Kleeblatt trotzt der Fortuna einen Punkt ab

24.11.2014, 22:20 Uhr
Kleeblatt trotzt der Fortuna einen Punkt ab

© Sportfoto Zink

"Am Anfang war der Lärm" heißt eine neue Biografie der Düsseldorfer Punkrockband "Die Toten Hosen". Deren Sänger Campino gehört bei den Heimspielen im Rheinstadion zum Inventar. Doch nachdem er und die fast 29.000 anderen Fortuna-Fans unerwartet früh die riesige Arena mit Torjubel ausgefüllt hatten, wurde wenige Minuten später aus dem Lärm nur noch ein Lärmchen. Erst zum Ende hin schwoll die Geräuschkulisse in der dröhnenden Arena wieder an.

Und das kam so: Für die Gastgeber, die mit einem Zwei-Tore-Sieg die Tabellenspitze hätten erklimmen können, ging es schon unerwartet los. Torhüter Michael Rensing brach das Aufwärmprogramm mit Rückenschmerzen ab, der Ex-Schalker Lars Unnerstall übernahm seinen Platz. Bei Fürth blieb überraschend Goran Sukalo auf der Bank, denn Trainer Frank Kramer entschied sich erneut für eine Doppelspitze. Doch diesmal war es Kacper Przybylko, der mit Robert Zulj in der vordersten Reihe stand, während Johannes Wurtz die rechte Außenbahn vor Thomas Pledl bekleidete. Die Verschiebungen hatte Stephan Schröck ausgelöst, der nach seiner fünften gelben Karte gesperrt war.

Und die Elf von Kramers Vertrauen war sofort im Spiel, wickelte ihre ersten Angriffe ab. Doch in der zehnten Minute brach das gegenseitige Hochschaukeln mit einem Blackout von Innenverteidiger Marco Caligiuri jäh ab. Er spielte einen furchtbar ungenauen Pass auf Wolfgang Hesl, der sich den Ball an Joel Pohjanpalo vorbeilegen wollte. Doch der finnische Torjäger blieb stehen, die Köpfe prallten gegeneinander, Hesl blieb benommen liegen. Weil Schiedsrichter Jochen Drees keine Regelwidrigkeit sah, schob Sportsmann Charlison Benschop die Kugel ins leere Tor. Es mag eben nicht jeder die Fair-Play-Medaille gewinnen, dafür geht es anscheinend um zuviel.

Nach einer kurzen Behandlungspause durfte Hesl aber wieder die Faust ballen. Denn Niko Gießelmann rächte ihn. Der Linksverteidiger tauchte plötzlich am Fünfmeterraum auf und verlängerte einen Freistoß von Tom Weilandt per Kopf in die Maschen (14.). Das war ganz nach dem Geschmack von Frank Kramer, denn die Torausbeute nach Standards, das Pfund in der Vorsaison, ist ausbaufähig: Es war der siebte Treffer in der laufenden Spielzeit nach einem ruhenden Ball, doch Frank Kramer hatte in der Länderspielpause seine Spieler ans Kopfballlpendel gebeten – und das sollte fruchten.

Denn in der 54. Minute bugsierte Robert Zulj eine Flanke aus dem Halbfeld von Johannes Wurtz vorbei an Unnerstall ins Tor. Die Fürther Führung brachte Düsseldorf aus dem Gleichgewicht, das Kleeblatt erspielte sich Chance um Chance, doch fehlte die Genauigkeit. Einmal legte Zulj zu stark auf Przybylko ab, das andere Mal verzog Wurtz in aussichtsreicher Position. Mit jeder Offensivaktion erschlafften die Gesichtsmuskeln des Rockstars Campino zusehends, der auf der Tribüne saß.

Grundsätzlich war das Problem der Fürther, dass sie zwar oft den Ball eroberten, aber nichts mit ihm anzufangen wussten. Gleichzeitig fand der Möchtegern-Tabellenführer selten Mittel, um die defensiv konzentriert organisierten Fürther in Unordnung zu bringen – das ist der Fußball, den Trainer Kramer sehen will. Dem Düsseldorfer Publikum muss man lassen, dass es Mitte der zweiten Hälfte eindrucksvoll aus seiner Lethargie erwachte.

Doch es blieb viel Lärm um nichts. Erst glich Joel Pohjanpalo nach einer Hereingabe von der rechten Seite aus (77.), dann legte Charlison Benschop nach. Wolfgang Hesl hatte den Holländer in der 81. Minute im Strafraum von den Beinen geholt, der Gefoulte verwandelte den Strafstoß sicher. Doch es spricht für diese Fürther Mannschaft, dass sie das nicht auf sich sitzen lassen wollte: Robert Zulj traf in der 84. Minute mit dem Fuß, auf den Rängen wurde es wieder stiller. Vor Fassungslosigkeit.

Fortuna Düsseldorf: Unnerstall - Schauerte, Bruno Soares (46. Gartner), Tah, Bellinghausen - Avevor, Bodzek - Liendl, Lambertz (60. Bolly) - Benschop, Pohjanpalo (90.+3 Bomheuer)

SpVgg Greuther Fürth: Hesl - Pledl, Caligiuri, Röcker, Gießelmann - Fürstner, Stiepermann (86. Sukalo) - Zulj (90.+3 Korcsmar), Weilandt (87. Trinks) - Wurtz, Przybylko

Tore: 1:0 Benschop (10.); 1:1 Gießelmann (13.); 1:2 Zulj (54.); 2:2 Pohjanpalo (77.); 3:2 Benschop (81. FE), 3:3 Zulj (84.) | Gelbe Karten: Bruno Soares, Bellinghausen, Avevor - Weilandt, Hesl, Przybylko, Wurtz | Schiedsrichter: Drees (Münster-Sarmsheim) | Zuschauer: 28.791.

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