Mike Frantz: "War immer stolz, das Club-Trikot zu tragen"

24.7.2018, 14:18 Uhr
Mike Frantz:

© Uli Deck/dpa

Mike Frantz, Ihr Trainer sagt über Sie, Sie seien einer, der "alles für die Mannschaft abarbeitet". Was meint er?

Mike Frantz: Wenn wir als Mannschaft Erfolg haben wollen, muss jeder seinen persönlichen Erfolg hinten anstellen – er lobt da ja auch nicht nur mich. Für meine Position bedeutet es: Wenn ich rechts vorne warte, bis ich den Ball kriege und dann mit Tempo losziehe, dann sieht das geil aus für die Zuschauer. Wenn ich dann aber den Ball verliere, bringe ich die beiden Kollegen im Mittelfeld hinter mir in Bedrängnis. Auch wenn ich weiß, dass mein Marktwert steigt, wenn ich acht oder zehn Tore schieße – es gibt Wichtigeres.

Sie sind Anhänger des 1. FC Saarbrücken und wissen, wie Fans in der Kurve ticken. Hat das Auswirkungen auf Ihr Leben als Profi?

Frantz: Mir war es immer wichtig, dass ich einen Bezug zum Verein und den Menschen in der Stadt habe. Spieler und Fans, die sich mit dem Verein identifizieren, das ist die einzige Chance gegen das große Geld etwas auszurichten. Ich bin da schon ein Fan von Tradition und Fußballromantik. Ich habe in meiner Karriere nach der Jugend jedenfalls nur zwei Vereine gehabt. Sechs Jahre Nürnberg und jetzt das fünfte Jahr in Freiburg.

Können Sie verstehen, dass Fans Treueschwüren von Spielern zunehmend misstrauen?

Frantz: Wie sollte das anders sein, wenn Spieler sagen, sie kommen zu deinem Verein, um dort "den nächsten Schritt" zu machen? Die ganzen Wappenküsser sind doch oft ein paar Wochen später wieder weg.

Kämpferisch und stolz

Ihnen scheint man abzunehmen, dass Sie da anders sind. In Nürnberg waren Sie in der Nordkurve sehr beliebt.

Frantz: Ich war immer stolz, das Club-Trikot zu tragen. Ich habe sicher auch viele schlechte Spiele gemacht, aber ich glaube, ich habe den Leuten immer gezeigt: Auch wenn’s nicht läuft, er gibt nicht auf, er steht wieder auf. In Nürnberg ist jeder Club-Fan, da gibt es nichts anderes. Deswegen war es auch so schlimm abzusteigen.

Trotzdem haben Sie den Verein gewechselt.

Frantz: Nach dem Abstieg habe ich nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass ich gehen würde. Und ich war mir sicher, dass die damals Verantwortlichen das ähnlich sehen.

War aber nicht so?

Frantz: Ich hatte nach dem Abstieg noch einen Einjahresvertrag, der auch für die Zweite Liga galt und etwa 50 Prozent schlechter dotiert war. Ich wollte auch keinen Cent mehr haben, aber eine Verlängerung um ein weiteres Jahr. Einfach um nach sechs Jahren in Nürnberg eine Absicherung zu haben, wenn mal eine schlimme Verletzung kommt. Und dann wurde öffentlich gesagt: Mit den Spielern, die abgestiegen sind, werden wir garantiert nicht den Vertrag verlängern.

Klingt aber schon wahnsinnig populistisch.

Frantz: Wenn Sie das sagen. Dabei hatte ich mich gerade fitspritzen lassen, weil der Trainer sagte, ich dürfe jetzt im Abstiegskampf nicht fehlen. Später bin ich dann wegen der nicht auskurierten Verletzung noch mal zehn Monate ausgefallen. Irgendwann habe ich mich gefragt: Wie soll das noch funktionieren, wenn man so miteinander umgeht?

Keine Alibis wegen Streich

In den Foren las man andere Dinge: Schon wieder einer, der das sinkende Schiff verlässt, weil er sich zu fein für die Zweite Liga ist.

Frantz: Blödsinn, ich bin ja 2015 auch mit Freiburg in die Zweite Liga runter.

Was ist in Freiburg anders als damals in Nürnberg?

Frantz: Hier ist auch nicht immer alles harmonisch, aber der Respekt voreinander ist immer da. Und was angekündigt wird, wird auch eingehalten. Hier kannst du in Ruhe arbeiten und brauchst als Spieler gar nicht erst versuchen, Stimmung gegen den Trainer zu machen. Der Trainer bleibt hier einfach, also brauchst du erst gar nicht nach Alibis zu suchen.

Haben Vereine mit solch kleinen Etats wie Freiburg oder Nürnberg mittelfristig überhaupt eine Chance in der Ersten Liga?

Frantz: Schon, jetzt ja nur noch, wenn du dir immer wieder irgendwelche kleinen Vorteile erarbeitest. Bei Standardsituationen zum Beispiel, in taktischen Dingen. Aber in kürzester Zeit haben die anderen aufgeholt. Und mehr Geld haben sie eh.

Trauen Sie dem Club den Klassenerhalt zu?

Frantz: Ja, aber trotzdem hoffe ich, dass wir ihn noch vor ihnen schaffen.

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