Auch ohne Ronaldo-Tor: Real siegt erneut in München

25.4.2018, 22:42 Uhr
Kollektiver Jubel: Madrid freut sich über den 2:1-Auswärtssieg.

© Andreas Gebert/dpa Kollektiver Jubel: Madrid freut sich über den 2:1-Auswärtssieg.

Zur offen zur Schau getragenen Panik sah man nach der Auslosung der Champions-League-Halbfinalspiele keinen Anlass beim FC Bayern München. Wobei es zur Panik genau genommen schon einen Grund gegeben hätte: die Auslosung der Champions-League-Halbfinalspiele. Viermal hintereinander waren die Münchner zuletzt in diesem Wettbewerb vor dem Finale ausgeschieden, viermal gegen eine spanische Mannschaft, zweimal davon gegen Real Madrid, den Gegner, mit dem man es in diesem Frühling nun wieder zu tun bekommt. Wird schon werden, sagten sie in München trotz dieser Bilanz, schulterzuckend. Man fühlt sich in dieser Saison wieder bereit für den größten Titel, den der europäische Fußball zu bieten hat.

Man wird dazu allerdings eine größere Kraftanstrengung beim Rückspiel in Madrid brauchen. Im Hinspiel reichte eine eigentlich schon ordentliche Kraftanstrengung nicht, um eine 1:2 (1:1)-Niederlage zu vermeiden. München hatte eigentlich ausreichend Möglichkeiten für zumindest einen knappen Erfolg, hat nach diesem Ergebnis aber doch größere Sorgen vor dem Ausflug nach Madrid.

Nackenklatscher folgen auf Nackenschlag

Der Abend hatte für die Mannschaft von Jupp Heynckes schon mit einem kleinen Nackenschlag begonnen: David Alaba konnte nicht mitspielen, für ihn begann Rafinha als Linksverteidiger. Alaba setzte sich auf die Tribüne und sah von dort aus, wie dem kleinen Nackenschlag ein paar ernsthafte Nackenklatscher folgten. Der erste schon nach acht Minuten, da musste Arjen Robben vom Feld humpeln. Als Thiago den Platz des Niederländers einnahm, beruhigte sich ein forsch begonnenes Spiel, das sowohl den Münchnern als auch dem Gast aus Madrid erste Chancenansätze beschert hatte. Wobei, es versiegte eigentlich nur das Münchner Bemühen um Chancenansätze, stattdessen schien man im Kollektiv darüber zu grübeln, was so ein Ausfall von Robben für das eigene Spiel bedeutet. Die erste Erkenntnis: nichts gutes.

Knapp 20 Minuten beherrschte der Titelverteidiger aus Spanien das Geschehen in der Arena von Fröttmaning. Dass Real die letzten fünf Spiele gegen die Bayern gewonnen hatte - man ahnte nun, dass das kein großer Zufall war. München hingegen bewies nur große Probleme im Spielaufbau gegen mutig störende Gäste, exemplarisch sah man das in der 27. Minute, als Mats Hummels große Mühe hatte, den Ball weg vom eigenen Strafraum zu bringen. Das es auch mit weniger Problemen geht, sah man dann allerdings schon 60 Sekunden später, als der Ball über Torwart Sven Ulreich und James bei Joshua Kimmich landete. Der hatte plötzlich freie Bahn in Richtung Tor und traf ins kurze Eck - 1:0 (28.).

Dass Real die letzten fünf Spiele gegen die Bayern gewonnen hatte, wirkte in der Folge wie ein großer Zufall. München diktierte wieder das Geschehen, nahm den nächsten Nackenklatscher (Boateng musste nach 34 Minuten durch Süle ersetzt werden) einfach hin, und hätte ebenfalls nach 34 Minuten 2:0 führen können, aber Ribery verstolperte frei vor dem Tor den Ball. Als dann Süle seinen ersten Zweikampf des Abends ausgerechnet gegen Cristiano Ronaldo gewann, schien alles gut zu werden. Hummels schoss nach einer Ecke volley über das Tor (41.), Müllers Versuch wurde in letzter Sekunde geblockt (42.). Alles wartete nun auf das 2:0, man sah stattdessen: das 1:1. Nach einer Kopfballhereingabe von Carvajal traf der seltsam unbeachtete Marcelo aus 16 Metern zum Ausgleich.

Zum Unglück paart sich Resignation

Der zweite Durchgang begann wieder verhalten, allerdings nach wie vor mit Vorteilen für die Gastgeber, die sich nach 56 Minuten eine Ecke erspielten und nach 57 Minuten zurücklagen. Rafinha hatte nach einem abgewehrten Ball das Spiel neu aufbauen sollen, initiierte mit seinem Fehlpass aber nur einen Konter, an dessen Ende der eingewechselte Asensio das 2:1 erzielte.

Wieder gab sich München gelassen, wieder kam man so zu einigen Gelegenheiten, aber erst scheiterte Ribery aus zehn Metern an Navas (59.), dann behinderten sich Lewandowski und Müller einen Meter vor dem leeren Tor gegenseitig (67.). Irgendwann paarte sich dann zum Unglück auch noch Resigantion. Lewandowski lupfte nach 88 Minuten den letzten Ball neben das Tor, dann war Schluss. Panik werden sie immer noch nicht haben beim FC Bayern, aber die Aufregung dürfte nach diesem Hinspiel doch etwas größer geworden sein. 

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