er lieber die eigene Entlassung riskierte als seinen Kopf durch Zustimmung zum Rauswurf des Trainers zu retten", sagt Gsell."Und danke an Herrn Köllner, der mit seiner ehrlichen Arbeit aus den geringen Möglichkeiten hier viel erreichte. Im Endergebnis hat die wochenlange Hetze in den sozialen Medien von anonymen ,Experten‘, die noch nie selbst Verantwortung hatten, den Aufsichtsrat leider beeindruckt." © Roland Fengler

Nasser Ahmed (SPD): Der sportpolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion ist selbst ein begeisterter Fußballspieler und natürlich auch Club-Fan. Er fand den Weg, den der Verein bislang gegangen war, sehr gut. "Ich fand es toll, dass man dem Trainer vertraut hat und auf Beständigkeit gesetzt hat. Mit Michael Köllner hat der Club schließlich ein glorreiches Aufstiegsjahr hingelegt." Aber er könne die Entscheidung, die jetzt gefallen ist, auch nachvollziehen. "Nach 15 Spielen ohne Sieg war wohl ein Befreiungsschlag nötig. Jetzt braucht der Club aber noch ein Wunder."
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Nasser Ahmed (SPD) - sportpolitischer Sprecher

Nasser Ahmed (SPD): Der sportpolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion ist selbst ein begeisterter Fußballspieler und natürlich auch Club-Fan. Er fand den Weg, den der Verein bislang gegangen war, sehr gut. "Ich fand es toll, dass man dem Trainer vertraut hat und auf Beständigkeit gesetzt hat. Mit Michael Köllner hat der Club schließlich ein glorreiches Aufstiegsjahr hingelegt." Aber er könne die Entscheidung, die jetzt gefallen ist, auch nachvollziehen. "Nach 15 Spielen ohne Sieg war wohl ein Befreiungsschlag nötig. Jetzt braucht der Club aber noch ein Wunder." © Roland Fengler

Birgitt Glöckl: Nicht nur als begeisterter Club-Fan, sondern auch als Chefin der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur findet sie es erstaunlich, dass Andreas Bornemann unbedingt an Trainer Michael Köllner festhalten wollte: "Wenn der Vorstand sein Schicksal so eng mit dem des Cheftrainers verknüpft wie Bornemann mit dem von Köllner, dann macht mich das misstrauisch und man möchte dem Aufsichtsrat zurufen: Obacht!" 
 Diesen Ruf hat das Gremium ja nun offenbar gehört und sich von beiden Verantwortungsträgern getrennt: "Da haben die Aufsichtsräte nun wohl doch genauer hingeschaut." Sorgen bereitet Glöckl, dass Köllner womöglich verbrannte Erde hinterlassen könnte, schließlich sei er nicht nur als Cheftrainer der Profis, sondern auch im Nachwuchsleistungszentrum sehr einflussreich gewesen. 
 "In der Amtszeit Köllners scheint einiges im Umfeld personell umbesetzt worden zu sein. Da würde ich jetzt hoffen, dass er besonders im Nachwuchsbereich keine bleibenden Schäden hinterlässt." Was das Interims-Trainerduo angeht, so fiebert Glöckl mit einer Club-Ikone mit: "Marek Mintal wünsche ich alles erdenklich Gute!" Dennoch zweifelt sie sehr stark daran, dass das Schlusslicht die Kurve noch kriegt. "An den Klassenerhalt glaube ich persönlich nicht."
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Birgitt Glöckl - Deutsche Akademie für Fußball-Kultur

