Kuka: "Pekharts Zeit wird kommen"

21.6.2012, 07:50 Uhr
Für den FCN traf Tomas Pekhart in der Saison 2011/12 neunmal. Bei der EURO 2012 würde der Tscheche gerne auch seine Goalgetter-Qualitäten unter Beweis stellen. Doch der 23-Jährige muss sich hinten anstellen.

© dpa Für den FCN traf Tomas Pekhart in der Saison 2011/12 neunmal. Bei der EURO 2012 würde der Tscheche gerne auch seine Goalgetter-Qualitäten unter Beweis stellen. Doch der 23-Jährige muss sich hinten anstellen.

“Tomas ist körperlich stark - ein Typ, der in die Zweikämpfe geht“, beschreibt Kuka, der in der Saison 1998/99 für den Club stürmte, einen Vorzug seines Nachfolgers im FCN- und Nationalmannschaftstrikot. Michal Bilek sieht dies genauso. Tschechiens vor Turnierbeginn umstrittener Auswahltrainer kommt allerdings zu einem anderen Schluss. Während der 87-malige Nationalspieler, der Pekharts Alleinunterhalter-Qualitäten kennt, sich diesen auch wunderbar als Ergänzung zu Milan Baros vorstellen kann, setzt der Tschechien-Coach auf ein 4-5-1 mit dem EM-Torschützenkönig von 2004 in vorderster Front.

“Dies wird auch weiter so bleiben“, sagt Kuka. Das Festhalten an Baros hat zur Folge, dass Nürnbergs zielsicherster Schütze der zurückliegenden Saison (9 Treffer) bislang nur als Einwechselspieler ins Geschehen eingegriffen hat. Bei der 1:4-Auftaktschlappe gegen Russland war dies noch nicht der Fall. Tschechien zeigte sich im Vorwärtsgang couragiert, gegen technisch versierte und im Umschaltspiel schnörkellose Russen aber zu naiv. Baros spielte schwach, ließ nahezu jegliche Durchschlagskraft vermissen.

Noch Luft nach oben: Gegen Griechenland begegnete Tomas Pekhart Schalkes Kyriakos Papadopoulos, zog in seiner Spezialdisziplin hier allerdings den Kürzeren.

Noch Luft nach oben: Gegen Griechenland begegnete Tomas Pekhart Schalkes Kyriakos Papadopoulos, zog in seiner Spezialdisziplin hier allerdings den Kürzeren. © dpa

In der zweiten Partie, beim 2:1-Erfolg gegen Griechenland, war es dann soweit. Pekhart, der ein Jahr zuvor noch bei der U21-EM in Dänemark auf sich aufmerksam gemacht hatte, ersetzte nach rund einer Stunde den wiederum wenig überzeugenden Stürmerstar. Da die Bilek-Truppe zu diesem Zeitpunkt – nach Zwei-Tore-Blitzstart und Gekas‘ Anschlusstreffer – ihre Offensivbemühungen weitgehend eingestellt hatte, tat sich aber auch der 1,94-Meter-Hüne schwer, Akzente nach vorne zu setzen. Ohne Zulieferung konzentrierte sich der 23-Jährige auf das, was er auch in Nürnberg oft notgedrungen praktiziert hatte: Laufarbeit und Störmanöver.

Zeitspiel macht auch sexy

Auch beim Vorrunden-Abschluss half Pekhart mit, eine Minimalführung zu verteidigen – wenngleich nur wenige Minuten. Beim 1:0 gegen Co-Gastgeber Polen erst in der Nachspielzeit eingewechselt, verleitete er Marcin Wasilewski zu zwei Schubsern, Craig Thomson zu “Gelb“: Gleich zweimal hatte der baumlange Angreifer den Ball eingeklemmt. Kurz darauf pfiff der schottische Referee ab und machte den Überraschungscoup amtlich: Als Staffelerster löste das Narodni Tym, das zum fünften Mal in Folge an einer EM teilnimmt, im Gegensatz zu vorherigen Endrunden aber nicht als heimlicher Titelkandidat galt, das Viertelfinal-Ticket. Die Favoriten auf den Gruppensieg, Russland und Polen, waren draußen.

Für Pavel Kuka hat das Turnier schon jetzt großes Déjà-vu-Potenzial. “Der Ablauf ist eine Parallele zu 1996, als wir gegen Deutschland das erste Spiel verloren haben, aber dennoch weitergekommen sind“, sagt er. Im Viertelfinale begegneten Kukas Tschechen der Landesauswahl, die auch jetzt in der Runde der letzten Acht wartet – Portugal. Karel Poborskys herrliches Siegtor sorgte für weiteren Antrieb. Es ebnete auch den Weg ins Endspiel. In diesem hatte erneut Deutschland - dank Oliver Bierhoffs Golden Goal - das bessere Ende für sich und revanchierte sich damit für die Final-Niederlage von 1976.

Pavel Kuka, der sich zur Freude seiner Nürnberger Spielkameraden 1999 gegen den FC Schalke 04 als Doppelpacker betätigte, lobt den besten Club-Torschützen der zurückliegenden Bundesliga-Spielzeit.

Pavel Kuka, der sich zur Freude seiner Nürnberger Spielkameraden 1999 gegen den FC Schalke 04 als Doppelpacker betätigte, lobt den besten Club-Torschützen der zurückliegenden Bundesliga-Spielzeit. © W. Bauer

“Portugal ist allerdings jetzt besser als damals“, warnt Kuka mit Blick auf die Viertelfinal-Neuauflage. Das Team um Cristiano Ronaldo sieht der 43-Jährige neben der DFB-Auswahl als Titelfavorit an, die Aufgabe als “sehr schwer und mit damals gar nicht zu vergleichen“. Was Kuka Mut macht, ist, dass die tschechische Nationalmannschaft eine „ähnlich gute Mischung wie 1996 hat“. Talentierte, hungrige Spieler, die sich für den Sprung in eine europäische Topliga bewerben, vor diesem stehen oder ihn kürzlich vollzogen haben, sind eine Liaison mit Akteuren eingegangen, die für Erfahrung und Erfolg stehen. Die Achse Cech-Rosicky-Baros lässt grüßen. Ob der Ex-Dortmunder Tomas Rosicky, den eine Achillessehnenentzündung plagt, gegen Portugal zum Zug kommt, ist fraglich. Kuka geht nicht davon aus. Er glaubt aber, dass es Tschechien auch ohne seine offensive Schaltzentrale ins Halbfinale schaffen kann.

Lob für die Leistung im Verein

Bei einer weiteren Personalie ist er sich sogar zu “100 Prozent“ sicher. Sie betrifft einen Club-Angreifer. Einen Mann, dessen Generation die alte zwangsläufig ablösen wird: “Pekharts Zeit wird kommen. Er ist jung. Bei seinem ersten großen Turnier sammelt er wichtige Erfahrungen. Auch Nürnberg hat mit ihm schon oft sehr gut gespielt.“

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