Leon Draisaitl: "Ich kann nichts für den Hype"

2.7.2015, 08:54 Uhr
Leon Draisaitl möchte sich in der besten Eishockey-Liga der Welt dauerhaft durchsetzen.

© Jason Franson (dpa) Leon Draisaitl möchte sich in der besten Eishockey-Liga der Welt dauerhaft durchsetzen.

Vom Azubi auf Zeit will sich Eishockey-Hoffnung Leon Draisaitl in der NHL zum Vollzeit-Profi entwickeln. In der kommenden Saison soll dem 19-Jährigen bei den Edmonton Oilers der Durchbruch gelingen. Dafür muss er sich aber erst einmal erneut einen Platz im Topkader sichern.

Mit dem Entwicklungscamp für junge Spieler begann in dieser Woche seine Mission. „Ich will es ins Team schaffen, ich will nächstes Jahr hier spielen“, stellte Draisaitl klar, selbstsicher und bodenständig zugleich. „Wenn ich nicht optimistisch wäre, dann hätte das alles keinen Sinn. Aber ich weiß auch, dass es auf keinen Fall einfach wird.“ Vor allem wird es für ihn nicht leicht, seinen eigenen Ansprüchen und den gewaltigen Erwartungen der Fachwelt gerecht zu werden. Er will (und muss) beweisen, dass er tatsächlich zu einem herausragenden Spieler in der stärksten Liga der Welt reifen kann. Im Premierenjahr reichte es dafür im kompromisslosen NHL-Konkurrenzkampf noch nicht.

Der Stürmer absolvierte zwar seine ersten 37 NHL-Partien, Edmonton aber verabschiedete ihn im Januar zurück in die Juniorenliga WHL. „Ich glaube, Leute denken, dass ich runtergeschickt wurde, war das Schlechteste, was mir passieren konnte. Dabei ist es andersherum“, rechtfertigte Draisaitl. „Ich hatte viel Eiszeit, habe in wichtigen Situationen gespielt und konnte mein Spiel weiterentwickeln.“ Sein Selbstvertrauen hat er so gestärkt. Von der Verlierer-Truppe der Oilers, die wieder einmal eine triste Saison durchmachten, kam der Kölner zu einem Sieger-Team. Mit den Kelowna Rockets gewann er den WHL-Titel. Beim Memorial Cup um die kanadische Junioren-Meisterschaft wurde er Topscorer und verdiente sich die Auszeichnung als wertvollster Spieler, auch wenn sein Team im Finale unterlag.

Dennoch – vor seinem Neuanfang in Edmonton muss Draisaitl den für ihn ungewohnten Schritt zurück verkraften. In Meilenschritten war es zuvor immer nur bergauf gegangen. Er war 18, als er bei seinem WM-Debüt 2014 aus einem schwachen deutschen Nationalteam positiv herausstach. Die Oilers griffen sich ihn dann im vergangenen Sommer bei der Draft, bei der sich die nordamerikanischen Profiklubs die hoffnungsvollsten Talente sichern, als dritten Spieler. So begehrt war kein Deutscher zuvor.

Annonciert: Der "German-Gretzky"

Die Hoffnungen auf einen deutschen Eishockey-Superstar stiegen und stiegen. „Ich kann auch nichts dafür, dass so ein Hype um mich ist“, beschwichtigte Draisaitl, der von Medien als „German-Gretzky“ gefeiert wurde. Sollte der Center im Oktober nicht den Sprung in die NHL schaffen, müsste er wohl in der unterklassigen AHL ran. Für die Junioren ist er endgültig zu alt. „Er wird in diesem Jahr ein aussichtsreicher Bewerber um einen Job in der NHL sein“, urteilte jüngst der bei den Oilers für die Spielerentwicklung verantwortliche Rick Carriere.

Und noch ein bisschen Spanien

Zuletzt gab es auch Spekulationen, Edmonton könnte den jungen Deutschen gegen einen erfahreneren Spieler aus einem anderen NHL-Team eintauschen. „Das weiß ich nicht, das ist nicht meine Aufgabe. Ich mache mir darüber also kaum Gedanken“, behauptete Draisaitl. Sein Vater Peter, einst Nationalspieler, schlussfolgerte aus Gerüchten: „Das entscheiden allein die Oilers, das wird spannend.“ Mit seiner Familie trifft sich Draisaitl nach dem Entwicklungscamp zum Urlaub in Spanien. Er gönnt sich noch eine kleine Auszeit vor dem weiteren Trainingsprogramm und bevor es im Herbst so richtig losgeht. Aber auch im Urlaub will er schuften für sein großes Ziel, die NHL.

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