Altintop-Schock! Fürth verspielt Sieg in der Nachspielzeit

17.12.2017, 15:24 Uhr
Des einen Freud, des anderen Leid: Darmstadts Hamit Altintop jubelt über den Treffer zum 1:1-Ausgleich.

© Sportfoto Zink / WoZi Des einen Freud, des anderen Leid: Darmstadts Hamit Altintop jubelt über den Treffer zum 1:1-Ausgleich.

Am Sonntag schloss sich ein Kreis: Beim SV Darmstadt 98 hatte im Sommer mit einer unglücklichen 0:1-Niederlage die Krise der SpVgg Greuther Fürth schon am ersten Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga begonnen. Zum Rückrundenauftakt, im letzten Spiel vor der Winterpause, hatte das Kleeblatt nun die Gelegenheit, im Ronhof gegen die Lilien einen wichtigen Schritt aus dem Tief zu machen. Und die vergaben die Fürther fahrlässig. Maximilian Wittek hatte mit einem sehenswerten Freistoß die Führung erzielt, Fürth verspielte in der zweiten Hälfte etliche Chancen. Nach Ablauf der regulären Nachspielzeit traf Hamit Altintop zum Ausgleich.

Vor dem Spiel hatte Trainer Damir Buric wieder einmal eine knifflige Personalfrage zu lösen - er musste seine zuletzt wieder stabile Abwehrreihe umstellen. Innenverteidiger Mario Maloca hatte beim 1:0-Sieg gegen Heidenheim seine fünfte Gelbe Karte gesehen und fehlte deshalb gesperrt. Er hatte zuletzt den rechten Part einer Dreierkette gebildet. Buric reagierte, indem er sein System umstellte. Patrick Sontheimer ersetzte Maloca, spielte aber im defensiven Mittefeld. In die Rückwärtsbewegung ging das Kleeblatt so mit einer Viererkette, spielte Fürth nach vorne sicherten neben den beiden Innenverteidigern Richard Magyar und Marco Caligiuri entweder Roberto Hilbert oder Sontheimer ab, später auch Lukas Gugganig und David Raum.

Die Darmstädter hatten vor dem Kellerduell Trainer Torsten Frings entlassen und dafür Dirk Schuster zurück auf die Bank geholt. Eine Konsequenz konnte man schnell auf dem Rasen sehen: Darmstadt attackierte im Gegensatz zum Großteil der Saison schon früh in der Fürther Hälfte. Und den Lilien gehörte auch die Anfangsphase, zweimal kam Felix Platte im Kleeblatt-Strafraum innerhalb von einer Minute gefährlich zum Kopfball, Fürths Sascha Burchert parierte einmal stark.

Wittek nimmt Maß

Die erste richtige gute Fürther Chance hatte Jurgen Gjasula. Die Darmstädter Abwehr schaffte es auch mit vereinten Kräften nicht, nach einem Wittek-Freistoß den Ball aus dem Strafraum zu klären. Im Gewimmel kam Gjasula an die Kugel, sein Schuss wurde abgefälscht und traf die Latte (12.).

Abgesehen davon war es der Partie deutlich anzumerken, wie wenig sich beide Teams eine Niederlage leisten konnten. Beide Mannschaften stellten ihr Zentrum zu, der Spielaufbau wurde so zu einer Geduldsaufgabe, der Großteil des Spiels fand in Zweikämpfen im Mittelfeld statt. In der Offensive agierten die Fürther nach Ballannahme und im Passspiel oft einen Tick zu langsam. Wirklich gefährlich wurde es vor allem nach Standards und hohen Flanken. In der 22. Minute segelte eine Wittek-Freistoßflanke knapp am Tor vorbei, in der 30. Minute setzte Lukas Gugganig einen Kopfball knapp neben den Kasten. Dank einer ausgefuchsten Freistoß-Variante ging das Kleeblatt noch vor der Pause in Führung: David Raum und Gjasula bildeten eine Art zweite Mauer vor dem Ball und verdeckten Darmstadts Keeper Heuer Fernandes lange die Sicht. Erst als der Schiedsrichter pfiff, zogen sie sich schlagartig zurück. Der bis dahin schon offensiv stets wache und zielstrebige Wittek brachte den Ball mit einem scharfen Schuss im rechten Toreck unter. 

Last-Minute-Altintop

In der zweiten Halbzeit ging das Spiel so weiter, wie es zuvor geendet hatte: Die Furchen im Rasen rund um die Mittellinie wurden immer tiefer. Weil hier weiter um jeden Ball gekämpft wurde, auch von den Fürthern, bei denen vor allem Gjasula und Wittek mit viel Leidenschaft in die Zweikämpfe gingen. Gefährlicher in den ersten knapp 15 Minuten der zweiten Hälfte waren dennoch die Südhessen. In der 52. Minute klärte Burchert einen Schuss des stets gefährlichen Platte über das Tor, fünf Minuten später prallte der Ball von Nareys Rücken vor die Füße von 98-Kapitän Aytac Sulu, der das Leder bei seinem Drehschuss aber nicht mehr richtig erwischte und über das Tor hämmerte.

Die Fürther kamen nun immer stärker in die Partie, spielten aber, wieder einmal, ihre Konter zu fahrig aus. Symptomatisch: In der 67. Minute verstolperte Narey, nach einem bärenstark erkämpften Ball von Wittek, das Leder an der Darmstädter Strafraumgrenze statt ihn auf einen seiner drei mitgelaufenen Kollegen zu passen. Die Partie ähnelte nun der eine Woche zuvor gegen Heidenheim, die Fürther zitterten unnötig, verspielten mit teils erschreckender Fahrlässigkeit einen Konter nach dem anderen. Und wurden nach Ende der drei Minuten Nachspielzeit in letzter Sekunde noch bestraft: Altintop traf mit der letzten Aktion des Spiels zum Ausgleich.

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Hilbert (83. Ernst), Magyar, Caligiuri, Wittek - Gugganig - Sontheimer (62. Dursun), Gjasula - Raum (75. Steininger), Green, Narey

SV Darmstadt 98: Heuer Fernandes - Großkreutz, Höhn, Sulu, Holland - Kamavuaka (51. Stark), Hamit Altintop - Sirigu (77. Bezjak), Mehlem (63. Maclaren), Kempe - Platte

Tore: 1:0 Wittek (45.), 1:1 Altintop (90.+4) | Gelbe Karten: Caligiuri, Raum, Sontheimer - Kamavuaka, Stark, Altintop, Bezjak | Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart) | Zuschauer: 8210.

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