Bayern rutscht aus, Dortmund steht im Pokalfinale

28.4.2015, 23:19 Uhr
Drüber! Lahm rutscht mit dem Standbein weg, sein Schuss vom Elfmeterpunkt geht klar über den Kasten.

© REUTERS/Kai Pfaffenbach Drüber! Lahm rutscht mit dem Standbein weg, sein Schuss vom Elfmeterpunkt geht klar über den Kasten.

Einmal noch will er um den Borsigplatz gefahren werden. Im Sommer ist für den Trainer Jürgen Klopp nach sieben Jahren Schluss bei Borussia Dortmund. Sie sind Meister geworden gemeinsam, sie sind Pokalsieger geworden – und jedes Mal haben sie danach dort gefeiert, wo dieser Ballspielverein Borussia einst gegründet worden war. Ein letztes Mal inmitten all der Anhänger dort jubeln – so stellt sich Klopp seinen Abschied vor. Der Traum lebt weiter, weil sich Dortmund letztlich in einem absurden Elfmeterschießen beim FC Bayern München für das Pokalfinale qualifizierte.

Dass es eine gute Idee ist, die sie da in Dortmund hatten, als sie sich entschieden, dass Verein und Klopp bald auf verschiedenen Wegen durch die Fußballwelt spazieren, hat der Dienstagabend vor 75.000 Zuschauern in der Arena in Fröttmaning so nicht beweisen können. Beim 3:1 (1:1, 1:1, 0:1) nach Elfmeterschießen war Dortmund lange so unterlegen, wie es das 0:1-Halbzeit-Ergebnis nicht einmal in Ansätzen auszudrücken vermag, kämpfte sich aber eindrucksvoll zurück.

Dass die Münchner nach dem Treffer von Robert Lewandowski in der 30. Minute spät noch in ernste Schwierigkeiten gerieten, war zunächst nur einer gewissen Schludrigkeit im Umgang mit den Torchancen geschuldet. Nach dem Ausgleich durch Pierre Aubameyang (75.) aber zitterte der Favorit und wirkte Dortmund fast so wie in der schönen Anfangszeit unter Klopp. Es war alles sehr dramatisch, es gab Chancen auf beiden Seiten, einen Platzverweis und tatsächlich die knappste aller Entscheidungen. Es war: ein angemessener Abschluss einer aufregenden, gemeinsamen Zeit.

Klopp hat, so scheint es mitunter, ja gleich zwei Vereine besser gemacht: Borussia Dortmund und den FC Bayern. Er hat die Münchner gereizt mit der forschen Art, mit der er Fußball im Revier nicht mehr nur arbeiten ließ. Er hat sie 2012 im Pokalfinale beim 5:2 gedemütigt – seitdem hat der FC Bayern in diesem Wettbewerb nicht mehr verloren, seitdem kam der Meister ständig aus München und die Champions League haben sie auch gewonnen.

Augen zu und durch: Thiago und Bender beharken sich.

Augen zu und durch: Thiago und Bender beharken sich. © afp

Den Verdacht, dass sich in derselben Zeit die Borussia sich nicht mehr richtig entwickelt hat, sah man am Dienstag über weite Strecken der regulären Spielzeit bestätigt. Aber kämpfen können sie noch immer in Dortmund – und sind dann den Bayern mitunter noch ein ebenbürtiger Gegner. Das war die verzögerte Überraschung des Abends: Es war ja dieses Pokalspiel vor allem wegen der Personalie Klopp so überhöht worden im Vorfeld. Als Schiedsrichter Peter Gagelmann dann anpfiff, da wirkte das aber lange so, wie das die Bundesligatabelle vorab in etwa erahnen ließ. Es spielte die Mannschaft, die am Sonntag auf der Couch Meister geworden war gegen jene, die mit Augsburg und Hoffenheim um einen Startplatz in der Europa League streitet.

Die Mannschaft von Anzugträger Pep Guardiola bestimmte das Spiel gegen die von Klopp im Trainingsanzug begleiteten Dortmunder, ohne sich dabei verausgaben zu müssen. Fast alles spielte sich in der Dortmunder Hälfte ab. Die Gegenzüge, in der Hochphase des Klopp'schen Wirkens gefürchtetes Stilmittel, verpufften – oder halfen den Münchnern.

Als Shinji Kagawa mal wieder in Überzahl einen Ball vor dem Münchner Tor vertändelt hatte, wagte Mehdi Benatia einen weiten Pass, fand Lewandowski, der alleine vor dem Dortmunder Tor erst den Pfosten traf und im Nachschuss das 1:0 erzielte. Eine halbe Stunde war bis dahin vergangen, besser wurde es für Dortmund in den 15 Minuten bis zur Pause auch nicht mehr, obwohl es sich Guardiola leistete, Robben (der später ein- und verletzt wieder ausgewechselt wurde), Schweinsteiger und Götze zunächst auf der Bank zu lassen.

Nach der Unterbrechung wurde es dafür zunächst noch schlimmer, die Borussia sah nun so aus, wie durchschnittliche Bundesligisten in den letzten Jahren eben aussehen gegen den FC Bayern: hilflos. Mitch Langerak rettete gegen Müller (48.), Lewandowski traf die Latte, Schmelzer durfte Müllers Nachschuss ungestraft mit der Hand abwehren (55.) und Langerak hielt gegen Thiago (57.) - Klopp musste sich zwischenzeitlich mal hinsetzen.

Nach 75 Minuten stand er wieder – und mit ihm die gesamte Gästekurve: Mkhitaryan hatte überraschend geflankt, Aubameyang überraschend getroffen. Plötzlich war das Spiel ein anderes, Dortmund sah wieder aus wie Klopps Borussia der Frühzeit und hatte durch Mkhitaryan (80.) und Reus (82.) Gelegenheiten zur Entscheidung.

Die fiel auch in einer Verlängerung nicht, in der Dortmunds Kampl Gelb-Rot sah (107.) und Schweinsteiger mit der besten Gelegenheit und per Kopf an Langerak scheiterte (113.). Dann kam das Elfmeterschießen, in dem Lahm und Alosno bei ihren Elfmetern ausrutschten, Götze und Hummels an den etwas unspektakulärer scheiterten und Neuer als letzter Schütze nur die Latte traf. Klopp kann den Borsigplatz schon mal mieten.

Verwandte Themen


13 Kommentare