Kopfball-Doppelpack leitet den Fürther Sieg ein

1.9.2014, 22:20 Uhr
Kopfball-Doppelpack leitet den Fürther Sieg ein

© Sportfoto Zink

Eine "stimmungsvolle Atmosphäre" hatte Fürths Trainer Frank Kramer angekündigt, mit Gästefans, "die den Fußball lieben". Bei letzterem sollte er recht behalten – aus den zwei vollen Gästeblöcken tönte ein stimmungsvolles Lied nach dem anderen. Die Kulisse ebbte mit jedem Gegentor nur gering ab. Es zahlt sich eben aus, dass der "Kultklub" in jeder Stadt seine Sympathisanten hat, die bei einem Spiel in ihrer Gegend den Totenkopfpullover aus ihrer Studentenzeit aus dem Schrank holen und ins Stadion gehen.

Leider hatte ein findiger Marketingexperte der Spielvereinigung die Idee, an das Fürther Publikum sogenannte Klatschpappen zu verteilen, ein Stück Karton, das zusammengefaltet ein lautes Klack-Geräusch von sich gibt, wenn man es gegen die Hand schlägt. Normalerweise kennt man diese Art von Anfeuerung nur von Vereinen wie Hoffenheim oder RB Leipzig, die mangels Tradition ihr Eventpublikum animieren müssen.

Dabei bot dieses Spiel auch so genügend Gründe zum Jubeln und Aufschreien. Und das hatte mit Kramers offensiver Ausrichtung zu tun. Die neuesten Neuzugänge hatte er zu Spielbeginn noch auf der Ersatzbank geparkt, der Stuttgarter Leihspieler Marco Rojas, ein Neuseeländer, durfte in der 81. Minute noch erstmals deutsche Bundesligaluft schnuppern. Bis auf eine Position schenkte der Coach der Aufstellung das Vertrauen, die sich noch in der Vorwoche in Ingolstadt mit 0:2 eine blutige Nase geholt hatte. Nur der von seiner Kniereizung befreite Stephan Schröck rutschte für Thomas Pledl in die Startelf, Florian Trinks durfte auch diesmal in der Offensive mitmachen. Doch diesmal neben Mittelstürmer Kacper Przybylko anstatt hinter ihm in einem 4-4-2-System.

Nach einem flotten Aufgalopp beider Teams stellten die Weiß-Grünen nach einer Viertelstunde das Visier ein. In der 16. Minute schob Linksfuß Niko Gießelmann eine Hereingabe von Marco Stiepermann noch aus kurzer Distanz mit dem rechten Fuß am Tor vorbei. Vorbereiten kann er besser, dachte er sich nur fünf Minuten später, und bediente Kacper Przybylko von links mit einer mustergültigen Flanke auf den Kopf. Der konnte den Hamburger Keeper Philipp Tschauner – einst beim 1. FC Nürnberg ausgebildet – noch fragen, wohin er ihn haben wollte. Die Antwort war: ins rechte Eck.

Somit wurde der polnische U21-Nationalspieler seinem Ruf als "Pauli-Schreck" gerecht, denn bereits in seinem ersten Spiel für Bielefeld vor einem halben Jahr traf er zweimal per Kopf. Der Lerneffekt der Hamburger Viererkette aber hielt sich in Grenzen. Denn nur zwei Minuten später trugen die Fürther denselben Spielzug noch einmal vor. Nur tauchte diesmal Stiepermann, eigentlich rechts, auf links auf und bediente den aufgerückten Innenverteidiger Zsolt Korcsmar. Das 2:0 brachte die ohnehin angeschlagenen Hanseaten völlig aus der Fassung, Ballbesitz löste bei den Gästen beinahe Panik aus.

Kurz nach der Halbzeitpause gleich das 3:0, bei dem die Fürther Fankurve erneut ihren Gag "Trinks – aus" rufen durften, als er vom Stadionsprecher ausgerufen wurde. Denn der 22-Jährige, der in den ersten beiden Spielen nur Ersatzspieler war, rechtfertigte das Vertrauen seines Trainers mit einem fulminanten Freistoßtor. Und dass er das kann, zeigt er jeden Tag im Training, wenn er mit Robert Zulj reihenweise die Bälle im Netz versenkt. Nicht nur scharf, sondern auch auf eine unkalkulierbare Flugbahn geschickt, senkte sich das Spielgerät ins rechte obere Tordreieck – für Tschauner nicht zu verteidigen. "Der eine, den man im Spiel hat, der muss gut kommen", erklärte Trinks noch vor wenigen Tagen nach dem Üben, "und ich denke, ich habe einen ganz ordentlichen Schwung."

SpVgg Greuther Fürth: Hesl - Schröck (60. Pledl), Korcsmar, Röcker, Gießelmann - Fürstner, Sukalo - Stiepermann, Trinks (67. Zulj), Weilandt (81. Rojas) - Przybylko

FC St. Pauli: Tschauner - Nehrig, Sobiech, Gonther (46. Alushi), Buballa - Buchtmann, Ziereis - Görlitz (54. Maier), Rzatkowski - Budimir (84. Daube), Nöthe

Tore: 1:0 Przybylko (21.), 2:0 Korcsmar (23.), 3:0 Trinks (52.) | Gelbe Karten: Trinks - Nöthe, Budimir, Rzatkowski | Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) | Zuschauer: 14.035.

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