Tradition siegt: Schöpfs 1:0 reicht Club zum Dreier

17.10.2014, 22:30 Uhr
Schoss den 1. FC Nürnberg zum 1:0-Sieg: Alessandro Schöpf.

© Sportfoto Zink / WoZi Schoss den 1. FC Nürnberg zum 1:0-Sieg: Alessandro Schöpf.

Die Zeiten ändern sich, Einstellungen nicht. Vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig hatten etwa 150 Club-Fans vor der Steintribüne demonstriert gegen den modernen Fußball, der seit ein paar Jahren ausschließlich marktorientierte Auswüchse wie den Gegner vom Freitag hervorbringt. Fünf Jahre ist der Verein aus Sachsen erst alt, der 1. FC Nürnberg über 114. Und zum Glück kann man wenigstens Tradition nicht kaufen. So recht weiter hilft die phasenweise ruhmreiche Vergangenheit allerdings nicht beim Versuch, die Gegenwart zu meistern.

Beim Vergleich mit einem künftigen Champions-League-Teilnehmer sah die Mannschaft von Valerien Ismael am Freitag abgesehen von ihrem oft wenig überzeugenden, da zu hektischen Aufbau insgesamt gar nicht so schlecht aus, hatte sogar optische Vorteile – und durfte sich hinterher über einen 1:0 (0:0)-Erfolg freuen. Das Tor des Abends erzielte Alessandro Schöpf in der 74. Minute. Der Nürnberger Trainer hatte nach der Mini-Erfolgsserie mit zwei Partien ohne Niederlage angekündigt, personell nicht viel ändern zu wollen und änderte, genau: nichts.

Jan Polak, der Kapitän, saß zunächst wieder nur auf der Bank, ebenso Javier Pinola, Raphael Schäfer nicht mal da, das wird wohl auch so bleiben – unabhängig von der weiteren Entwicklung seiner überwiegend jungen Kollegen. Auch die Leipziger setzen vorwiegend auf Talente – haben aber schon bei deren Sichtung ganz andere Möglichkeiten als die Nürnberger. Mit seinem vielen Geld holte der Aufsteiger bereits in der Dritten Liga den Dänen Yussuf Poulsen dazu und im Sommer unter anderem Ex-Natioalspieler Marvin Compper oder Rani Khedira, den Bruder des Weltmeisters. Berühmte Namen, die am Freitag aber nicht großartig auffielen. In einem intensiven, körperbetonten Zweitliga-Spiel, das lange von unzähligen Zweikämpfen und Ballverlusten geprägt war.

Torabsicherung statt Torgefahr

Die Kugel legte viele, viele Flugkilometer zurück im Frankenstadion; vor allem die Nürnberger gingen überhaupt kein Risiko ein, schafften es aber immerhin, RasenBallsport besonders vor der Pause in eine zünftige Bolzerei zu verwickeln. Die eine Minute Nachspielzeit wirkte fast wie eine Drohung; 1:1 lautete das Chancenverhältnis in der ersten Halbzeit. Jakub Sylvestr verzog in der 18. Minute in aussichtsreicher Position (und übersah dabei den mitgelaufenen Niclas Füllkrug), auf der anderen Seite prüfte Jakub Poulsen den zuverlässigen Patrick Rakovsky mit einem Flachschuss.

Der überwiegende Rest der Begegnung passierte zwischen den Strafräumen, auch nach dem Seitenwechsel legten beide Gruppen größten Wert auf die Torabsicherung. Mit RB Leipzig stellte sich eine athletische und extrem laufstarke Mannschaft vor, die früh und im höchsten Tempo störte und nach Ballgewinnen auch zügig den Weg nach vorn suchte. Allerdings wirkte der kompakte Nürnberger Abwehrblock um die aufmerksamen Innenverteidiger Ondrej Petrak und Niklas Stark stabil, so dass es auch weiterhin kaum Möglichkeiten gab. Die zweitbeste vergab Niclas Füllkrug, als er nach schönen Solo das hintere Eck knapp verfehlte, die beste verwertete Alessandro Schöpf nach wunderbarer Kombination (74.).

“Den Bullen die Flügel stutzen“

Nürnberg drängte in der mitreißenden Schlussphase auf die Entscheidung; Schöpf zielte knapp vorbei (78.), Robert Koch köpfte wenig später an den Pfosten. “Den Bullen die Flügel stutzen“ sollten die Club-Profis schließlich, so stand es zumindest auf einem Plakat. Nach nur fünf Punkten aus den vergangenen vier Begegnungen wirkten die Leipziger aber keinesfalls verunsichert oder nervös, sondern orientierten sich einfach weiter an ihrer Strategie.

Es zeichnete sich ab, dass der kleinste Fehler, die geringste Nachlässigkeit entscheidend sein würde vor immerhin 28.500 Zuschauern, die ihren Verein extrem lautstark unterstützten im Kampf der Systeme. Und dafür auf dem Platz elf Nürnberger zu sehen bekamen, die viel versuchten und alles gaben. Die Einstellung stimmte, spielerisch blieben sie hingegen einiges schuldig. Aber das war  Freitagabend nicht so wichtig – als sich ein großer Traditionsclub nochmal erfolgreich zur Wehr setzte gegen die neureiche Konkurrrenz.

1. FC Nürnberg: Rakovsky - Celustka, Petrak, Stark, Bihr - Mössmer, Koch - Candeias, Schöpf, Füllkrug - Sylvestr

RB Leipzig: Bellot - Teigl, Compper, Sebastian, Jung - Khedira, Kimmich, Demme - Kaiser - Poulsen, Morys

Tore: Schöpf (74.) | Gelbe Karten: Mössmer, Koch, Pinola - Kimmich, Frahn | Schiedsrichter: Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) | Zuschauer: 28.500.

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