HC Erlangen verliert Abstiegskracher gegen Minden

28.2.2015, 20:50 Uhr
Am Ende herrschte Ernüchterung beim HC Erlangen um Sebastian Preiß. Die Pleite gegen Minden war eine bittere.

© Sportfoto Zink / WoZi Am Ende herrschte Ernüchterung beim HC Erlangen um Sebastian Preiß. Die Pleite gegen Minden war eine bittere.

Sie wollten sie einfach ausknipsen, die allgegenwärtige Angst vor dem Abstieg aus der Handball-Bundesliga, den immensen Druck, der auf ihren Schultern lastet, der sie begleitet, seit dem ersten Tag, seitdem sie in diese Liga aufgestiegen sind. "Jeder, der da unten auf dem Feld steht", war sich Stefan Adam, der Geschäftsführer des HC Erlangen, vor dem Spiel noch sicher, "kann das. Wir reden hier von Hochleistungssport."

Dreißig Minuten später, als die Schiedsrichter zur Halbzeit baten, war klar: er hatte sich geirrt. Kaum einer konnte das mental leisten vom HC Erlangen, einzig vielleicht Nikolas Katsigiannis, der Ex-Nationaltorwart, Martin Stranovsky, der vom großen FC Barcelona gekommen war – er warf die Hälfte aller HCE-Tore in Halbzeit eins – und Sebastian Preiß, der Weltmeister von 2007.

Ansonsten war der Angriff ein Totalausfall, die Hände sah man beinahe bis in den Oberrang hinauf zittern. Diese Nervosität griff rasend schnell um sich, steckte an, wie eine Grippewelle. Das Publikum, vor Spielbeginn bereits wie von Trainer Frank Bergemann gewünscht, in Hochstimmung, verstummte immer mehr, irgendwie auch fassungslos. Es jubelte bald nur noch der TSV Minden, der Tabellenvorletzte, der es wie auch immer besser verstand, mit dem Druck umzugehen. Dabei war der beim Tabellenvorletzten sogar noch größer gewesen, in der Woche vor dem Gastspiel in Erlangen hatten die Mindener sogar ihren Trainer gewechselt.

Weil Erlangen reihenweise hervorragende Möglichkeiten kläglich liegen ließ, führten die Gäste, als es in die zweiten dreißig Minuten ging, schon mit 13:8. Das Einzige, was man nun noch hoffen konnte für Erlangen war, dass es sich ob des vorentscheidenden Rückstands in eine Trotzphase spielte. Schon einmal, beim Stand von 4:8, hatte das geholfen. Da hatte auch Minden gezeigt, wie zerbrechlich dieses bei jedem Treffer zur Schau gestellte Selbstbewusstsein doch eigentlich war: Binnen vier Minuten kam der HCE wieder heran, Ole Rahmel traf zum 7:8 (21.).

Doch weil Erlangen in der folgenden Überzahl kein Tor warf, ja sogar eins kassierte, verpuffte das Aufbäumen wieder.

Auch aus der Pause kam Minden besser, erhöhte rasch auf 16:9. Die sieben Tore, sie löschten aber endlich die heißgelaufenen Festplatten in den Erlanger Köpfen, vertrieben all die Angst und Nervosität. Der Kampf übernahm mehr und mehr das Geschehen. Erlangen biss sich noch einmal mit allem, was ging hinein in dieses Abstiegsduell. Beim 13:18 (44.) waren es nur noch fünf Tore, doch Ole Rahmel vergab die Chance, noch einmal auf vier zu verkürzen.

Stattdessen zog Minden wieder davon, ungeachtet des nun tobenden Publikums, das die Mannschaft mit voller Kraft hinter sich gebracht hatte. Die Gäste verwirrte das nicht mehr, weil sie unaufgeregter agierten, sich nicht mehr aus der Ruhe bringen ließen, nicht mehr wackelten. Einmal noch, beim 17:21 durften die Erlanger Fans ein wenig hoffen – doch Sebastian Preiß warf frei am Kreis Gerrie Eijlers im Mindener Tor an, den er und seine Kollegen 54 Minuten lang vorher warm geworfen hatten.

So lief die Uhr unaufhörlich davon, bis die Sirene irgendwann beim Stand von 19:23 ertönte. Die Erlanger Mannschaft blieb mit hängenden Köpfen auf dem Spielfeld stehen, die Mindener tanzten und feierten ihren wichtigen Auswärtssieg.

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