Birgitt Glöckl: Nicht nur als begeisterter Club-Fan, sondern auch als Chefin der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur findet sie es erstaunlich, dass Andreas Bornemann unbedingt an Trainer Michael Köllner festhalten wollte: "Wenn der Vorstand sein Schicksal so eng mit dem des Cheftrainers verknüpft wie Bornemann mit dem von Köllner, dann macht mich das misstrauisch und man möchte dem Aufsichtsrat zurufen: Obacht!"
Diesen Ruf hat das Gremium ja nun offenbar gehört und sich von beiden Verantwortungsträgern getrennt: "Da haben die Aufsichtsräte nun wohl doch genauer hingeschaut." Sorgen bereitet Glöckl, dass Köllner womöglich verbrannte Erde hinterlassen könnte, schließlich sei er nicht nur als Cheftrainer der Profis, sondern auch im Nachwuchsleistungszentrum sehr einflussreich gewesen.
"In der Amtszeit Köllners scheint einiges im Umfeld personell umbesetzt worden zu sein. Da würde ich jetzt hoffen, dass er besonders im Nachwuchsbereich keine bleibenden Schäden hinterlässt." Was das Interims-Trainerduo angeht, so fiebert Glöckl mit einer Club-Ikone mit: "Marek Mintal wünsche ich alles erdenklich Gute!" Dennoch zweifelt sie sehr stark daran, dass das Schlusslicht die Kurve noch kriegt. "An den Klassenerhalt glaube ich persönlich nicht." © Michael Matejka

Bürgermeister Christian Vogel (SPD): "Ja, unser Club", seufzt er. Er kann die Entscheidung des Aufsichtsrats nachvollziehen, wie er im Gespräch mit der Nürnberger Zeitung sagt. "Sie war zu erwarten und letztlich wohl auch unumgänglich. Auch wenn der Trainer am Schluss nur das letzte Glied ist, hat er eine besondere Rolle."
 Durch die Trennung werde die sportliche Situation nun aber sicherlich nicht automatisch besser", glaubt Vogel. "Aber man hat damit womöglich die letzte Chance auf einen erhofften Verbleib in der Bundesliga genutzt." Ein neuer Trainer werde, so hoffe er, einen neuen Schub auslösen.
 "Die überzeugten Fans – und da zähle ich mich dazu – werden auch in der schwierigen Zeit zu ihrem Club stehen und weiter die Höhen und Tiefen des Vereins erdulden müssen. Michael Köllner war für mich trotz des am Schluss fehlenden sportlichen Erfolges ein besonderer Trainer. Er hat wie kein anderer den 1. FC Nürnberg nach außen dargestellt. Er war in seiner Zeit als Trainer nicht nur der Trainer, sondern, wenn man so will, das Gesicht des 1. FC Nürnberg in der Öffentlichkeit." Was nach Vogels Ansicht jetzt wichtig ist: "Es muss möglichst schnell wieder Ruhe in den Verein einkehren; und dann gilt es, am nächsten Montag gegen Dortmund eine Mannschaftsleistung mit dem Willen zum Erfolg zu zeigen."
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Christian Vogel (SPD) - Zweiter Bürgermeister

Bürgermeister Christian Vogel (SPD): "Ja, unser Club", seufzt er. Er kann die Entscheidung des Aufsichtsrats nachvollziehen, wie er im Gespräch mit der Nürnberger Zeitung sagt. "Sie war zu erwarten und letztlich wohl auch unumgänglich. Auch wenn der Trainer am Schluss nur das letzte Glied ist, hat er eine besondere Rolle." Durch die Trennung werde die sportliche Situation nun aber sicherlich nicht automatisch besser", glaubt Vogel. "Aber man hat damit womöglich die letzte Chance auf einen erhofften Verbleib in der Bundesliga genutzt." Ein neuer Trainer werde, so hoffe er, einen neuen Schub auslösen.
"Die überzeugten Fans – und da zähle ich mich dazu – werden auch in der schwierigen Zeit zu ihrem Club stehen und weiter die Höhen und Tiefen des Vereins erdulden müssen. Michael Köllner war für mich trotz des am Schluss fehlenden sportlichen Erfolges ein besonderer Trainer. Er hat wie kein anderer den 1. FC Nürnberg nach außen dargestellt. Er war in seiner Zeit als Trainer nicht nur der Trainer, sondern, wenn man so will, das Gesicht des 1. FC Nürnberg in der Öffentlichkeit." Was nach Vogels Ansicht jetzt wichtig ist: "Es muss möglichst schnell wieder Ruhe in den Verein einkehren; und dann gilt es, am nächsten Montag gegen Dortmund eine Mannschaftsleistung mit dem Willen zum Erfolg zu zeigen." © Horst Linke

