2:1! Kleeblatt wirft Mainz nach Rückstand aus dem Pokal

26.10.2016, 21:03 Uhr
Nach Berishas Siegtreffer kannte die Freude keine Grenzen mehr: Der norwegische Nationalspieler schoss das Kleeblatt ins Pokal-Achtelfinale.

© Sportfoto Zink / MaWi Nach Berishas Siegtreffer kannte die Freude keine Grenzen mehr: Der norwegische Nationalspieler schoss das Kleeblatt ins Pokal-Achtelfinale.

Trainer Stefan Ruthenbeck ließ seine Mannschaft wie schon in Braunschweig in einem 4-1-4-1-System auflaufen. Der Coach hielt an der "klaren Systemumstellung" fest, die ihm in Braunschweig zwar kein gutes Ergebnis, aber neue Impulse brachte. Linksverteidiger Niko Gießelmann pausierte, Sebastian Freis begann, außerdem stand – wie zu Saisonstart vereinbart – Ersatztorwart Sascha Burchert zwischen den Pfosten.

In der 17. Minute war es das Kleeblatt, das die erste gefährliche Torchance herausspielte: Freis bekam nach einem Doppelpass mit Sercan Sararer im Strafraum den Ball und zog ab, doch daneben. Sararer bekam die Chance, seinen Aussetzer vom Sonntag wiedergutzumachen – und er nutzte sie. Vor vier Tagen hatte er, bereits mit Gelb verwarnt, verärgert die Eckfahne aus der Verankerung getreten und war dafür vom Platz geflogen. In der 79. Minute schüttelte er sie erneut – um sein Tor zu bejubeln.

Fürth einst Mainzer Angstgegner

Nach einer halben Stunde durfte sich auch Burchert das erste Mal auszeichnen, doch der Flachschuss von Karim Onisiwo, dem stärksten Gästestürmer, bereitete ihm keine Probleme. Sein Gegenüber hätte dagegen schlecht ausgesehen, wenn der Schlenzer des 20-jährigen Fürthers Benedikt Kirsch im langen Toreck gelandet wäre, doch der Ball strich haarscharf am Pfosten vorbei (37.). Fürth hielt mehr als gut mit dem Erstligisten mit und erinnerte an alte Mainzer Zweitligazeiten, als die Spielvereinigung der Angstgegner war. Zwischen 2001 und 2008 schlugen die Fürther Mainz in zehn Spielen neun Mal.

Ebenso schlecht liest sich die Pokalbilanz der Rheinhessen: In den vergangenen 15 Jahren war elf Mal spätestens in Runde zwei Schluss. Ihr aktueller Trainer Martin Schmidt redete zwar im Vorfeld die Statistik klein, doch für einen Bluff war er sich dennoch nicht zu schade: Er kündigte an, kein Personal zu haben, um gegenüber dem 0:3 in der Liga gegen Schalke in der Startelf zu rotieren.

Im Ronhof standen dann jedoch sage und schreibe sechs Neue auf dem Rasen. Die Gäste hatten zwar länger den Ball als der Gegner, doch die Weiß-Grünen setzten, als sie das Spielgerät erobert hatten, mit schnellen Ein-Kontakt-Spielzügen Nadelstiche.

Oft kamen sie zunächst nicht vors Gästetor, doch das ging den anderen nicht anders. Mit einer schönen Geste verabschiedeten die Fans auf der Nordtribüne und Gegengeraden die Mannschaft in die Kabine. Und bemerkenswert: Als Ruthenbeck den Innenraum verließ, brandete erneut Applaus auf. Das wird dem zuletzt Gescholtenen heruntergegangen sein wie Öl.

"Mit ganz viel Glück für eine Sensation sorgen"

Der Eindruck täuschte also nicht von der neuen Haupttribüne aus, wo Journalisten und einige Vip-Gäste schon Platz nehmen dürfen. Die Hoffnung, die Yildirim nach dem beherzten Auftritt in Braunschweig geäußert hatte, "vielleicht können wir mit ganz viel Glück für eine Sensation sorgen", bekam mit dieser ersten Spielhälfte Nahrung. Auch wenn die Gäste nach Wiederanpfiff zunächst frischer waren und mit Onisiwo wieder das Feuer eröffneten (49.), spielte die Zeit für den Gastgeber. Wenn man den Fürthern einen Vorwurf machen konnte, dann nur wegen der Wahl der Schuhe. Denn Veton Berisha, Benedikt Kirsch und Sararer schlitterten über den Platz, als wäre der Sportpark eine Eislaufbahn. Nach einer Stunde hatte sich die Nordtribüne warm gesungen.

Nur 5975 Menschen waren gekommen, um dem ewigen Kampf Davids gegen Goliath beizuwohnen. Als die Fürther dann doch zu Wackeln begannen, wechselte Schmidt Jhon Cordoba ein. Der Kolumbianer stieg in der 68. Minute nach einer Ecke gefühlte zwei Meter in die Luft und wuchtete den Ball unhaltbar für Burchert über den Innenpfosten ins Netz.

Dass die Träume wegen eines unaufmerksamen Moments bei einem Standard zu platzen drohten, war bitter. Denn aus dem Spiel heraus war das Kleeblatt am Mittwochabend nicht zu knacken. Alle warteten nun auf ein letztes Aufbäumen in der Schlussphase, doch die Beine waren schwer. In der 75. Minute zielte Sararer aus der Distanz zu ungenau.

Für frischen Wind sollte noch Stürmer Serdar Dursun sorgen. Doch dann geschah das Unerwartete: Niko Bungert leistete sich im Aufbau einen leichtfertigen Ballverlust, das Kleeblatt eroberte den Ball, Berisha steckte auf den durchstarteten Sararer durch, der Lössl mit einem Flachschuss tunnelte - 1:1 (79.)! Sararer schlug sich erst auf das Wappen, lief dann zur Eckfahne und liebkoste diese, dann sprintete er zu seinem Trainer und umarmte ihn herzlich.

Nur zwei Minuten später sprang Kleeblatt-Keeper Burchert in einen Schuss aus kurzer Distanz von Onisiwo und hielt das Remis fest. Seine Mitspieler herzen ihn wie nach einem gehalten Elfmeter. Es sah alles nach Verlängerung aus, doch dem Kleeblatt gelang Lucky Punch in der 90. Minute: Dursuns Schuss wird von Lössl noch gehalten, doch Berisha wuchtet den Nachschuss unhaltbar in die Maschen. 2:1 für die Spielvereinigung - die Sensation ist perfekt, der Ronhof bebt.

+++Das Spiel zum Nachlesen im Live-Ticker+++

Greuther Fürth: Burchert - Heidinger, Franke, Caligiuri, Narey - Kirsch (75. Dursun), Hofmann - Berisha, Zulj (92. Rapp), Freis (93. Tripic) - Sararer

FSV Mainz 05: Lössl - Brosinski, Bungert, Hack, Bussmann - Gbamin, José Rodriguez (86. Serdar) - Öztunali (64. Cordoba), Malli, Onisiwo - De Blasis

Tore: 0:1 Cordoba (67.), 1:1 Sararer (79.), 2:1 Berisha (90.) | Gelbe Karten: Zulj (43.) - Hack (55:) | Schiedsrichter: Winkmann (Kerken) Zuschauer: 5975

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