7:4! Die Ice Tigers putzen die Pinguins vom Eis

17.12.2017, 21:33 Uhr
Yasin Ehliz beendete am Sonntagabend gegen die Fischtown Pinguins seine Torflaute und traf gleich zwei Mal.

© Roland Fengler Yasin Ehliz beendete am Sonntagabend gegen die Fischtown Pinguins seine Torflaute und traf gleich zwei Mal.

Renate und Tina hatten ihr Bier noch nicht bekommen. Aber Thomas aus Bremerhaven war sich sicher, dass sich der Thomas aus Lauf noch darum kümmern würde. Hatte er schließlich versprochen. Renate, Tino, Thomas und Thomas hatten sich am Sonntagabend in der Arena Nürnberger Versicherung zusammen ein Eishockeyspiel angesehen. Weil eine der beiden beteiligten Mannschaften den Namen vom Thomas aus Lauf trägt, war das eine durchaus erstaunliche Konstellation. 

Vor einem Monat hatte der Thomas aus Lauf, der nur von Tina, Renate und Thomas aus Bremerhaven geduzt wird, von allen anderen aber als Herr Sabo angesprochen wird, allen Fans der Fischtown Pinguins Freibier für das nächste Spiel in Nürnberg versprochen. Beim 5:4 der Ice Tigers hatte ihn eine Aktion gegen Gewalt nachhaltig beeindruckt. Weshalb er das Spiel nicht aus seiner Loge, sondern aus der ersten Reihe des Gästeblocks verfolgte – umringt von Tina, Renate und Thomas und 150 weiteren zufriedenen Bremerhavenern. 

So entwickelte sich ein ungewöhnlicher Eishockey-Abend, weil spätestens im zweiten Drittel nicht mehr offensichtlich war, welcher Fan da welche Mannschaft anfeuerte. Die Kurven tauschten Wechselgesänge aus, im zweiten Drittel vereinigten sich die Lager zu einer Polonaise durch die Arena. "Wir sind alle Eishockey-Fans" - selten zuvor wurde der Gesang, der ursprünglich zur Abgrenzung zum Fußball erdacht worden war, so ausgiebig mit Leben erfüllt. Nebenbei wurde auch noch Eishockey gespielt. 

Als ob sich die Mannschaften bewusst gewesen wären, dass sie diesmal nicht die Hauptrollen spielen würden, boten sie das passende Spektakel zu diesem Volksfest. Das 7:4 (3:1, 1:2, 3:4) der Ice Tigers war nicht das erste etwas außer Kontrolle geratene Aufeinandertreffen in dieser Saison. Beide Partien hatte Nürnberg 5:4 gewonnen. Die dritte entwickelte sich von Beginn an noch ein wenig wilder. Die Ice Tigers führten 2:0, 3:1, 4:1, dominierten phasenweise – und konnten sich doch nie sicher sein. Es war eigentlich kein Spiel, das man hätte aus einer Polonaise heraus verfolgen wollen.

Ehliz schüttelt Frust ab

Das sehr einseitige erste Drittel hatte Yasin Ehliz zu therapeutischen Zwecken genutzt. 21 Spiele in Folge war der Nationalspieler zuletzt ohne Torerfolg geblieben. In der 7. Minute traf er dann wieder, so präzise und selbstverständlich, als hätte er damit noch nie Probleme gehabt. Zehn Minuten später veredelte er eine seltene Energieleistung von Petr Pohl (18.). Sein viertes Saisontor war bereits das 3:1, weil zuvor auch Pohl (im Power-Play, 6.) und Kris Newbury nach einer gerade überstandenen Unterzahl getroffen hatten (12.). 

Dass Ehliz im Schlussdrittel nach einem harten Bandencheck gegen Chris Rumble vorzeitig unter die Dusche geschickt wurde, passte hervorragend zu diesem Abend. Rumble blieb lange liegen, spielte später aber weiter und wurde von den Nürnberger Fans, die zuvor noch so leidenschaftlich gegen Gewalt demonstriert hatten, deshalb ebenso leidenschaftlich ausgepfiffen. Nürnberg überstand die Fünf-Minuten-Strafe ohne Gegentor, was wichtig war. Im zweiten Drittel hatten die Ice Tigers schließlich trotz bester Bedingungen die Kontrolle verloren. Christian Rupp, der Arenasprecher hatte soeben verkündet, dass Tomas Pöpperle das Tor der Pinguins freigemacht hatte, da überwand Patrick Reimer auch den Bremerhavener Ersatzmann Jaroslav Hübl (21.). 19 Minuten später waren die Gäste auf 4:3 herangekommen – obwohl Niklas Treutle sensationell gegen Cody Lampl (24.) und Jan Urbas (30.) reagiert hatte. Ross Mauerman aber hatte von der Strafbank zu einem famosen Solo angesetzt (27.) und Mike Hoeffel den Puck aus Gewühl heraus über die Linie gedrückt (34.). 

Und so wurde der Sport doch wieder interessant. Die lange Unterzahl brachte die Ice Tigers auch emotional wieder zurück ins Spiel. John Mitchell reagierte im Power-Play am schnellsten, als Hübl der Puck durchgerutscht war (55.). Brandon Segal traf ins leere Tor, Rylan Schwartz sorgte für eine halbe Minute Spannung und Segal schloss die Statistik ab – mit einem weiteren Empty-Netter. Thomas Sabo hatte sich derweil in die Mitte des Gästeblocks vorgearbeitet und viele neue Freunde gefunden.

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