2:0-Führung verspielt: Przybylko tut dem Kleeblatt weh

27.11.2015, 20:47 Uhr
Kacper Przybylko trumpfte gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber groß auf. Der FCK-Stürmer erzielte zwei Treffer gegen das Kleeblatt.

© Sportfoto Zink / DaMa Kacper Przybylko trumpfte gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber groß auf. Der FCK-Stürmer erzielte zwei Treffer gegen das Kleeblatt.

In klirrender Kälte entfaltete sich vor den Augen von 9265 Zuschauern im Ronhof ein aufregendes Zweitligaspiel, bei dem man bei jedem zweiten Angriff der Fürther das Gefühl hatte: Jetzt fällt ein Tor. Das Verrückte an diesem Abend war, dass die Gäste aus dem Nichts ein Torfestival starteten. Die Kleeblatt-Defensive sah dabei gar nicht gut aus.

Kleeblatt-Trainer Stefan Ruthenbeck richtete gegen die Roten Teufel aus Kaiserslautern seine Elf offensiv aus: Kein defensiver Sechser Andreas Hofmann, kein Innenverteidiger Stefan Thesker auf der linken Abwehrseite stand zu Beginn auf dem Feld. Stattdessen verteidigte der Flankengeber Niko Gießelmann nach vier Spielen Startelf-Pause, während vor ihm das Sturm-und-Drang-Duo Goran Sukalo und Jurgen Gjasula das Mittelfeldzentrum bildete.

Und wenn schon einmal soviel offensives Personal auf dem Platz war, dachte sich Sebastian Freis, gab es auch keinen Grund für eine längere Abtastphase. Nach sechs Minuten spielte er quer durch den Strafraum auf Robert Zulj, der völlig frei die falsche Entscheidung traf: Er versuchte, FCK-Torhüter Marius Müller durch die Beine zu schießen. Doch das "Gurkerl", wie man in seinem Land sagt, kam nicht zustande. Dann mache ich's eben selbst, dachte sich Freis daraufhin – und packte das erste seiner zwei Traumtore an diesem Abend aus. Nach einem fulminanten Solo von halblinks, bei dem er vier Abwehrspieler austanzte, schoss er unwiderstehlich zur Führung ein (9.). Goran Sukalo polierte ihm beim Jubeln symbolisch die Schuhe.

Fürther Publikum freut sich zu früh

Nach einer halben Stunde packte Freis das zweite Traumtor aus. Eine Gießelmann-Flanke landete über den Kopf eines Gegners bei ihm am Elfmeterpunkt, von wo aus er den Ball volley oben rechts im Netz unterbrachte (34.). So schießt man nur, wenn man eine gehörige Portion Selbstvertrauen getankt hat. Beide Male ließ er die Pfälzer Defensiven Spalier stehen.

Für die Gäste sind in der ersten Hälfte nur zwei Chancen notiert: Alexander Ring kam zweimal gefährlich vors Tor von Sebastian Mielitz. Doch Benedikt Röcker warf sich in den Schuss an der Strafraumkante (11.), einmal verzog der Lauterer knapp (27.). Noch gefährlicher waren zwei Situationen im Fürther Strafraum, als Lukas Görtler (14.) und der beste Pfälzer Daniel Halfar (22.) zu Fall gebracht wurden, doch die Pfeife von Schiedsrichter Martin Petersen blieb stumm. Wenig später machte sich auch Rückkehrer Kacper Przybylko bemerkbar, als er den Ball in die Maschen setzte. Doch da hatte der Linienrichter längst die Fahne zum Abseits gehoben. Der Deutsch-Pole war im Sommer, nach der Verpflichtung von Domi Kumbela und Veton Berisha, von Fürth in die Pfalz geflohen, weil er keine Perspektiven mehr sah. Seine Geschenke an die alten Kollegen hob er sich für den zweiten Durchgang auf.

Die Euphorie des Fürther Publikums, das kurz vor der Pause jeden Ballkontakt der Weiß-Grünen mit einem spanischen "Olé" kommentierte, ging Goran Sukalo zu weit. Mit besänftigenden Gesten bedeutete er der Nordtribüne, den Ball flach zu halten. Ob er da schon wusste, dass ein Spiel 90 Minuten hat?

Ruthenbeck ohne Wechselglück

68 Prozent Ballbesitz hatten die Fürther in Hälfte eins, und auch nach Wiederanpfiff zirkulierte der Ball zumeist in den Reihen der Gastgeber. Den ersten Schuss gab Gjasula ab, da waren die Zuschauer gerade von der Würstchenbude zurück auf ihren Plätzen (50.). Auch Veton Berisha durfte per Kopf einen Versuch abgeben, jagte den Ball aber am linken Pfosten vorbei (57.). Nach einer Stunde ersetzte Ruthenbeck den Doppeltorschützen Sebastian Freis mit Stefan Thesker. Der Stadionsprecher verabschiedete ihn mit den Worten "Zu einem Hattrick hat es nicht ganz gereicht". Doch es sollte in der Retrospektive ein Unkenruf sein. Mit der Auswechslung wirkte plötzlich auch das Kleeblatt wie ausgewechselt, verteidigte und attackierte schlampig. Aus dem Nichts dann plötzlich der Anschlusstreffer – selbstverständlich ebenfalls per Traumtor. Mittelstürmer Przybylko stoppte eine Flanke mit der Brust und wuchtete das Leder mit einem Drehschuss ins lange Eck (68.). Es war gefühlt sein zweiter Ballkontakt in der zweiten Hälfte.

Gästetrainer Konrad Fünfstück und Ruthenbeck hatten mittlerweile ihre Daunenjacken abgelegt und dirigierten wild an der Seitenlinie. Die Fürther antworteten noch einmal mit einem Flachschuss von Kapitän Marco Caligiuri (72.). Aber der 81. Minute dann der völlige Wahnsinn: Der eingewechselte Tim Heubach feuerte nach Verwirrung in der Fürther Abwehr den Ball vom Innenpfosten ins Tor (81.). Przybylko erhöhte per Kopf nur eine Minute später und der ebenfalls eingewechselte Maurice Deville erhöhte in der 88. Minute nach einem Konter zum 4:2-Endstand. Weniger Wechselglück hatte Ruthenbeck: Er brachte erstmals den 19-jährigen U23-Stürmer Stefan Maderer. Da war die Messe schon gelesen.

SpVgg Greuther Fürth: Mielitz - Caligiuri, Franke, Röcker, Gießelmann (85. Maderer) - Gjasula, Sukalo - Stiepermann (75. Wurtz), Zulj, Freis (59. Thesker) - Berisha

1. FC Kaiserslautern: Müller - Schulze (46. Heubach), Vucur, Mockenhaupt (79. Kwadwo), Löwe - Ring (64. Deville), Ziegler - Görtler, Halfar, Jenssen - Przybylko

Tore: 1:0 Freis (9.), 2:0 Freis (34.), 2:1 Przybylko (68.), 2:2 Heubach (81.), 2:3 Przybylko (83.), 2:4 Deville (88.)

Gelbe Karten: Berisha, Stiepermann, Röcker - Görtler, Mockenhaupt, Müller

Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart)

Zuschauer: 9265.

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