„Man kann auch in kurzen Hosen spielen“

2.2.2012, 07:00 Uhr
„Man kann auch in kurzen Hosen spielen“

© dpa

Dass sie beim 1. FC Nürnberg in der Kategorie „kuriose Dinge, die so auch niemand erwartet hat“ zu den Spitzenteams der Liga gehören, ist hinlänglich bekannt. Abstieg als Meister, Abstieg als Pokalsieger — das hat in Deutschland sonst noch niemand geschafft. Wen wundert es also, dass der Club auch beim Thema Spielausfälle eine Klasse für sich ist. Im Februar 1990 stand ein Gastspiel der Borussia aus Dortmund auf dem Programm, eine Rasenheizung gab es damals im Unterschied zu kalten Februartagen in Nürnberg noch nicht, weshalb man sich an einem kalten Februartag entschied, den eisigen Platz mit Sand bespielbar zu machen. Blöd nur, dass im Sand auch Glasscherben steckten, die Partie gegen Dortmund fiel aus.



Jetzt ist wieder Februar, es ist wieder kalt — aber in Nürnberg haben sie glücklicherweise längst eine Rasenheizung, weshalb man die Panne mit dem Sand nicht unbedingt wiederholen muss. Und ein Spiel absagen, nur weil es kalt ist? Das gab es noch nie in der Bundesliga-Geschichte, sagen sie zumindest beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL).

Es gibt nicht einmal eine Temperatur-Untergrenze, die festlegt, wann ein Spiel nicht stattfinden darf. Einzig die Uefa ist offenbar für alle Eventualitäten gewappnet. „Die Uefa soll mal festgelegt haben, dass bei minus 15 Grad nicht gespielt wird. Ich kann mich aber an keine Absage erinnern, die sich auf diesen Beschluss beruft“, sagte Nationalmannschafts-Arzt Tim Meyer dem Sportinformationsdienst.

Es wird also höchstwahrscheinlich Fußball gespielt am Freitagabend im Frankenstadion, angenehm wird es aber nicht unbedingt. „Minus 10 Grad, gefühlte minus 17“, zitierte Pressesprecherin Katharina Wildermuth im wohlgeheizten Presseraum des Frankenstadions die Aussichten für das Treffen mit dem zuletzt so formidabel aufspielenden Deutschen Meister aus Dortmund. Zuletzt war es vor viereinhalb Jahren so eisig: Nürnberg trat als Außenseiter im Uefa-Cup an, erkämpfte sich in Sankt Petersburg aber immerhin ein 2:2. Die Kälte also als gutes Omen? „Minus 12 Grad oder minus 8 — mir ist das eigentlich wurscht“, meint Trainer Dieter Hecking, der sicherlich größere Sorgen als das Wetter hat.

Tee und Funktionswäsche

Seine Spieler können sich immerhin einigermaßen warm anziehen. Zumal die Zeiten der Strumpfhose längst Vergangenheit sind, heutzutage trägt man Funktionswäsche. Unbedenklich, glaubt deshalb Nürnbergs Mannschaftsarzt Matthias Brem, ist der Auftritt im kalten Frankenstadion. „Die Verletzungsgefahr ist meiner Meinung nach nicht generell höher“, sagt Brem, „das hängt vom jeweiligen Spieler ab, man kann auch in kurzen Hosen spielen.“ Anstrengender ist das Spiel dennoch: „Das ist so, wie wenn es zu heiß ist“, sagt Brem.

Für die, die besonders frieren, wird es wie damals in der F-Jugend. Nur steht am Freitag nicht Muttern mit der Thermoskanne Tee am Seitenrand, sondern eben Brem mit warmen Getränken. Mitunter wird Brem dann vielleicht selbst mal nippen, schließlich muss er die 90 Minuten mehr oder weniger still auf der Bank verbringen — genauso wie die erwarteten 46000 Zuschauer. „Die bewegen sich nicht, für die wird die Kälte viel schlimmer“, sagt Brem. Die sind aber auch viel Schlimmeres gewohnt vom 1. FC Nürnberg als das bisschen kalte Füße.

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