Messi²: Barças Bester bestraft die Wackel-Bayern

6.5.2015, 22:40 Uhr
Messi²: Barças Bester bestraft die Wackel-Bayern

© Reuters / Paul Hanna

Es ist ein wunderbares Video, wie diese zwei Kinder miteinander Fußballspielen – oder besser: Wie sie sich necken, ausspielen, festhalten, foulen und gemeinsam lachend auf dem Rasen kugeln. Es könnte überall sein zwischen Gostenhof und der Copacabana, es könnten irgendwelche Buben sein. Doch es sind die Söhne von Mazinho, dem brasilianischen Fußball-Weltmeister 1994, sie vertrieben sich im leeren Stadion von Celta De Vigo die Zeit, während der berühmte Papa ein Fernsehinterview gab. Man erkennt bereits ihre Begabung, die besondere Eleganz, wenn sie den Ball führen.

Am Mittwochabend standen sich die beiden Brüder wieder gegenüber, Thiago Alcantara und Rafinha Alcantara, sie sind jetzt mindestens genauso berühmt wie ihr Vater. Der eine, Thiago, spielt beim FC Bayern München, der andere beim FC Barcelona, in dessen Jugendakademie sie gemeinsam erwachsen wurden. Das Stadion, an diesem milden Frühlingsabend war es das große Camp Nou inmitten der lauten, so lebendigen katalanischen Metropole, war nicht gähnend leer, sondern mit 96.636 Zuschauern bis zum allerletzten Platz gefüllt. Und als sich Thiago und Rafinha 90 Minuten später nach einem großen Europapokalabend in etwa dort herzlich umarmten, wo sie einst gemeinsam über den Rasen kugelten, hatte der FC Bayern das Halbfinal-Hinspiel der Champions League mit 0:3 (0:0) verloren. Doch keiner von beiden war derjenige gewesen, dem sie nun huldigen. Es ist wieder einmal Lionel Messi, der mit seinen beiden späten Treffern binnen drei Minuten die Katalanen zur Verzückung brachte. Am Ende hatte auch noch Neymar getroffen — die Münchner Hoffnungen auf das Finale fast zunichte gemacht.

Dabei hätten die Gäste bereits nach einer Viertelstunde bereits aller Träume beraubt sein können. Pep Guardiola, den sie verehren wie kaum einen anderen beim FC Barcelona, hatte versucht mit einer Dreierkette seinen Freund aus Spielertagen, Barca-Coach Luis Enrique, zu überraschen. Die feinen Ballkünstler mit ihrem 106-Tore-Sturm Neymar Junior, Luis Suarez und Lionel Messi wollte Guardiola mit gewaltigem Pressing gar nicht erst ins Spiel kommen lassen, sie abkapseln von dem Geschehen, indem seine Münchner die Heimabwehr derart beschäftigen, dass kontrollierte Bälle in die Spitze unmöglich wären.

Fast unüberwindbar: Keine Viertelstunde ist im Camp Nou absolviert, als FCB-Keeper Manuel Neuer überragend gegen Luis Suarez rettet.

Fast unüberwindbar: Keine Viertelstunde ist im Camp Nou absolviert, als FCB-Keeper Manuel Neuer überragend gegen Luis Suarez rettet. © Reuters/ Paul Hanna

Das Experiment lief beinahe verheerend schief, bereits nach zwölf Minuten musste Manuel Neuer erstmals gegen Suarez in höchster Not zeigen, weshalb er der weltbeste Torhüter ist. Immer wieder gewann Barcelona gegen nervöse Münchner die Bälle und schaltete blitzschnell über die Außenbahnen um ins Offensivspiel, wo sie soviel Räume zum Zaubern fanden wie am wenige Kilometer entfernten Stadtstrand bei Dauerregen.

Der Bayern-Trainer reagierte, zog Juan Bernat zurück in die Viererkette - die Bayern brauchten aber noch, um ihre Ordnung, ihre Sicherheit zu finden, hatten aber mit Robert Lewandowski, der mit Spezialmaske nach seinem Kiefer- und Nasenbeinbruch auflief, die Riesenchance zur überraschenden Führung - doch der Pole schoss nach Vorlage von Thomas Müller vorbei (18.).

In der Folge hatten die Bayern vor allem Glück, dass eine Messi-Hereingabe ins Aus trudelte (21.), Jerome Boateng in höchster Not vor Neymar klärte (26.) und Suarez die folgende Ecke übers Tor köpfte. Als Iniesta per Geistesblitz Alves freispielte, hätte die Führung fallen müssen, doch Neuer parierte erneut. So musste Barca, das in dieser Champions-League-Saison immer vor der Halbzeit getroffen hatte, mit einem 0:0 in die Pause.

Sechs machtlose Weltmeister

Der ersatzgeschwächte FC Bayern, der trotzdem sechs Weltmeister aufbot, kam stabiler aufs Feld zurück, Barcelona biss sich mehr und mehr die Zähne an der aggressiven Abwehr aus. Weil das dem verwöhnten Publikum nicht gefallen konnte, hörte man nach 70 Minuten erstmals die 4500 Bayern-Fans im weiten Rund singen. Wenig später jedoch, da verstand man dann sein eigenes Wort nicht mehr: Bernat hatte den Ball in der Vorwärtsbewegung verloren, Lionel Messi, minutenlang abgemeldet, mit einem Schuss aus 25 Metern hinein ins Glück die Führung gebracht (77.). Die Bayern suchten noch nach ihrer Ordnung, da war der Floh schon wieder auf und davon, lupfte den Ball über Neuer zum 0:2 (80.) ins Tor.

Das Publikum huldigte die verbleibende Spielzeit seinem Superstar, Neymar besorgte in der Nachspielzeit alleine vor Neuer das 3:0. Am Dienstag, zum Rückspiel, da werden sich auch die Brüder Alcantara wiedersehen, sich wieder umarmen, der eine den anderen dann trösten müssen. Glücklich sein wird, wie auch immer es kommen mag, Mazinho, der Vater — einer der beiden wird ja auf jeden Fall in Berlin im Finale dabei sein. Wahrscheinlich ist es Rafinha.

Barcelona: ter Stegen; Alves, Pique, Mascherano (89. Bartra), Alba – Rakitic (82. Xavi), Busquets, Iniesta – Messi, Suarez, Neymar.

München: Neuer; Rafinha, Boateng, Benatia, Bernat – Alonso – Lahm, Schweinsteiger, Thiago – Lewandowski, Müller (79. Götze).

Schiedsrichter: Rizzoli (Italien). – Zuschauer: 96 636. – Tore: 1:0 Messi (77.), 2:0 Messi (80.), 3:0 Neymar (90+3). – Gelbe Karten: Alves, Pique, Neymar – Benatia, Alonso, Bernat.

Hier der Live-Ticker zum Nachlesen!

 

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