Löwen auf der Überholspur: Von Titting in die weite Welt

4.11.2017, 17:17 Uhr
Löwen auf der Überholspur: Von Titting in die weite Welt

© Sportfoto Zink / WoZi

Eduard Löwen spielt immer. Fast immer zumindest, am Sonntag, als der 1. FC Nürnberg in Heidenheim antrat, sollte Löwen zusehen. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison stand Löwen also nicht in der Startelf und war deshalb aufrichtig erschrocken. Die Entscheidung, so sagte es Löwen seinem Trainer Michael Köllner, sei ja irgendwie zu akzeptieren, gelte aber doch hoffentlich nicht für das gesamte Spiel. Tat sie nicht. Es hat nur 45 Minuten gedauert und Löwen durfte wieder mitmachen. Eigentlich musste er sogar, weil mit ihm das Spiel des 1. FCN meist ein gefährlicheres, ansehnlicheres ist.

Köllner schmunzelt, als er noch einmal von Löwens Ängsten erzählt: Löwen will immer spielen, soll das nämlich heißen und das freut den Trainer. Köllner mag Löwen, sie haben gemeinsam in der U 21 des Vereins begonnen und dann hat sie das Schicksal gemeinsam nach oben katapultiert zu den Profis und in die 2. Bundesliga. Der 47-jährige Köllner also, der seines Alters wegen nicht mehr unbedingt damit rechnen konnte, noch einmal eine Männermannschaft im Profibereich zu übernehmen, und Löwen, der trotz seines Alters nicht mehr unbedingt damit rechnen konnte, mal in einer Männermannschaft im Profifußball mitspielen zu dürfen. Den 20-Jährigen hatte man ja einst in der A-Jugend des mittlerweile für einen wie ihn wahrscheinlich dankbaren 1. FC Kaiserslautern nicht mehr haben wollen.

Beim Club haben sich ihre Wege gekreuzt und seitdem ist Löwen tatsächlich Zweitliga-Stammspieler und Köllner erfolgreicher Zweitliga-Trainer. Im Sommer, als das mit dem Erfolg noch nur eine Hoffnung war, da sind sie im Trainingslager der Profis nebeneinander Fahrrad gefahren. "Weißt du noch, Trainer", hat Löwen gesagt, "vor einem Jahr waren wir noch in Titting." Das hört sich nun auch nicht unspektakulärer an als Heidenheim oder Ingolstadt, das sie am Montag im Max-Morlock-Stadion empfangen, aber für Köllner und Löwen liegen Welten zwischen Titting und Ingolstadt. Titting war ein Kurztrainingslager mit der U 21, sie lebten da ein Wochenende lang in einem etwas besseren Gasthaus, Ingolstadt ist ein Erstliga-Abstieger, die fast schon große Fußball-Bühne eben.

50-Meter-Diagonalpässe

Gegen Ingolstadt wird Löwen auch wieder von Beginn an spielen, selbst wenn er sich im Moment noch mit muskulären Problemen plagt. Er ist einfach zu wichtig geworden für den FCN - und soll das bald für die deutsche U21-Nationalmannschaft werden. Erst Anfang Oktober hat Löwen, geboren in Idar-Oberstein, sein Debüt gegeben für eine deutsche Nachwuchs-Auswahl. Gegen die Schweiz hat er bei seinem zweiten Einsatz für die U20 gleich getroffen. Es war ein Freistoßtor, wie es ihm so ähnlich auch schon für den Club gelungen ist beim 6:1 in Duisburg. Spektakulär sehen diese Freistöße aus, genau wie seine Diagonalpässe, die oft 50 Meter weit über den Platz fliegen und gar nicht so selten bei einem Mitspieler landen.

Mit Kuntz nach Aserbaidschan

Das ist auch Stefan Kuntz aufgefallen, dem deutschen U 21-Trainer, der Löwen befördert hat. Deshalb geht es für Löwen nach dem Spiel gegen Ingolstadt nach Aserbaidschan und Israel, es geht um die Qualifikation zur Europameisterschaft, die Deutschland als Titelverteidiger erleben soll. Das ist von Titting sehr weit weg.

Köllner sieht das natürlich mit Freude, zumal neben Löwen auch noch Cedric Teuchert die weite Reise mitmacht und Lucas Mühl mit Patrick Kammerbauer die deutsche U20 verstärken soll. Der Trainer mahnt aber auch zur Vorsicht, weil man das einerseits eben so macht, das andererseits aber wirklich eben junge Spieler sind, die die Belastungen vielleicht noch nicht ganz so gut wegstecken, weil sie noch am Anfang ihre Entwicklung stehen. Das bedeutet auch, dass sie Fehler machen, wie zum Beispiel Löwen, der kürzlich gegen Bielefeld kurz vor dem Ende den Siegtreffer der Gäste einleitete. Beim Club, sagt Köllner noch, dürfen sie diese Fehler aber auch machen: "Junge Spieler müssen die Zeit bekommen, etwas auszuprobieren." Und manchmal brauchen sie Pausen, kurze Pausen.

2 Kommentare