Bernd Siegler: Der Co-Autor der jüngst erschienenen "Club-Chronik" hätte Köllner schon viel früher entlassen. "Das ist kein Trainer für die Bundesliga. Mit seinen abenteuerlichen Startaufstellungen und seinem Wechselverhalten hat Köllner die Spieler verwirrt und die Mannschaft verunsichert. Spieler wie Leibold oder Valentini sind nur noch ein Schatten ihrer selbst." Siegler erinnert daran, dass Rhein in Hannover von der Tribüne aus in die Startaufstellung befördert worden sei, während zum Beispiel Misidjan "ohne Begründung" gar nicht im 18er-Aufgebot stand.
 
 Einen Stürmer wie Ishak trotz Rückstand erst kurz vor Schluss einzuwechseln, sei völlig unverständlich. Zudem verhalte sich Köllner "selbstgefällig und uneinsichtig". Und auch die Trennung von Bornemann hält Siegler für richtig. "Er hat erklärt, im Winter nur einen Spieler zu verpflichten, der sofort weiterhilft. Aber dann holt er jemanden aus Kasachstan, der Trainingsrückstand hat." Neuzugang Ilicevic wurde bisher in der Bundesliga nicht für den 18er-Kader des "Ruhmreichen" nominiert.
 
 Siegler findet es außerdem "merkwürdig", dass der von Köllner geholte Co-Trainer Boris Schommers bleiben und die Mannschaft interimsweise betreuen darf. Der Club brauche nun einen Coach, "der das Team mental aufbaut". Wegen des überraschend geringen Rückstands zum rettenden Ufer könne es immer noch zum Klassenerhalt reichen. "Aber dann muss man die Spiele in Stuttgart und gegen Augsburg gewinnen und auch daheim mal gegen die dicken Brocken punkten." Spitzenteams wie Dortmund, München oder Leipzig kommen alle noch nach Nürnberg. "Aber Düsseldorf hat gegen den BVB ja auch gewonnen." Etwas Hoffnung bleibt.
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Bernd Siegler - Co-Autor der "Club-Chronik"

Bernd Siegler: Der Co-Autor der jüngst erschienenen "Club-Chronik" hätte Köllner schon viel früher entlassen. "Das ist kein Trainer für die Bundesliga. Mit seinen abenteuerlichen Startaufstellungen und seinem Wechselverhalten hat Köllner die Spieler verwirrt und die Mannschaft verunsichert. Spieler wie Leibold oder Valentini sind nur noch ein Schatten ihrer selbst." Siegler erinnert daran, dass Rhein in Hannover von der Tribüne aus in die Startaufstellung befördert worden sei, während zum Beispiel Misidjan "ohne Begründung" gar nicht im 18er-Aufgebot stand.
Einen Stürmer wie Ishak trotz Rückstand erst kurz vor Schluss einzuwechseln, sei völlig unverständlich. Zudem verhalte sich Köllner "selbstgefällig und uneinsichtig". Und auch die Trennung von Bornemann hält Siegler für richtig. "Er hat erklärt, im Winter nur einen Spieler zu verpflichten, der sofort weiterhilft. Aber dann holt er jemanden aus Kasachstan, der Trainingsrückstand hat." Neuzugang Ilicevic wurde bisher in der Bundesliga nicht für den 18er-Kader des "Ruhmreichen" nominiert.
Siegler findet es außerdem "merkwürdig", dass der von Köllner geholte Co-Trainer Boris Schommers bleiben und die Mannschaft interimsweise betreuen darf. Der Club brauche nun einen Coach, "der das Team mental aufbaut". Wegen des überraschend geringen Rückstands zum rettenden Ufer könne es immer noch zum Klassenerhalt reichen. "Aber dann muss man die Spiele in Stuttgart und gegen Augsburg gewinnen und auch daheim mal gegen die dicken Brocken punkten." Spitzenteams wie Dortmund, München oder Leipzig kommen alle noch nach Nürnberg. "Aber Düsseldorf hat gegen den BVB ja auch gewonnen." Etwas Hoffnung bleibt. © Ralf Rödel

