Lehrstunde für Brose Baskets: "Die Spieler schämen sich"

16.1.2015, 15:30 Uhr
Schmerzhafter Abend für den Bamberger Basketball: 52:90 unterlag das Trinchieri-Team gegen die Korbjäger des FC Bayern München.

© Sportfoto Zink Schmerzhafter Abend für den Bamberger Basketball: 52:90 unterlag das Trinchieri-Team gegen die Korbjäger des FC Bayern München.

52:90. Daheim. Gegen Bayern München. Im Eurocup. Einer denkwürdigen Partie folgte am späten Mitt­wochabend dann auch noch eine denkwürdige Pressekon­ferenz. Gute 20 Minuten ließ Andrea Trinchieri auf sich war­ten, dann nahm er auf dem Podi­um Platz, nur um noch einmal quälend lange fünf Sekunden zu schweigen.

Als Trinchieri dann doch noch zu einem Fazit ansetzte, ließ er allein durch seine Stimm­lage und die Kunstpausen kei­nen Zweifel daran, wie nahe ihm dieses Spiel gegangen war. „Ich bin der Hauptverantwortli­che für diesen schrecklichen Abend“, sagte er. „Ich habe mei­ne Mannschaft nicht gut genug auf dieses Spiel vorbereitet.“ Zwei Wochen zuvor war ihm das deutlich besser gelungen. Im Bundesligaduell hatten die Bamberger an gleicher Stelle die Bayern beim 80:63 phasen­weise vorgeführt, diesmal lief es genau umgekehrt. Bereits nach wenigen Minuten führten die Münchner mit 13:0, die Brose Baskets hatten wenig entgegen­zusetzen, der zuletzt so starke Spielmacher Bradley Wanama­ker fand nie richtig in die Par­tie.

Auch in den Auszeiten konnte der Trainer seine Mannschaft nicht wachrütteln. „Ich habe nicht die richtigen Knöpfe ge­drückt“, sagte der nachweislich hochqualifizierte Knöpfchen­drücker aus Mailand - womit er die Leistung des Gegners nicht schmälern wollte. „Die Bayern haben fantastisch ge­spielt“, lobte Trinchieri.

Zwei Optionen

Dass er das seinem Gegen­über nicht persönlich sagen konnte, lag daran, dass der Ita­liener diesmal nach der Schluss­sirene deutlich länger als ge­wöhnlich in der Kabine geblie­ben war, Svetislav Pesic hatte da die Pressekonferenz schon längst wieder verlassen - natür­lich nicht, ohne ebenfalls die Bedeutung dieses Abends her­auszustreichen. „Ich schaue auf das Resultat und kann es nicht glauben“, sagte Münchens Trai­ner, der es sichtlich genoss, dass sein Team das blamable Auftre­ten im ersten Duell schnell wie­der vergessen gemacht hatte.

Ganz anders sah es in der Bamberger Gefühlswelt aus. „Die Spieler schämen sich“, be­richtete ihr Trainer. „Aber was würde es bringen, wenn ich nun in die Kabine gehe und sie umbringe?“, fragte Trinchieri in die Runde. Und während die versammelten Journalisten dar­über nachdachten, ob er das mit dem „Umbringen“ vielleicht wörtlich gemeint haben könnte, setzte Bambergs Trainer zu einem letzten Fazit an.

"Wir haben nun zwei Optio­nen“, sagte Trinchieri. Ent­weder seine Mannschaft nutze diese Lehrstunde gegen den am­tierenden Meister und werde selbst wieder einer, oder sie wer­de noch lange hinterherlaufen. Wer die Biografie des Italie­ners kennt, weiß, dass er sich mit der Verfolgerrolle nicht be­gnügen wird. „Noch irgendwel­che Fragen?“, raunzte Trin­chieri zum Abschluss seines Monologs, doch freilich fand sich niemand, der ihm an die­sem denkwürdigen Abend das letzte Wort nehmen wollte.

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