Löwen überzeugt und Köllner grummelt trotzdem

2.10.2018, 05:57 Uhr
Am Samstag hatte Michael Köllner auch für Eduard Löwen ein Lächeln. Beinahe zumindest.

© Foto: Marr/Zink Am Samstag hatte Michael Köllner auch für Eduard Löwen ein Lächeln. Beinahe zumindest.

Wenn man so will, tobt da derzeit ein Kampf um die Deutungshoheit beim 1. FC Nürnberg. In der einen Ecke steht Michael Köllner, der Trainer, der immer und immer wieder betont, wie wichtig ihm das Kollektiv ist und wie wichtig das Kollektiv noch wird im Kampf gegen den Abstieg. In der anderen Ecke steht Eduard Löwen – und hinter ihm sehr viele Menschen, die der Meinung sind, dass es ja gut und richtig ist mit dem Kollektiv, dass dieser Eduard Löwen aber eben etwas begabter und etwas wichtiger ist als viele seiner Kollegen und deshalb immer spielen muss.

Zuletzt hat Michael Köllner diesen Kampf regelmäßig für sich entschieden. Es spielte das Kollektiv also fast immer ohne Eduard Löwen Erstliga-Fußball. Löwen wurde eingewechselt, spielte 25 Minuten gegen Mainz, 29 in Bremen, 26 gegen Hannover und 28 beim Debakel in Dortmund.

Sehr unbefriedigend fand das Löwen, sagte es aber nicht. Stattdessen sagte er: "Es wäre ja schlecht, wenn ich stehenbleiben würde. Deshalb bin ich ihm dankbar, wenn er mir mehr abverlangt." Mit ihm meinte Löwen Michael Köllner. Löwen hat diese Sätze Anfang September gesagt, als er gerade für die deutsche U 21-Nationalmannschaft ein Länderspiel in Fürth absolviert hatte. Ein Länderspiel, zu dem ihn Köllner nur ungern hat fahren lassen. Köllner war der Meinung, dass Löwen besser am Valznerweiher trainiert hätte, weil er in der Vorbereitung auf die Saison immer wieder verletzt gefehlt hatte.

Wobei, was heißt schon verletzt. Als sich Löwen Mitte August mit einer Rippenprellung vom Training abmeldete, kommentierte Köllner das so: "Ja ja, Rippenprellung. Nachdem er nicht Medizin studiert hat, wird er das auch nur schwer beurteilen können." Es lief nicht so recht zwischen dem Trainer und seinem Lieblingsschüler, der nach Köllners Beförderung zum Profi-Trainer zeitgleich in der 2. Liga ankam. Köllner präsentierte im ersten Pflichtspiel als Cheftrainer Löwen als Überraschungsgast.

"Das muss man ertragen"

Löwen überzeugte, blieb und wuchs mit Köllner und dem Club so lange, bis er U 21-Nationalspieler und der FCN ein Erstligist war. Es war ein schneller Aufstieg und offenbar ist Köllner nicht damit zufrieden, wie Löwen mit diesem Aufstieg umging. Man sieht jetzt oft Bilder, die Löwen von sich auf Instagram postet. Bilder in schnellen Autos, solche Dinge.

Weil dazu noch die Verletzungen kamen, spielte zum Bundesliga-Auftakt plötzlich Alexander Fuchs und Löwen saß auf der Ersatzbank herum. Weil Fuchs seine Aufgabe zwar ordentlich machte, aber eben auch nicht die Glanzpunkte setzte, die man von Löwen kennt und erwartet, wurde Köllner in schöner Regelmäßigkeit gefragt, was denn mit dem Löwen sei. Nichts, sagte Köllner dann immer und verwies auf Trainingsfleiß und Fairness. Dann kam das 0:7 von Dortmund und plötzlich spielte gegen Düsseldorf nicht Fuchs, sondern Löwen.

Es war nicht sein bestes Spiel, aber als er in der 78. Minute das 3:0 mit einem schönen Pass vorbereitet hatte, da durfte er sich vorübergehend als Sieger fühlen im Kampf um die Deutungshoheit. Vom Kollektiv hatte man solche Pässe selten gesehen.

Als kurz darauf Köllner über Löwen sprach, klang es nur noch wie ein Unentschieden. Ob es ihn Überwindung gekostet hätte, Löwen von Beginn an spielen zu lassen, wurde Köllner gefragt. Köllner bat — nicht ganz ernst gemeint — darum, die Frage zurückzuziehen und sagte dann streng: "Das kostet keine Überwindung. Wir hatten am Anfang gute Auftritte, Edu war in der Vorbereitung relativ lange verletzt. Mit welcher Berechtigung soll dann ein anderer runterfliegen? Das ist ein Mannschaftssport, das muss man ertragen. Wir haben nicht nur elf Spieler im Kader, von denen einer Edu Löwen ist, sondern wir haben 27 Spieler im Kader und da ist einer davon Löwen." Er will sich nicht geschlagen geben im Kampf um die Deutungshoheit.

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