Last-Minute-Jubel gegen Lautern: Burgstaller beschert den FCN

19.12.2016, 22:08 Uhr
Club-Party nach einer schwachen Partie: Verantworlich dafür? Natürlich Guido Burgstaller.

© Sportfoto Zink / DaMa Club-Party nach einer schwachen Partie: Verantworlich dafür? Natürlich Guido Burgstaller.

Ein Rekord sollte es diesmal werden, unbedingt. 37 Mal hatte der 1. FC Nürnberg mindestens ein Tor geschossen in der Zweiten Liga, und das sogar hintereinander, das 38. Mal bescherte am Montagabend einen wertlosen Eintrag in die Geschichtsbücher. Lediglich die SG Wattenscheid kann da noch mithalten (ebenfalls 38, vor knapp 20 Jahren), wird ihre Bestmarke zumindest in diesem Jahrhundert aber wohl nicht mehr steigern können.

Im weiteren Verfolgerkreis

Vom Vergleich mit den 1. FC Kaiserslautern gibt es aber natürlich mehr zu berichten als diese vergleichsweise alberne Statistik. Wichtig war vor allem das Ergebnis, nach dem 2:1-Erfolg schließt der Club das alte Jahr mit 25 Punkten auf Rang acht ab – und zählt immerhin wieder zur erweiterten Verfolgergruppe des Führungstrios.

Die zunächst äußerst zähe, weil von zwei guten Abwehrreihen geprägte Partie ging eigentlich erst in der 51. Minute und mit dem 1:0 von Hanno Behrens richtig los. Kaiserslautern probierte viel und belohnte sich, ebenfalls nach einer Ecke, mit dem 1:1 (Zoua, 78.) - ehe Burgstaller in der 90. Minute noch der umjubelte Siegtreffer gelang.

Weil in der oberen Tabellenhälfte am Wochenende nur Dresden und Würzburg gewonnen hatten, eröffnete sich vor dem Klassen-Finale 2016 plötzlich eine nicht mehr für möglich gehaltene Perspektive. Der Wunsch, eines fernen Tages und doch so schnell wie möglich in die Bundesliga zurückzukehren, verband die Gegner im nicht mal halbvollen Stadion Nürnberg. Fast die Hälfte der ungeliebten Montagabendspiele in der Zweiten Liga seit Mitte August fand mit Beteiligung des 1. FC Nürnberg oder des 1. FC Kaiserslautern statt. Noch ein Beleg für die ungebrochene Attraktivität der beiden Traditionsvereine, die zusammen 13 Meisterschaften und sechs Pokalsiege holten, damals. Die meisten davon, als es noch keine Montagabendspiele gab. Und noch nicht mal Farbfernsehen.

Die Gegenwart ist hier wie da eher trist; um den Club-Fans nach turbulenten Wochen wenigstens einen versöhnlichen Jahresabschluss zu schenken, schickte Alois Schwartz bei lausiger Kälte wie erwartet seine aktuell stärkste Elf auf den Platz. Allerdings stellte sich relativ schnell heraus, dass es taktisch eine komplett andere Herausforderung werden würde als zehn Tage zuvor beim 2:0 in Düsseldorf. Die "Roten Teufel" vom Betzenberg begnügten sich zunächst damit, mit zwei Viererketten kompromisslos und kompakt zu verteidigen, um ein schönes Fußballspiel sollten sich gefälligst die Nürnberger kümmern. Was den Nürnbergern aber nicht wirklich gelang.

Ein Standardspezialist als Unruhestifter

Häufig rannten sie sich fest im vielbeinigen Defensivblock der Gäste, der vor dem gestrigen Auftritt erst 13 Gegentore zugelassen hatte, das ist Liga-Spitze, ebenso die Offensivschwäche der Pfälzer, die mit der Empfehlung von drei 0:0 in Folge angereist waren. Als Höhepunkt der Anfangsviertelstunde werteten die Beobachter eine Gelbe Karte für Marcel Gaus nach hartem Tackling gegen Tobias Kempe; den anschließenden Freistoß wandelte Kevin Möhwald binnen weniger Sekunden in einen Eckstoß um, der zwar für etwas Unruhe sorgte im Strafraum, aber mangels Abnehmer eben auch wirkungslos verpuffte.

Zumindest einen Aufreger gab es vor der Halbzeit doch, erstaunlicherweise ohne Folgen: Einen regulären, aus dem Gewühl heraus erzielten Treffer von Dave Bulthuis verweigerte das Schiedsrichter-Gespann um Markus Schmidt die Anerkennung. Warum, blieb vorerst das Geheimnis der Unparteiischen. Der Ball war vor Ondrej Petraks Hereingabe nicht im Aus, im Abseits stand wohl auch niemand, nunja.

Seltsame Szene: Eigentlich hätte der vorweihnachtliche FCN schon in der ersten Hälfte führen können.

Seltsame Szene: Eigentlich hätte der vorweihnachtliche FCN schon in der ersten Hälfte führen können. © Sportfoto Zink / DaMa

Beiden Mannschaften merkte man durchaus den Willen an, so kurz vor Weihnachten schon etwas mehr vorführen zu wollen als unzählige Zweikämpfe, nur fehlte es hier wie da im Aufbau an Kreativität und Präzision. Also musste es fast zwangsläufig mal wieder eine Standardsituation richten: Nach einem Eckstoß von Tobias Kempe drückte Behrens die Kugel per Kopf über die Linie (51.) – das 1:0 hatte sich nicht unbedingt abgezeichnet, sollte dem Club aber fortan mehr Sicherheit und Räume geben. Dachte man.

Kirschbaum rettet - und dann Burgstaller

Tatsächlich entwickelte sich: ein offener Schlagabtausch. Nürnberg drängte mit Macht auf die Vorentscheidung, war nach Ballverlusten aber das eine oder andere Mal anfällig für Konter. Der nicht nur in dieser Szene aufmerksame Margreitter blockte Ring noch in höchster Not, Kirschbaum lenkte Dittgens gefährlichen Schrägschuss um den Pfosten, bei Zouas Kopfball zum 1:1 (78.) hatte er noch die Finger dran. Burgstallers Energieleistung in der 90. Minute ließ das alles aber rasch wieder in Vergessenheit geraten. Was bleibt vom 17. Spieltag? Drei Punkte und ein Rekord - den niemand braucht.

+++ Der Live-Ticker zum Nachleiden +++

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi - Petrak, Behrens - Kempe, Möhwald (67. Teuchert), Burgstaller (90.+3 Mühl) - Matavz (87. Gislason)

1. FC Kaiserslautern: Pollersbeck - Mwene, Koch, Ewerton (62. Heubach), Gaus - Stieber (87. Halfar), Moritz, Ring (74. Dittgen), Görtler - Osawe, Zoua

Tore: 1:0 Behrens (51.), 1:1 Zoua (78.), Burgstaller (90.) | Gelbe Karten:  Bulthuis - Gaus, Ring | Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) | Zuschauer: 24.406

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