Krämer: "Mein Karriereende war eine runde Sache"

25.7.2015, 07:45 Uhr
Krämer:

© Harald Sippel

Krämer, der nach dem Aufstieg in der 1. Bundesliga immer weniger zum Einsatz gekommen war, blickt ohne Groll zurück: „Für mich war das eine runde Sache: Gerade als mein Studium zu Ende ging wurden meine Spielanteile weniger, das war der richtige Zeitpunkt zum Aufhören. Ich konnte mich als Erstligist verabschieden, so ist es für mich eigentlich perfekt ausgegangen.“ Der Job als Kundenberater bei den hl-Studios in Tennenlohe, einer inhabergeführten Agentur für Industriekommunikation, rundete die Entwicklung für Krämer ab: „Man muss nicht bis ultimo Handball spielen, wenn man sich nicht die Rente damit verdienen will“, sagt er und muss den Kontakt zum Handball auch nicht völlig abbrechen, denn sein Arbeitgeber ist offizieller Medienpartner des HCE und unterstützt den Bundesligisten in der Öffentlichkeitsarbeit und beim Marketing – die offiziellen Spieler- und Mannschaftsfotos entstehen in den Tennenloher Studios. Außerdem ist das Unternehmen seit langem als Spielerpartner aktiv: Erst für Max Deußen, dann für Moritz Weltgen und nun für Neuzugang Kevin Herbst.

"Kein Handball-Bonus"

Dass Bastian Krämer in Tennenlohe gelandet ist hat mit dem Handball aber nur bedingt zu tun. Während seines Sportökonomiestudiums hat Krämer erst ein Praktikum dort gemacht, später seine Masterarbeit zum Thema „Privatsphäre bei der App-Nutzung“ mit Unterstützung des Unternehmens geschrieben. „Ich habe dann nach einem Job gefragt“, sagt Krämer und Chef Alfons Loos betont: „Er hat keinen Handball-Bonus bekommen. Der einzige Bonus war, dass wir ihn gekannt haben und er bewiesen hat, dass er in der Lage ist, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Er ist ein ganz normaler Mitarbeiter.“ Das war Krämer schon als er noch Erstliga-Handball spielte: Ein Dreivierteljahr lang arbeitete er da bereits in flexibler Teilzeit, was ihm das Nebeneinander von Leistungssport und Job ermöglichte — typisch für den „Erlanger Weg“, den auch viele Teamkollegen Krämers eingeschlagen haben.

Schon während des Studiums haben Verein und Universität versucht Krämer auf seinem dualen Weg zu unterstützen. „Die Sportökonomie in Bayreuth hat sich ohnehin auf die Fahnen geschrieben Leistungssportler auszubilden“, so Krämer, der in Bayreuth unter anderem mit dem Nürnberger Hockey-Olympiasieger Max Müller studiert hat.

Krämer:

© Harald Sippel

Nur den Umzug nach Bayreuth hat Krämer nicht auf sich genommen. Das wäre neben dem Handball nicht gegangen. „Aber jeden Tag nach Bayreuth pendeln ging auch nicht“, erinnert sich der 30-Jährige. „Ich habe mir viel selbst beigebracht und mich auf ein Kommilitionennetzwerk gestützt, das mich mit Infos versorgt hat. Das hat mir viel vom Studentenleben in Bayreuth genommen, aber ich hatte ja das Handballleben in Erlangen.“

Und das hat Krämer schon als Vierjähriger begonnen. Schuld daran war Daniel Stumpf, der gemeinsam mit Krämer Fußball spielte und daneben auch Handball. „Er hat mich dann mal ins Handballtraining mitgenommen“, sagt Krämer, um den es damals sofort geschehen war, obwohl er parallel weiter kickte bis er zwölf war. Die beiden Knirpse taten sich mit Bernhard Zapf als Trio zusammen und starteten ihre Laufbahn in der Nebenhalle der Hiersemann-Halle. „Wir haben zusammen alle Jugendteams durchlaufen“, sagt Krämer und erinnert sich an Trainer wie Siggi Pietsch, Axel Fischer, Alexander Hankel, Klaus Jahn oder Matthias Bracher. „Er hat mich in den Männerbereich geführt und eine super Basis gelegt.“ 2007 übernahm dann Frank Bergemann und führte das Team schließlich 2014 in die 1. Bundesliga. Dort erlebte Krämer schließlich noch den Wechsel zu Robert Andersson mit: „Nach der Routine, die sich in den ganzen Jahren eingespielt hatte, war da dann plötzlich ein junger dynamischer Trainer mit einem völlig neuen Input. Das war schon eine Umstellung, die aber viel Spaß gemacht und uns wirklich vorangebracht hat — auch wenn ich selbst nicht davon profitiert habe.“

Krämer:

© Harald Sippel

Ob ein Werdegang wie seiner heute auch noch möglich sei, vermag Krämer nicht zu sagen: „Ich habe das Glück gehabt, Teil einer jungen Truppe gewesen zu sein, die leistungsorientiert auf das gleiche Ziel hingearbeitet hat. In dieser Menge wird sich das sicher nicht wiederholen.“ Das zweite „Glück“ war laut Krämer, dass das HC-Team nach dem Abstieg aus der zweiten Liga vor einem personellen und sportlichen Umbruch stand. „Wir konnten in der Regionalliga langsam hineinwachsen und haben unsere Chance wie ich glaube gut genutzt.“ Aus diesen Zeiten rührt wie Krämer sagt auch die große Stärke des HCE her: „Die Mannschaft hatte immer einen Kern, der zusammen blieb. Deshalb wurden die Neuen auch immer so gut integriert. Wir sind eigentlich eher Freunde als eine Profimannschaft und wir sind zusammen erwachsen geworden.“ Statt abends wegzugehen standen mit der Zeit Studium und Freundin oder Familie im Fokus.

Zurück zum Fußball

Und genau dafür will sich Krämer jetzt auch verstärkt Zeit nehmen: „Ich freue mich darauf selbst zu entscheiden und nicht von einem Spielplan abhängig zu sein.“ Deshalb legt Krämer jetzt auch eine Handballpause ein: „Ich will mich nicht schon wieder verpflichten, aber das müsste ich, wenn ich einer Mannschaft wirklich helfen will. Eine Sonderstellung als Ex-Bundesligaspieler, der nur kommt, wenn er Lust hat, möchte ich nicht. Ich kann mir vorstellen wieder zu spielen, aber im Moment haben Beruf und Privatleben Vorrang.“

Ganz ohne Sport geht es dann aber doch nicht: Mit den Ex-Kollegen Ben Schwandner und Daniel Stumpf will Bastian Krämer für Victoria Erlangen kicken. Der Absteiger in die Fußball-A-Klasse hat einen riesigen Kader, sagt Krämer, da hat man mehr Freiheiten.

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