Mit dem Schlusspfiff! Last-Second-Sukalo rettet Fürth Dreier

22.11.2015, 15:20 Uhr
Der Jubel beim Kleeblatt kennt keine Grenzen: Nach dem 2:1-Treffer bebte der Auswärtsblock.

© Zink Der Jubel beim Kleeblatt kennt keine Grenzen: Nach dem 2:1-Treffer bebte der Auswärtsblock.

"Refugees welcome", Flüchtlinge willkommen, stand auf dem Banner, das die Kleeblatt-Fans im Heidenheimer Albstadion vor 11.300 Zuschauern hochhielten. Das Fanprojekt Fürth war erstmals mit 30 Flüchtlingen zu einem Auswärtsspiel angereist. Ihre Schals und Mützen bekamen sie gespendet, sodass sie auch stilecht eingekleidet mithüpfen und -singen konnten.

Und ihre Mannschaft trug an jenem Nachmittag auch dazu bei, dass die Stimmung im Gästeblock gut war. Denn besser kann man in ein Spiel nicht einsteigen. Nach einem Eckball in der vierten Minute von Robert Zulj, der fast alle Standards für die Fürther trat, bugsierte Goran Sukalo mit seinem schwächeren linken Fuß den Ball ins Tor. Es war in zweifacher Hinsicht eine Sensation: Es war eines der seltenen Tore der Spielvereinigung nach einem Standard in dieser Saison, es war der erste Treffer für die Fürther gegen Heidenheim überhaupt und Sukalos erster in dieser Spielzeit.

Überhaupt war es ein erfreulicher Auftritt der Weiß-Grünen. Noch im Mai diesen Jahres wurde hier eine blutleere Elf unter Trainer Mike Büskens mit 0:3 nach Hause geschickt, auch, weil Robert Zulj sich damals die rote Karte nach der Pause abholte.

"Es gaht nix", sagt der Schwabe

Diesmal aber hieß es früh: Führung für Fürth. Der Effekt war, dass sich die Gäste früh auf taktische Dinge konzentrieren konnten, während ein stark schwäbelnder Zuschauer auf der Haupttribüne das Stückwerk seiner Elf mit "Es gaht nix" zusammenfasste. Der Gastgeber war bis zur Pause völlig von der Rolle, leistete sich leichte Fehler im Spielaufbau. Weil aber auch die Fürther vorne früh attackierten und dem Gegner keine Chance ließen, sein Spiel aufzuziehen. Da wirkte auch der Ex-Fürther Ronny Philp auf der rechten Abwehrseite blass, der in Heidenheim nach dem Intermezzo in Augsburg wohl endlich sein Glück gefunden zu haben scheint.

Vorbildlich in dieser Phase war Sebastian Freis, der ein unglaubliches Pensum abspulte und viele Bälle, an beiden Sechzehnerräumen eroberte. Das Kleeblatt trat mit derselben Viererkette auf wie vor der Länderspielpause. Stefan Thesker war nach Oberschenkelproblemen rechtzeitig fit geworden. Im 4-2-3-1 sicherten Andreas Hofmann und Goran Sukalo als Doppelsechs vor der Abwehr ab. Domi Kumbela war nicht im Kader, als zweiten Stürmer hatte Stefan Ruthenbeck den 19-jährigen Stefan Maderer auf der Bank.

Berisha will einfach nicht treffen

Dass es das Kleeblatt nicht schaffte, den Vorsprung auszubauen, lag nicht am Gegner. In der 9. Minute verzog Thesker aus Distanz. Und nach 34 Minuten steckte Stiepermann auf Mittelstürmer Veton Berisha durch, doch der Norweger schoss Torhüter Jan Zimmermann im Eins gegen eins an. Er bleibt sich nach wie vor treu und belohnt sich zu selten für den hohen Aufwand, den er betreibt. Denn beinahe die gleiche Szene leistete er sich zehn Minuten nach der Halbzeitpause. Nur für die Statistik: Auch Benedikt Röcker hätte nach einem Freistoß zum Pausenpfiff per Kopf erhöhen können. Das aufzuzählen ist wichtig, denn es sollte sich rächen.

Der Ausgleich kündigte sich stückchenweise an. Mit jedem Angriff, der auf das Tor von Sebastian Mielitz zurollte, wurden die Gastgeber sicherer, Fürth zog sich immer mehr zurück. Nachdem Adriano Grimaldi in der 50. noch an Mielitz scheiterte, verpasste er nur zwei Minuten später eine gefährliche Hereingabe von Robert Leipertz nur knapp. Das Publikum kam auf.

Nach dem vorhin erwähnten verpatzten Konter von Berisha probierte es Stiepermann kurz darauf per Fernschuss aus 45 Metern. Vielleicht fehlte langsam der Glaube an den Nebenmann.

Die letzten Sekunden verändern alles

Und dann war es endlich soweit: Der Heidenheimer Leipertz, wunderbar freigespielt im Fünfmeterraum, drückte den Ball über die Linie (65.). Mielitz war bis dahin ohne Fehl und Tadel, hatte aber an dem Treffer keine Schuld. Doch das Tor verunsicherte die ganze Mannschaft, die am Ende nur noch mit dem eingewechselten Tom Weilandt in der Spitze spielte, der Rest verschanzte sich in der eigenen Hälfte.

In der 80. Minute warf Sebastian Mielitz den Ball Marc Schnatterer in die Füße. Doch seinen Schuss fing Fürths Keeper mühelos. Die Gastgeber drückten brutal, Fürth reagierte nur noch, Entlastung nach vorne fand nicht mehr statt.

Bis kurz vor Schlusspfiff: Robert Zulj lief noch einmal zu einer Freistoßflanke an, noch einmal stieg Goran Sukalo in die Höhe – und wuchtete den Ball ins Tor. 2:1 – der Jubel im Gästeblock kannte keine Grenzen. Verdient, unverdient? Das interessierte hier niemanden.


Der Live-Ticker zum Nachlesen.

FC Heidenheim: Zimmermann - Philp (Strauß, 46.), Göhlert, Kraus, Feick - Titsch - Rivero, Theuerkauf (Beermann, 46.) - Leipertz, Schnatterer - Grimaldi (Voglsammer, 78.), Morabit.

SpVgg Greuther Fürth: Mielitz - Caligiuri, Franke, Röcker, Thesker - Hofmann, Sukalo - Stiepermann (Gießelmann, 90.), Zulj, Freis (Schröck, 73.) - Berisha (Weilandt, 73.).

Tore: 0:1 Sukalo (4.), 1:1 Leipertz (64.), 2:1 Sukalo (90.) | Gelbe Karten: Grimaldi (22.), Stiepermann (35.), Thesker (50.), Caligiuri (61.), Sukalo (73.)  | Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover) | Zuschauer: 11.300

 

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