Löws Fingerzeig: Bellarabi dabei, Großkreutz nicht

3.10.2014, 13:00 Uhr
Löws Fingerzeig: Bellarabi dabei, Großkreutz nicht

© Matthias Balk (dpa)

Karim Bellarabi ja, Kevin Großkreutz nein! Joachim Löw hat vor dem wichtigen ersten Doppelspieltag auf dem Weg zur Fußball-EM 2016 manchen Fingerzeig für seine Personalplanungen gegeben. Die sportliche Zielvorgabe für die Weltmeister ist ohnehin klar - trotz der unverändert langen Ausfallliste von Kapitän Bastian Schweinsteiger über Sami Khedira bis Marco Reus: "In den Spielen gegen Polen und Irland haben wir die Möglichkeit, uns von der Konkurrenz abzusetzen, diese beiden Spiele sind somit enorm wichtig für unseren weiteren Weg", sagte der Bundestrainer vor den Partien am 11. Oktober (20.45 Uhr/RTL) in Warschau und drei Tage später in Gelsenkirchen gegen Irland (20.45 Uhr/RTL).

Der Dortmunder Großkreutz fehlt als einziger von derzeit 17 spielbereiten Rio-Champions. Eine Begründung dafür lieferte Löw nicht und ließ damit Raum für Spekulationen. Nur eine schöpferische Pause für einen müden BVB-Vielspieler oder jähes Ende einer Nationalmannschafts-Karriere mit Misstönen? Nach mancher Eskapade wäre Großkreutz nicht der Erste, der auf diese Weise dauerhaft durch Löws Raster fällt. Nach den Septemberspielen hatte der DFB-Chefcoach schon angedeutet, dass er mit dem 26-Jährigen aus sportlichen Gründen nicht mehr als (Not)-Außenverteidiger plant - im offensiven Bereich hat Löw für die Außenbahnen bessere Alternativen.

Bellarabi "schon einige Zeit auf dem Zettel"

Wenn Löw seinen überraschend nur 20 Spieler umfassenden Kader am kommenden Dienstag in Frankfurt versammelt, ist der Leverkusener Bellarabi, der sich mit einem starken Saisonstart für Bayer in die A-Auswahl spielte, erstmals dabei. "Karim Bellarabi hat sich durch hervorragende Leistungen in seinem Verein diese Chance verdient. Er ist unglaublich stark im Eins-gegen-Eins und eine hervorragende Alternative in unserer Offensive", sagte Löw.

Der gebürtige Berliner Bellarabi, den Löw "schon einige Zeit auf dem Zettel" hatte, könnte noch für Marokko spielen - dem Herkunftsland seines Vaters. Mit einem Einsatz in einem Pflichtspiel für Deutschland hätte sich der DFB die Dienste des 24-Jährigen nach den FIFA-Statuten gesichert. Für Bellarabi stand dies nun aber offenbar gar nicht zur Debatte: "Es ist eine große Ehre für mich. Da geht ein Traum für mich in Erfüllung", sagte er.

Bayers Sportdirektor Rudi Völler hatte eine rasche Nominierung gefordert. Für Leverkusen hätten Marokko-Einsätze Bellarabis Nachteile. So würde der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler im Januar und Februar 2015 beim Afrika-Cup spielen, statt dem Werksclub in der Rückrundenvorbereitung zur Verfügung zu stehen. Löws Entscheidung beruht aber offenbar auf sportlichen statt politischen Kriterien, denn Eile war ohnehin nicht unbedingt geboten. In diesem Jahr hat Marokko kein Pflichtspiel mehr.

Schneider für Flick

Zweiter Debütant im Kreise des Weltmeisters ist Co-Trainer Thomas Schneider, der sein Amt als Nachfolger von Hansi Flick aufnimmt. 16 Weltmeister gehören zum Aufgebot, darunter auch die Rückkehrer für die zentrale Defensive, Mats Hummels und Shkodran Mustafi. Neben den an Knie oder Oberschenkel verletzten Stammkräften Schweinsteiger, Khedira und Reus fehlen auch noch Benedikt Höwedes und Mario Gomez wegen Blessuren. Erstmals seit fast elf Monaten ist der Gladbacher Max Kruse als Offensivmann wieder dabei.

Im Gegensatz zu früheren Doppelspieltagen nominierte Löw 20 statt 23 Akteure - obwohl die UEFA bei Qualifikationspartien mittlerweile 12 statt bislang 7 Akteure als mögliche Ersatzspieler erlaubt. Kandidaten wie die Zwillinge Lars und Sven Bender, die die WM-Teilnahme nur wegen Verletzungen verpassten oder Perspektivspieler, die Löw noch für den Polen-Test (0:0) kurz vor der WM engagierte, wie den Neu-Gladbacher André Hahn, den Freiburger Oliver Sorg oder Wolfsburgs Sebastian Jung, müssen sich (noch) gedulden.

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