Mehr Jedi-Ritter als Rambos

1.7.2018, 21:00 Uhr
Mehr Jedi-Ritter als Rambos

© Foto: Zelada

Es sind fließende, elegante Bewegungen, die die Aikido-Meisterschüler und Meister im Trainingszentrum Budo-Sporthaus Buchschwabach vollführen. Aikido ist eine moderne japanische Kampfkunst und konzentriert sich auf die Defensive. Attacken begegnen die Aikidoka mit geschickten Manövern, die darauf abzielen, die Angriffskraft umzuleiten. Das geschieht vorrangig über Halte- und Wurftechniken.

"Das sind die zwei grundsätzlichen Techniken", erklärt Leonhard Beck, der mit seiner Frau Brigitte das Trainingszentrum leitet. "Entweder wir hebeln den Partner, sodass er am Boden festgenagelt ist, oder wir bringen ihn zu Fall." Beide Trainer sind erfahren, führen den Aikido-Meistergrad des 3. Dans, also bereits den dritten schwarzen Gürtel und trainieren regelmäßig bei Bundestrainern.

Erst Mitte Mai empfingen sie für das Zentraltraining, das alle vier Wochen in sämtlichen Bundesländern gleichzeitig stattfindet, einen Aikido-Meister des 5. Dans. Um an diesen Einheiten teilzunehmen, müssen die Schüler ein gewisses Mindestniveau nachweisen.

Da Aikido so defensiv ausgerichtet ist, wie nur wenige Spielarten der Kampfkunst, wirkt es auf den Betrachter zunächst relativ unspektakulär. Selbst als der Landesverbandsvorsitzende, Horst Hahn, im Zentraltraining die Schüler und Meister im Kampf gegen zwei Gegner gleichzeitig instruiert, bleibt es dabei.

Mit chirurgischer Präzision

Für den Laien ist der Aufwand hinter den Techniken schwer auszumachen. Die Aikidoka im Buchschwabacher Dojo lassen die Angriffe in Sekundenschnelle verpuffen und den Prozess so einfach wirken, dass es kaum vorstellbar scheint, dafür jahrelang trainieren zu müssen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Verglichen mit anderen Kampfsportlern, wirkt Aikido fast friedfertig. Befände man sich in einem Film, wären die Meister mehr Jedi als Rambo. Jede Bewegung ist kontrolliert, einstudiert und wird mit chirurgischer Präzision ausgeführt.

Deshalb sieht das Training wie eine einstudierte Choreographie aus und das ist gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Denn die Aikidoka müssen stets darauf achten, sich günstig zu positionieren, um den Widersacher zu kontrollieren. Die Abstände richtig einzuschätzen und die tausenden Schrittfolgen und Griffe zu lernen, erfordert sowohl Disziplin und Körpergefühl als auch Durchhaltevermögen. "Das kann man nicht an einem Wochenende lernen", so Leonhard Beck. "Unser Ziel ist es, dem Angreifer nicht von vornherein Schmerzen zuzufügen, sondern in eine Position zu bringen, aus der er nicht mehr hinauskommt. Erst wenn er es versucht, tut es saumäßig weh."

Für Leonhard und Brigitte Beck ist Aikido mehr als nur körperliche Betätigung. Hinter der Lehre stecken auch Techniken zur Entspannung. Dazu ist das Training wertvoll zur Steigerung des Selbstvertrauens. Deshalb ist das Übungsangebot auch zum Teambuilding in Firmen gefragt. Und einen sehr schönen Effekt der Natur des Aikido darf das Trainerduo seit über 25 Jahren an jedem Trainingstag erleben: Da die Kampfkunst bis ins hohe Alter ausgeführt werden kann, trainierte Brigitte Beck (58) während des Zentraltrainings gemeinsam mit der erst 18-jährigen Jessica Lutz.

Die jüngste Schwarzgürtelträgerin in der Runde hat seit einem Jahr ihren ersten Meistergrad erreicht, doch bis sie an den Prüfungen zum zweiten und dritten Dan teilnehmen darf, werden Jahre vergehen. Darum geht es im Aikido eben auch: Geduld.

Keine Kommentare