1:0! Schäfer lässt Löwen verzweifeln, Erras den Club jubeln

6.2.2016, 15:03 Uhr
1:0! Schäfer lässt Löwen verzweifeln, Erras den Club jubeln

© dpa

Die rot-schwarze Karawane in Richtung München-Fröttmaning kam am Vormittag nur langsam voran. Auf der A9 bildeten sich zum Beginn der Schulferien lange Staus, so dass nicht wenige der letztlich 51.200 Zuschauer sogar den Anstoß verpassen sollten in der Arena.

Rund 15.000 Club-Fans wollten ihre Mannschaft zum Auftakt der Restrückrunde unterstützen. Dass das Derby bei den vom Abstieg bedrohten Löwen aufgrund der Tabellenkonstellation ein Selbstläufer werden könnte, glaubte wohl kaum einer. Zumal sich der TSV 1860 in der Winterpause ordentlich verstärkt hat.

Ihre neue Qualität demonstrierten die Münchner auch recht eindrucksvoll und hätten eigentlich schon deutlich führen müssen, ehe Patrick Erras in der 23. Minute mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel die Gäste-Führung erzielte. Raphael Schäfer hielt sein Team mit sieben, acht überragenden Paraden im Spiel, auch nach der Pause war er der mit Abstand beste Mann seines Clubs.

Club beginnt unerklärlich fahrig in der Arena

Drei der fünf Löwen-Neuzugänge (Mauersberger, Mölders, Aycicek) standen auch gleich in der Startelf, Nürnbergs Trainer Rene Weiler vertraute mit einer Ausnahme auf die Formation, die zum Abschluss des vergangenen Jahres fünf Mal in Folge hatte gewinnen können. Dass HSV-Leihgabe Zoltan Stieber den zum FC Schalke gewechselten Alessandro Schöpf ersetzen würde, hatte sich schon länger abgezeichnet. "Es gibt keinen Grund, mehr Wechsel vorzunehmen", sagte Rene Weiler vor dem Spiel.

Die 0:2-Niederlage des Zweiten SC Freiburg beim VfL Bochum vom Vorabend eröffnete dem Dritten aus Nürnberg die Chance, bis auf zwei Punkte aufzuschließen. Trotzdem fingen die Nürnberger unerklärlich fahrig an in der Arena; bereits in der zweiten Minute musste Schäfer gegen den Ex-Nürnberger Rubin Okotie in höchster Not retten, ebenso zwei Minuten später bei einem Kopfball von Christopher Schindler.

Der Club verteidigte zunächst ausgesprochen sorglos, die Löwen drängten auf die Führung – hatten aber auch Glück, dass Erras zu wenig Wucht hinter seinen Kopfball brachte (9.). Auf der anderen Seite spitzelte Schäfer seinem ehemaligen Kollegen Okotie in letzter Sekunde den Ball vom Fuß.

Schäfer, immer wieder Schäfer – und plötzlich führte Nürnberg. Burgstaller hatte sich auf der rechten Seite schön durchgesetzt und Erras bedient, der aus knapp 20 Metern oben ins Eck traf. Die Sechziger schienen darob für ein paar Minuten etwas durcheinander zu sein, erhöhten nach einer halben Stunde aber wieder den Druck. Okotie scheiterte mit einem Kopfball an Schäfer, der aufgerückte Schindler mit einem Direktschuss, auch Mölders grätschte nur den Nürnberger Torwart an. Das alles innerhalb von drei Minuten.

Mölders scheitert kurz vor Schluss an Schäfer

1860 drückte, der Club wartete ab – und konterte hin und wieder vielversprechend. So kurz vor der Pause, als Füllkrug auf 2:0 hätte erhöhen können, mit seiner Direktabnahme den Münchner Kasten aber knapp verfehlte.

Die in den ersten 45 Minuten sehr unterhaltsame, phasenweise auch richtig gute Zweitliga-Begegnung verlor nach dem Seitenwechsel etwas von ihrem Niveau, blieb aber spannend. Der Club hielt seinen Gegner durch zeitigere Störversuche jetzt etwas weiter vom Strafraum weg und suchte selbst zielstrebiger den Weg nach vorn. Dicke Möglichkeiten gab es nicht mehr viele; Okotie drosch die Kugel drüber, Schindler schaffte das per Kopf aus drei Metern. Die Gäste, namentlich Füllkrug, Leibold und Burgstaller, stellten 1860-Keeper Ortega mit ihren Schüssen vor keine größeren Probleme.

Mitunter fehlte es den Offensivvorträgen der Nürnberger etwas an Zielstrebigkeit und Präzision, was bei einer 1:0-Führung aber nicht sonderlich ins Gewicht fiel. Nachdem wiederum Okotie mit einem strammen Rechtsschuss zum wiederholten Mal in Schäfer seinen Meister fand, fingen die ersten Sechziger-Fans an zu pfeifen auf ihre glücklosen Löwen. Die Club-Anhänger stimmten wenig später ein, ihnen missfiel aber vor allem die Leistung des Schiedsrichter-Gespanns um Thorsten Schriever.

Mit ihren Fußballern konnten sie durchaus zufrieden sein; nach schönem Solo von Kerk verpasste Burgstaller auf wenigen Metern das 2:0, ein noch größeres Kunststück schaffte Mölders, der selbst aus drei Metern den Ball nicht am unglaublichen Schäfer vorbeibrachte. Der Rest war eine große Party in Rot und Schwarz.

1860 München: Ortega; Kagelmacher, Schindler, Mauersberger, Wittek – Bülow, Liendl – Aycicek (72. Karger), Adlung (72. Beister) – Mölders, Okotie (78. Mugosa).

1. FC Nürnberg: Schäfer; Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi; Stieber (62. Kerk), Behrens, Erras (90. Petrak), Leibold; Burgstaller, Füllkrug (87. Hovland).

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