Konstanz fehlt: Fürth sucht nach dem "Sieger-Gen"

13.12.2016, 08:00 Uhr
Konstanz fehlt: Fürth sucht nach dem

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Fußballer sind gemeinhin als Genussmenschen verschrien. Gutes Essen, schnelle Autos, schicke Klamotten. Nun soll der ein oder andere aber doch schon mal ein Buch gelesen haben. In Sachen Belletristik wäre der SpVgg Greuther Fürth derzeit ein Klassiker zu empfehlen: Die drei Musketiere von Alexandre Dumas – warum die Roman-Trilogie auch Janos Radoki favorisiert, erklärte der Trainer nach dem enttäuschenden 0:2 am Sonntag im Heimspiel gegen den FC St. Pauli.

Der neue Trainer der Spielvereinigung stieß in den aus Fürther Sicht nur als armselig zu bezeichnenden 90 Minuten gegen das Zweitliga-Schlusslicht erstmals auf ein Problem, das er bislang nur vom Hörensagen kannte. Sein Vorgänger Stefan Ruthenbeck hatte in seiner Amtszeit auch immer mal wieder von "den zwei Gesichtern dieser Mannschaft" gesprochen. Immer dann, wenn einem guten Auftritt ein schlechter folgte – und das war in den zurückliegenden Monaten nicht gerade selten der Fall.

In Fürth suchen sie schon seit geraumer Zeit nach Stabilität. Ruthenbeck forschte, analysierte, rätselte, stellte vieles um – und wurde nach einer Negativserie doch entlassen. Radoki kam, sah und siegte. Zweimal, und das allerdings nur mit reichlich Dusel, wie er selbst einräumte. Gegen die Hamburger aber verschaffte ihm seine Mannschaft mehr als nur eine Ahnung davon, was Ruthenbeck mit den zwei Gesichtern gemeint haben könnte. "Hässlich" nannte Radoki nun das Antlitz und verbalisierte damit all die Schwierigkeiten, denen er sich als Trainer gegenübersieht.

Wenige sind das nicht, offensiv wie defensiv hakt es. Mal fehlt es an der Abstimmung in der Rückwärtsbewegung, mal sind es technische Fehler, die den Gegner ins Spiel bringen oder aber mangelnde Konsequenz im Zweikampf. Ein Umstand, den Radoki als ehemaliger Verteidiger ganz besonders fuchst. Das Abwehrverhalten beim 0:1-Rückstand, als Damjan Djokovic Hamburgs Waldemar Sobota praktisch ohne Gegenwehr ziehen ließ und Sebastian Heidinger anschließend übermotiviert vorbeigrätschte, ließ den Blutdruck des Fürther Trainers gewaltig anschwellen. Zumal ein zu weit vorgelegter Ball von Khaled Narey am eigenen Strafraum diese Aktion überhaupt erst einleitete. Unerschrockene Musketiere kämpfen anders. "Da können wir den Ball ein paar Mal klären, da kriegst du so einen Hals", regte sich Radoki mächtig auf.

Diese eine Szene mag exemplarisch für das Fehlverhalten in der Rückwärtsbewegung stehen, das dem fränkischen Fußball-Zweitligisten schon so manchen Punkt in dieser Spielzeit kostete. "Wir verteidigen nur in Gruppen und nicht als Mannschaft", monierte Radoki und interpretierte das als "zurücklehnen". Genau davor hatte er im Vorfeld noch eindringlich gewarnt.

Dabei hatten die Profis nach dem Sieg in Karlsruhe noch gemeint, ihre Komfort-Zone verlassen zu haben. Radoki aber dürfte ihnen in dieser kurzen Trainingswoche bis zum Spiel am Freitag bei Union Berlin das Gegenteil beweisen.

"Der Fokus muss immer wieder auf Siege gelegt werden. In jedem Trainingsspiel", sinnierte der Trainer über einen Lösungsansatz: "Wir müssen das Sieger-Gen in die ganze Gruppe reinkriegen."

Der Jahresabschluss in Berlin ist damit nicht nur Radokis letztes der auf vier Spiele angesetzten Interimszeit – es ist eine Bewährungschance für jeden Profi. Danach wird Bilanz gezogen. "Man wird sehen, ob es reicht für den Kader", ließ Radoki schon mal die Muskeln spielen. Wenigstens einer in Fürth, der einem Musketier alle Ehre macht.

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