Max Müller (CSU): Der Stadtrat sieht das Thema aus zwei Perspektiven – er ist einerseits sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion, andererseits aber auch Mitglied des Aufsichtsrates des 1. FC Nürnberg. Daher war er selbst an der Entscheidung beteiligt, sich von Bornemann und Köllner zu trennen. Er betont, dass das Gremium Bornemann nicht wegen dessen Transferpolitik im Winter entlassen hat, denn die sei aus finanziellen Gründen "nachvollziehbar" gewesen. Aber der Sportvorstand habe sein Schicksal eben mit dem des Trainers verknüpft. Und der sei nicht mehr zu halten gewesen. 
 
 "Irgendwann muss man reagieren. Die fehlende Weiterentwicklung der Spieler war unser Kritikpunkt. Die Ergebnisse dürfen auch mal schlecht sein, wenn deutlich wird, dass die Mannschaft einen Schritt nach vorne macht." Aber solche Fortschritte seien nicht mehr erkennbar gewesen. Außerdem habe Köllner seine personellen Entscheidungen der Öffentlichkeit zu wenig plausibel erklärt.
 
 Müller sieht die aktuelle Entwicklung auch als Stadtrat mit großer Sorge. "Wenn der Club absteigt, fällt die Hälfte der Mieteinnahmen weg und das Stadion-Defizit wird noch größer." Dennoch findet es der CSU-Politiker richtig, dass sich der Verein nicht in finanzielle Abenteuer stürzt, um "auf Teufel komm raus" die Klasse zu halten.
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Max Müller (CSU) - sportpolitischer Sprecher

Max Müller (CSU): Der Stadtrat sieht das Thema aus zwei Perspektiven – er ist einerseits sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion, andererseits aber auch Mitglied des Aufsichtsrates des 1. FC Nürnberg. Daher war er selbst an der Entscheidung beteiligt, sich von Bornemann und Köllner zu trennen. Er betont, dass das Gremium Bornemann nicht wegen dessen Transferpolitik im Winter entlassen hat, denn die sei aus finanziellen Gründen "nachvollziehbar" gewesen. Aber der Sportvorstand habe sein Schicksal eben mit dem des Trainers verknüpft. Und der sei nicht mehr zu halten gewesen.
"Irgendwann muss man reagieren. Die fehlende Weiterentwicklung der Spieler war unser Kritikpunkt. Die Ergebnisse dürfen auch mal schlecht sein, wenn deutlich wird, dass die Mannschaft einen Schritt nach vorne macht." Aber solche Fortschritte seien nicht mehr erkennbar gewesen. Außerdem habe Köllner seine personellen Entscheidungen der Öffentlichkeit zu wenig plausibel erklärt. Müller sieht die aktuelle Entwicklung auch als Stadtrat mit großer Sorge. "Wenn der Club absteigt, fällt die Hälfte der Mieteinnahmen weg und das Stadion-Defizit wird noch größer." Dennoch findet es der CSU-Politiker richtig, dass sich der Verein nicht in finanzielle Abenteuer stürzt, um "auf Teufel komm raus" die Klasse zu halten. © Horst Linke

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