Mercedes-Chef kündigt nach Spa-Crash "Konsequenzen" an

25.8.2014, 13:38 Uhr
Bereits in Runde zwei beim Großen Preis von Belgien kommt es zum Eklat: Rosberg schlitzt Hamilton bei einem riskanten Überholmanöver ein Hinterrad auf.

© afp Bereits in Runde zwei beim Großen Preis von Belgien kommt es zum Eklat: Rosberg schlitzt Hamilton bei einem riskanten Überholmanöver ein Hinterrad auf.

Hauen und Stechen statt Harmonie: Nach der "Schlitz-Affäre"  von Spa-Francorchamps ist der nur scheinbar beigelegte Ungarn-Streit zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton weiter eskaliert. Die Stimmung zwischen den beiden Titelkandidaten der Formel-1-WM ist auf dem Tiefpunkt, das eh schon angespannte Verhältnis möglicherweise irreparabel beschädigt.

Ob die Mercedes-Verantwortlichen im "Krieg der Sterne" wirklich Frieden stiften können, ist fraglich: Die beiden ehemaligen Kart-Kumpels sind sich inzwischen spinnefeind. Der Brite unterstellte seinem deutschen Rivalen böse Absicht, Rosberg sprach von "einem normalen Rennunfall". Motorsportchef Toto Wolff kündigte indes verärgert "Konsequenzen" an: "Die vereinbarten Regeln wurden gebrochen." Beim Großen Preis von Belgien seien "Grenzen überschritten" worden.

Statt des fest einkalkulierten Festbanketts nach einem eigentlich wahrscheinlichen Doppelerfolg gab es nach dem nächsten selbst verschuldeten Reinfall einen ersten Krisen-Gipfel. Wolff, Team-Aufsichtsrat Niki Lauda, der Technische Direktor Paddy Lowe und die beiden Streithähne debattierten unmittelbar nach dem zwölften Saisonlauf im Motorhome 38 Minuten lang über den Eklat. Wolff kündigte an, dass «in den nächsten Tagen mit den Fahrern» weiter über dieses "Worst-Case-Szenario" und ihr Verhalten für die ausstehenden sieben Rennen geredet werde.

Wolff droht mit härterer Gangart

"Wir müssen Konsequenzen ziehen, dass so etwas nicht mehr passiert", drohte der Motorsportchef eine härtere Gangart an. Schließlich handelt es sich bei Rosberg und Hamilton um Wiederholungstäter. Allerdings hatten ihre bisherigen Auseinandersetzungen in Bahrain, Monaco und zuletzt Ungarn nicht diese Schärfe.

Wolff deutete an, dass eine Teamorder denkbar sei, während Lauda einen solch weitgehenden Eingriff zumindest derzeit noch ablehnt. Ob es zu einer Stallregie kommt, wird bei den nächsten Krisengipfeln geklärt. "Wir können vieles machen", deutete Wolff nur vage einen Maßnahmenkatalog an. "Wir müssen sicherstellen, dass so etwas nicht mehr passiert. Das war ein absolutes No-Go."

Angesichts der neuen Dimension im Dauerzoff droht den bislang dominierenden Silberpfeile im WM-Rennen plötzlich unerwartet Gefahr. Allerdings weniger durch die Konkurrenz, auch wenn Sebastian Vettels Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo seinen dritten Saisonsieg feiern konnte, sondern vielmehr durch eigene Fehler. Auf dem Hungaroring und nun in den Ardennen verschenkte Mercedes durch Halsstarrigkeit und Kampfeslust seiner beiden Stars jeweils den Sieg und einen weiteren Podestplatz.

"Kann böse enden"

Noch liegt Rosberg (220 Punkte) in der WM-Wertung stattliche 64 Zähler vor dem Gesamtdritten Ricciardo (156). Aber wenn es Mercedes nicht umgehend schafft, die beiden Streithähne zur Vernunft zu bringen, könnte der Vorsprung schnell weiter schrumpfen. Bis zum nächsten Grand Prix in Monza in knapp zwei Wochen müssen Rosberg und Hamilton zumindest soweit eingebremst sein, dass sie sich dort nicht zum dritten Mal in Serie gegenseitig schaden. "Wenn wir das jetzt nicht managen, kann es böse enden", prognostizierte Wolff.

Hamiltons erboste Reaktion nach seiner Nullrunde von Spa zeigt, dass ein Stillhalteabkommen zwischen den beiden nicht einfach wird. Der Champion von 2008 unterstellte Rosberg gegenüber britischen Medien, es habe sich um ein bewusstes Manöver gehandelt: "Er hat gesagt, dass er es mit Absicht gemacht hat. Dass er die Kollision hätte vermeiden können, aber ein Zeichen setzen wollte." Rosberg sei der allein Schuldige, schimpfte er. Zudem mutmaßte Hamilton, Rosbergs Reifenaufschlitzer sei eine Retourkutsche gewesen für seine Weigerung, den Deutschen in Ungarn passieren zu lassen.

Naturgemäß bewertete Rosberg den Vorgang völlig konträr: "Das Manöver war meiner Meinung nach kein Risiko." Als objektive Zeugen führte er die vier Stewards an: "Die Rennkommissare sahen es als normalen Rennunfall. So sehe ich das auch." Entschieden bestritt der von Wolff und Lauda heftig kritisierte Rosberg, es habe sich um ein Revanchefoul gehandelt: "Nein, der Vorfall von Ungarn hat keine Relevanz für das Manöver von Belgien."

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