"Leipzig wird das immer nutzen, um andere schlecht zu machen"

27.9.2016, 11:14 Uhr
FC-Präsident Werner Spinner musste sich auf der Gute-Laune-Versammlung auch mit dem Fehlverhalten der eigenen Fans beschäftigen.

© dpa FC-Präsident Werner Spinner musste sich auf der Gute-Laune-Versammlung auch mit dem Fehlverhalten der eigenen Fans beschäftigen.

In der Vergangenheit hatte er sich oft selbst blockiert, der Traditionsverein vom Rhein, von dessen Briefkopf immerhin drei Meistertitel prangen. Doch aktuell läuft‘s. Der FC ist saisonübergreifend seit zehn Spielen ungeschlagen. 29 Jahre ist es her, dass ein Kölner Team ähnlich gut in eine Bundesliga-Saison gestartet ist. Selbst am Samstag - bei übermächtigen Bayern - rechnet man sich etwas aus in der Karnevalsstadt, deren Vorzeigeklub in der jüngeren Vergangenheit mehr wie Aschermittwoch als Rosenmontag daherkam. Die Selbstblockade haben sie in der Domstadt scheinbar aufgelöst - und so blockieren zumindest die Fans jetzt Andere.

"Was da passiert ist, kritisieren wir"

Am Sonntag hatten Anhänger der Heimmannschaft den Bus von RB Leipzig an der Einfahrt ins Müngersdorfer Stadion gehindert. Die Konsequenz: Das Kräftemessen mit den bei Fußball-Traditionalisten unbeliebten Sachsen begann mit einer Viertelstunde Verspätung. Eben diese Geschichte sollte auch in der Mitgliederversammlung am Montag nun zur Sprache kommen. Einer Versammlung, in der der Verein bekanntgab, dass er mit einem Gesamtjahresumsatz von 107 Millionen Euro das Vorjahresergebnis um 17,3 Millionen Euro gesteigert habe. "Was da passiert ist, kritisieren wir und weisen wir zurück" , erklärte Klub-Chef Werner Spinner, der wie seine Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach ohne Gegenstimme entlastet und mit überwältigender Mehrheit bis 2019 wiedergewählt wurde – und sich daher am liebsten wohl mit anderen Themen beschäftigt hätte.

Nun aber musste Spinner etwas sagen. Der Vereinspräsident machte deutlich, dass sich der Anhang selbst ins Bein schießen und vielmehr der vom Brauseimperium Red Bull generös unterstützte Gegner von so einem Verhalten profitieren würde. "Leipzig wird das immer nutzen, um andere Vereine schlecht und sich selbst besser zu machen", betonte der FC-Boss wohwissend, dass RB-Vorstandschef Oliver Mitzlaff den lästigen, in diesem Kontext aber friedlichen Prostest auf Nachfrage des SID zuvor scharf kritisiert hatte. “Diese Chaoten müssten Stadionverbot bekommen. In der Bundesliga-Realität ist aber leider so, dass nicht einmal die Personalien dieser Leute ermittelt werden. Dann haben die Krawallmacher immer wieder Zugang und können beim nächsten Mal wieder die Plattform nutzen. Solche angeblichen Fans müssten ein für alle Mal ausgeschlossen werden“, erregte sich der Fußball-Funktionär – und hatte dabei wohl auch im Kopf, dass es in Köln nicht bei einer Sitzblockade geblieben war.

FC-Fans gingen am Sonntag noch Polizisten an und versuchten, den Gästeblock zu stürmen. Reifen an Leipziger Autos wurden zerstochen, was verbunden mit weiteren Vorfällen bis Montag 16 Anzeigen zur Folge hatte. Immerhin in diesem Zusammenhang zeigte Köln-Präsident Spinner klare Kante: "Wir nehmen das ernst. Wenn sich die Ermittlungen bestätigen, verurteilen wir das natürlich aufs Schärfste. Es geht nicht, auf gegnerische Fans oder Polizeibeamte loszugehen"

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